Читать книгу Faithless Love - Jana Reeds - Страница 8

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Juan

Die Tür zu meinem Zimmer wurde geöffnet. Genervt schaute ich über den Rand meines Wasserglases hinüber. Da war ich einmal allein, ohne Kollegen, die stundenlang neben meinem Bett saßen, und was geschah? Irgendeine nervige Krankenschwester meinte wahrscheinlich, ausgerechnet jetzt meinen Puls messen zu müssen.

Dann aber sah ich, wer eintrat.

Und verschluckte mich prompt.

Hustend und nach Luft schnappend, röchelte ich wie ein verdammter Vollidiot.

Mierda.

Wenn ich mich richtig erinnerte, war unser erstes Treffen genauso verlaufen. Nur die Ohrfeige fehlte, aber die konnte ja noch kommen.

„Guten Morgen, Señor Alvarez. Wie geht es Ihnen?“, fragte die schwarzhaarige Schönheit, die Gott mir statt eines Engels geschickt hatte, und trat an mein Bett.

„Scheiße“, war meine Antwort auf ihre Frage, als ich endlich wieder Luft bekam. Innerlich fluchte ich weiter. Welcher Mann will schon in einem Krankenhausbett liegen, wenn er einer Frau begegnet, die er gerne vögeln würde?

Keiner.

Erstens sah ich aus wie ein Grufti. Ich bin nicht besonders eitel, aber nach ein paar Tagen hatte ich einen Blick in den Spiegel gewagt. Meine normalerweise dunkle Haut hatte einen grauen Schimmer. Die Schatten unter meinen Augen waren tiefschwarz und so groß wie Untertassen. Ich sah aus, als sei ich gestorben, vergraben und dann wieder ausgebuddelt worden. Genau so fühlte ich mich auch.

„Das tut mir leid. Ich hatte gehofft, es geht Ihnen schon besser.“

„Oh, da könnten Sie mir helfen. Hüpfen Sie einfach mit rein.“ Ich hob meine Bettdecke ein wenig an und klopfte einladend auf die Matratze.

Ein Schatten zog über ihr Gesicht. Genau so, wie ich es geplant hatte. Es gab kaum einen besseren Trick, um eine Frau schleunigst wieder loszuwerden, als sie so richtig blöd anzumachen. Und selbst wenn ich sie tatsächlich in meinem Bett haben wollte, dann garantiert nicht an einem Tag wie heute.

„Danke, kein Bedarf.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Mein Name ist Carmen Rojas, ich bin Polizisten der Guardia Zivil. Ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.“

Ihr Tonfall könnte die Sahara zum Gefrieren bringen. Wenn ich einen Ständer gehabt hätte, wäre der jetzt garantiert in sich zusammengefallen. Aber auch so wirkten ihre Worte wie eine kalte Dusche. Die Polizei hatte mich bisher in Ruhe gelassen. Ich hatte angenommen, dass die mich nicht mehr belästigen würden. Immerhin hatte die gesamte Crew schon ausgesagt. Jeder hatte gesehen, wie ich die Kugel abbekam, die für Lou bestimmt gewesen war. Jeder wusste, dass ich ein verdammter Held war.

Aber ich ließ mir nichts anmerken. Schüttelte ihre Hand, als hätte ich sie nicht gerade in mein Bett eingeladen. Schenkte ihr ein falsches Lächeln und sagte: „Dann fragen Sie mal los. Ich habe nichts zu verbergen.“ Und weil ich so tolle Manieren hatte, deutete ich auch noch auf den Stuhl, der neben meinem Bett stand. „Setzen Sie sich, machen Sie es sich bequem. Ich habe eh nichts Besseres zu tun, als mich mit einer schönen Frau zu unterhalten.“ Der letzten Bemerkung schickte ich ein anzügliches Grinsen hinterher, nur um sie wissen zu lassen, dass ich doch nicht so gute Manieren hatte.

„Wie schön für Sie.“ Carmen blieb natürlich stehen. War ja klar, eine Frau wie sie kam einer solchen Aufforderung nicht nach. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich. Wahrscheinlich dachte sie, mich so einschüchtern zu können, aber da kannte sie mich schlecht.

