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Achtes Kapitel

Das hat gerade noch gefehlt, dachte Gavin resigniert. Es reichte nicht, dass er die Dame provoziert und zu einem Fehltritt verleitet hatte, bei dem Blut geflossen war. Jetzt musste er das Ganze auch noch diesem anmaßenden Kosaken erklären, der sich zu ihrem Beschützer aufgeworfen hatte. Immerhin würde das recht interessant werden, da er selbst kaum wusste, wie es zu dem Unfall gekommen war.

Der Vorfall hatte ihn mit erschreckender Deutlichkeit an das vier Jahre zurückliegende Treffen im Morgengrauen erinnert, bei dem sein Gegner, ein junger Dichter von übersteigertem Stolz, der indes kaum mit einem Degen umzugehen vermochte, eine unbeholfene Attacke ausgeführt und dabei seine Klinge zerbrochen hatte, so dass er nach vorn gestürzt und auf dem regenfeuchten Gras des Duellplatzes ausgerutscht war. Mit den Armen rudernd, war er Gavin entgegengefallen und von seinem Rapier aufgespießt worden, bevor dieser hatte zurückweichen können. Dabei hatte Gavin bloß vorgehabt, den jungen Narren Geduld und Rücksicht zu lehren. Das Leben hatte er ihm nicht nehmen wollen. Es war ein sinnloser Tod gewesen. Erst als die ausgefranste Wunde, die die zerbrochene Klinge ihm zugefügt hatte, schon lange verheilt war, war er endlich über das Ganze hinweggekommen.

Zumindest hatte er angenommen, darüber hinweg zu sein, sah man einmal von der Tatsache ab, dass er hin und wieder mitten in der Nacht von Albträumen heimgesucht wurde. Festzustellen, dass das nicht der Fall war, hatte etwas Ernüchterndes.

Was ihn eben so schwer erschüttert hatte, war zweifellos der Umstand, dass es hier erneut aufgrund von Unerfahrenheit zu einem Unfall gekommen war. Hinzu kam noch seine natürlich Abneigung, einer Angehörigen des schönen Geschlechts etwas zuleide zu tun. Bei Ariadne Faucher waren zwar kaum Anzeichen für die zarten Gefühle vorhanden, die man mit diesem Ausdruck in Verbindung brachte, aber sie war tapfer, stolz und sehr weiblich und verdiente es einfach nicht, dass man sie grundlos verletzte.

Welchen Bezug die Erwähnung ihres bei einem Duell umgekommenen Bruders haben sollte, vermochte Gavin nicht nachzuvollziehen. Soweit er wusste, war der junge Dichter, mit dem er sich duelliert hatte – ein Mann namens Francis Dorelle –, das einzige Kind von Leuten gewesen, die bei seiner Geburt fast schon mittleren Alters gewesen waren. So waren sie ihm beschrieben worden, und als sie nach Maison Blanche gekommen waren, um den Leichnam ihres Sohns abzuholen, hatte er sie aus der Ferne gesehen.

»Was wollen Sie hier?«, fragte die Dame den Eindringling. Nachdem sie ihr Handgelenk von Gavins Knie genommen und die dunkel schimmernde Masse ihres Haars zu einem Knoten gebunden hatte, schickte sie sich an aufzustehen.

Gavin erhob sich ebenfalls und stützte ihren Ellbogen mit der Hand, bis sie ihre Füße aus dem Saum ihres Rocks befreit hatte. Anschließend ließ er sie los und trat einen Schritt zurück, um genug Platz zu haben, falls es erforderlich werden sollte, dass er nach seiner Klinge griff, um sich zu verteidigen.