„Ich bin nur froh, dass Sie mich heute nicht mit einer Ohrfeige begrüßen“, sagte ich, um das Schweigen zu unterbrechen. Denn irgendwie störte es mich schon, diese Musterung. Die zusammengezogenen Augenbrauen. Die Gedanken, die hinter diesen wunderschönen Augen lauerten.

„Ach, daran erinnern Sie sich?“

„Ja, und daran, dass ich etwas frustriert war. Jeder, der aus einer Bewusstlosigkeit erwacht, sieht einen zauberhaften Engel. Und was bekomme ich? Eine dunkelhaarige Furie, die mich schlägt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Und auf Schläge stehe ich nun mal nicht. Wenn Ihre Neigungen in diese Richtung gehen, muss ich mein Angebot von vorhin wieder zurückziehen.“

Treffer.

Versenkt.

Ich sah es ihr an. Sie war kurz davor, umzudrehen und davonzurauschen.

Ich zumindest hätte es getan. So einen Scheiß würde ich mir von niemandem bieten lassen.

„Nach meiner Erfahrung haben die Männer mit der größten Klappe einen extrem kleinen Penis. Deshalb, danke. Ich muss das großzügige Angebot leider ablehnen.“ Sie lehnte sich nach vorn und nagelte mich mit ihrem Blick fest. „Wenn Sie noch mal so was zu mir sagen, schleife ich Ihren Arsch hier raus und werfe ihn in die nächste Zelle wegen Beamtenbeleidigung.“

Mierda.

Treffer für sie.

„Schön, dass wir das klären konnten“, sagte sie, als ich ausnahmsweise mal die Klappe hielt. „Und jetzt zu dem, was auf der Sea Shadow passiert ist. Sie wurden am fünfzehnten August überfallen. Ist das korrekt?“

„Ich denke schon. Sie wissen das wahrscheinlich besser als ich; mir irgendwelche Daten zu merken, ist nicht so mein Ding. Wenn Sie also meine Aussage dazu wollen, dann kann ich Ihnen nur mitteilen, dass die uns irgendwann im August angegriffen haben. Könnte der fünfzehnte gewesen sein oder der vierzehnte. Meinetwegen auch der sechzehnte oder der siebzehnte. Moment mal.“ Ich tat so, als würde ich nachdenken. „Der achtzehnte käme genauso infrage.“

Diese Carmen schaute mich genervt an, aber ich war so schlau, mir ein Grinsen zu verkneifen. Kein Gesetz besagte, dass ich mich an irgendwas erinnern musste. Vor allem, nachdem ich angeschossen worden war, stundenlang im eiskalten Wasser rumpaddelte wie ein verdammter Seehund und dann von der Guardia Civil rausgefischt wurde. Diese Carmen konnte froh sein, dass ich meinen eigenen Namen wusste.

„Gut. Dann erzählen Sie mal der Reihe nach, was passiert ist“, sagte sie. Ihrer Stimme konnte ich anhören, wie sie sich um einen neutralen Tonfall bemühte.

„Die Typen kamen mitten in der Nacht. Sie haben mich und Dylan aus dem Schlaf gerissen. Zwei Piraten, beide mit Sturmhauben und Gewehren. Sie haben uns in eine andere Kabine gebracht, wo wir mit Tyler, Fabio und Logan eingesperrt wurden. Tyler haben sie irgendwann befragt und zusammengeschlagen, weil er nicht verraten wollte, wo sich Lou und Marli versteckt hatten. Aber auch ohne Tylers Mithilfe fanden sie die beiden Frauen. Kurz darauf mussten wir alle an Deck, weil Tyler mal wieder nicht kooperieren wollte. Dieses Mal ging es um die Kombination von seinem Safe. Was dort oben passiert ist, wissen Sie ja.“

„Oh, ich wusste auch schon, was davor geschah. Interessant ist nur, dass Sie jetzt nicht mehr weiterreden wollen.“

„Wer sagt, dass ich das nicht will?“

„Sie. Bis zu diesem Punkt haben Sie mir alles erzählt. Oder zumindest eine Kurzversion der Ereignisse, doch den Rest? Da wollten Sie sich rauswinden. Warum ist das so?“