»Ich habe Ihrer Gastgeberin einen Besuch abgestattet und wollte gern wissen, was für Fortschritte Sie machen«, antwortete der Russe mit zusammengekniffenen Augen. »Wobei habe ich Sie denn gerade gestört, wenn ich fragen darf?«

»Das dürfen Sie nicht«, erwiderte sie, den Blick auf den Handschuh gerichtet, den sie gerade wieder überstreifte, »am allerwenigsten in diesem Ton. Trotzdem will ich Ihnen verraten, dass hier soeben ein kleiner Unfall passiert ist.«

»Ihnen?« Sein Blick heftete sich auf die Blutflecken an ihrem Rock. »Lassen Sie mich sofort die Wunde sehen.«

Der tadelnde Blick, den der Russe ihm zuwarf, brachte Gavin ebenso auf wie dessen besitzergreifendes Verhalten und die Art, wie er Ariadnes Hand ergriff und ihren Ärmel nach oben schob. Ihm war klar, dass er kein Recht hatte, aufgebracht zu sein, doch das schwächte seine instinktive Reaktion in keiner Weise ab. Immerhin war es ein gewisser Trost, dass die Dame dem Russen ihren Arm unwillig entzog, da es darauf schließen ließ, dass dessen Berührung ihr nicht genehmer war als die ihres Lehrers.

Die temperamentvolle Antwort, die sie dem Gentleman gegeben hatte, war ebenfalls überraschend. Gavin war es nicht gewohnt, dass jemand für ihn in die Bresche sprang, wenn Unannehmlichkeiten bevorstanden. Die Neuheit des Ganzen berührte ihn äußerst seltsam.

»Das ist ohne Belang«, sagte sie, indem sie ihren Ärmel wieder über den Verband streifte.

»Das ist ein Sakrileg. Sie müssen unverzüglich mit diesem Unterricht aufhören.«

»Über dieses Thema haben wir schon einmal gesprochen. Ich habe keine Lust, es wieder aufzunehmen.«

Mit herrischem Blick drehte Nowgorodtschew sich Gavin zu. »Es ist einfach unmöglich, nach diesem Unfall weiterzumachen. Wenn Sie irgendeinen Anspruch darauf erheben, ein Fechtmeister zu sein, ein Mann zu sein, werden Sie sofort Abstand von diesem Unterricht nehmen.«

»Unsinn«, wandte die Dame ein.

Einen Moment zuvor hätte Gavin dem Russen wahrscheinlich zugestimmt. Doch aufgrund der Perversität der menschlichen Natur erwies sich das jetzt als unmöglich. Er betrachtete seine Fingerspitzen, fuhr mit dem Daumen über einen kleinen, vom Blut der Dame stammenden Fleck und verrieb ihn auf seiner Haut, als handle es sich um eine kostbare Salbe. »Ich stehe Madame Faucher zur Verfügung, da ich es ihr schuldig bin, sie für die Verletzung gebührend zu entschädigen. Wenn sie meine Dienste auf irgendeine Weise benötigt – wer bin ich, dass ich mich weigern könnte?«

»Sie englischer Geck, Sie«, stieß der Russe hervor und kam auf ihn zu.

Ariadne Faucher trat zwischen die beiden Männer. »Seien Sie kein Dummkopf, Sascha. Sie können kaum von Monsieur Blackford erwarten, dass er Ihre Einmischung hinnimmt, ohne sich zur Wehr zu setzen. Er meint es in keiner Weise persönlich.«

Davon schien der andere Mann nicht überzeugt zu sein. Trotzdem ließ er sich von Ariadne, die ihm die Hand auf den Arm legte, zur Seite führen, derweil die Dame beschwichtigend auf ihn einredete und ihm vorschlug, zu Maurelle und ihren anderen Gästen zurückzukehren. Sobald sie sich zurechtgemacht habe, werde sie sich zu ihnen gesellen.

Dann gingen sie aus dem Zimmer und ließen Gavin auf der Fechtbahn zurück. Er nahm sein Florett auf, starrte es einen Moment lang an und hob und senkte es dann, um ihnen einen spöttischen Gruß hinterherzuschicken.

Die Dame irrte sich, was seine Absichten betraf. Sie waren durchaus persönlicher Natur, obwohl sie das, wenn er Glück hatte, nie herausfinden würde.

Überdies hatte sie auf unwiderstehliche Weise seine Neugier geweckt. Das war möglicherweise ihr größter Fehler.

Kampf der Gefühle

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