„Warum das so ist? Sind Sie schon mal angeschossen worden und danach fast ertrunken?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Es ist verdammt traumatisch. Deshalb will ich nicht drüber reden.“

„Interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein harter Kerl aus einer Kugel und ein bisschen kaltem Meerwasser ein Drama macht.“

Ich richtete mich auf und stach mit dem Zeigefinger in ihre Richtung. „Sie haben ja keine Ahnung. Ich bin da fast abgesoffen. Vielleicht waren Sie zu sehr damit beschäftigt, mir Ohrfeigen zu verpassen, um es zu bemerken, aber meine Scheißhände waren gefesselt, was bedeutet, dass ich stundenlang mit den Füßen gestrampelt habe wie ein Scheißsäugling, nur um nicht unterzugehen. Während die Guardia Civil damit beschäftigt war, ihre Köpfe aus dem Arsch zu ziehen und dann auch irgendwann mal zu erscheinen.“ Mierda! Mein Ausbruch hatte mich total erschöpft. Wie eine verdammte Pussy legte ich mich in die Kissen und schloss die Augen. Ich brauchte eine Pause. Musste nicht mal lang sein. Ein paar Wochen würden schon reichen. Am besten wäre es, wenn diese Carmen ihren hübschen Arsch wieder aus meinem Zimmer bewegte und mich nicht an Sachen erinnerte, die ich lieber vergessen wollte.

„Wissen Sie eigentlich, dass bei einer ersten Befragung einige der Crewmitglieder aussagten, sie hätten gehört, wie Sie einen der Piraten mit Namen ansprachen?“

„Und welcher Name soll das gewesen sein?“ Ich drehte den Kopf und schaute sie an. „Vielleicht Arschloch oder Motherfucker?“

„Nein. Es war Diomiro.“

„Señorita, ich weiß nicht, ob Sie das mitbekommen haben. In der Guardia ist man wahrscheinlich mit vielen wichtigen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel damit, Bleistifte anzuspitzen oder mit einem Lineal den Schreibtisch zu vermessen. Auf jeden Fall zu beschäftigt, um zu bemerken, dass es an dem Tag ziemlich windig war. Dazu kam noch, dass plötzlich alle rumgeschrien haben. Tyler wollte den Typen davon abhalten, seine Verlobte abzuknallen. Dylan rief ebenfalls etwas. Und ich habe mich, dämlich wie ich bin, dazwischengeworfen. Irgendwas hab ich gesagt, Dios mio oder, keine Ahnung, vielleicht auch was anderes. Aber Diomiro? Welcher Pirat, der was auf sich hält, hat so einen Pussynamen?“

„Also streiten Sie ab, einen der Piraten zu kennen?“

„Ja, verdammt noch mal, das tue ich. Außerdem hatten die Arschlöcher die ganze Zeit über Masken auf. Selbst wenn mein Bruder dabei gewesen wäre, hätte ich ihn nicht erkannt.“

„Sie sagen also, Ihr Bruder könnte dabei gewesen sein?“

„Señorita, verdrehen Sie nicht meine Worte. Das habe ich nicht gesagt, es war nur ein Vergleich, um zu zeigen, wie …“ Ich stockte, strich das Wort „dämlich“ aus dem Satz und ersetzte es mit: „… haltlos Ihre Anschuldigungen sind. Noch mal zur Erinnerung. Ich habe die Kugel abgefangen, die für Lou bestimmt war. Bei der Sache hätte ich draufgehen können.“

„Ja, das mag sein.“

„Es mag nicht nur sein, es ist auch so“, knurrte ich. „Und jetzt bin ich müde. Wie wäre es, wenn Sie Ihre Fragen nehmen und jemand anderen damit nerven.“

„Oh, das tue ich, keine Angst, denn irgendwas ist hier faul, und ich werde herausfinden, was es ist.“

„Viel Spaß dabei.“

„Danke.“ Sie strahlte mich an. Ich wusste, das Lächeln sollte mich ärgern, aber es brachte nur mein Herz dazu, einen Schlag auszusetzen und meinen Schwanz … Egal. Carmen mochte wunderschön sein, einen geilen Arsch haben und sensationelle Titten. Trotzdem würde ich nicht auf sie reinfallen. Der Frau würde ich in Zukunft fernbleiben.

Faithless Love

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