Читать книгу HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! 55 fantastische Reiseziele in Deutschland - Jens van Rooij - Страница 10
ОглавлениеMartha’s Vineyard, Massachusetts, USA 41° 23‘ 43“ Nord / 70° 36‘ 55“ West
NORDSEEINSEL SYLT
55° 01‘ 07“ NORD / 08° 25‘ 56“ OST
Übersichtskarte | Online-Karte
ES REGNET. Auf dem schmalen Asphaltband, das sich durch wolkenverhangene Dünen schlängelt, staut sich das Wasser in dunklen Pfützen. Ewan McGregor wischt sich die Tropfen aus dem Gesicht und tritt verbissen in die Pedale. Er muss es wissen – muss erfahren, wie Mike McAra, der am Strand von Martha’s Vineyard als blasse Leiche angespült wurde, ums Leben kam. Hinter einer Biegung zeichnen sich die verschwommenen Umrisse eines Turms ab, der aussieht wie … Moment? Das ist doch das Lister Leuchtfeuer an der Mautstraße zum Ellenbogen! Spätestens jetzt freute sich so mancher Syltfan, der 2010 »The Ghostwriter« im Kino sah, über ein Aha-Erlebnis. Oder sogar deutlich früher. Etwa, wenn zum Auftakt des Thrillers der als US-Autofähre dekorierte »SyltExpress« Martha’s Vineyard ansteuert, tatsächlich aber im Lister Hafen andockt. Dass der skandalumwitterte französisch-polnische Regisseur Roman Polański den Streifen – noch dazu mit Stars wie Ewan McGregor, Pierce Brosnan und Kim Cattrall – ausgerechnet in Nordfriesland drehte, hatte mehrere Gründe. Zum einen ähneln sich Sylt und Martha’s Vineyard wirklich sehr. Auch auf dem neuenglischen Eiland gibt es weiße Dünen, weite Strände und etliche Leuchttürme. Blickt man von den schroffen »Gay Head Cliffs« an der westlichen Inselspitze aufs Meer, wähnt man sich am Roten Kliff bei Kampen. Nur ab und an mussten die Szenenbildner etwas nachhelfen: So wurden an besagter Mautstraße alle Verkehrszeichen abmontiert und durch englische Schilder ersetzt. Auch die altmodische, im Film deutlich sichtbare Stromleitung wurde neu aufgebaut, weil es sie im Listland so natürlich gar nicht gibt. Aber wofür all die Mühe, warum nicht gleich in Massachusetts filmen? Für Roman Polański war das keine Option. Bereits Ende der 1970er-Jahre wurde der Regisseur in Amerika wegen Vergewaltigung verurteilt und tauchte später in Europa unter. Seither fordern die USA Polańskis Auslieferung und Auslandsreisen sind für den heute 85-Jährigen brandgefährlich. So verpasste Polański denn auch die Berliner Premiere von »The Ghostwriter«, da er in der Schweiz in Untersuchungshaft festsaß. Die Produktion wurde dennoch mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet – auch Sylt sei Dank.
Zwillingsschwestern? Strände und Kliffs der Inseln Sylt und Martha’s Vineyard sind sich zumindest sehr ähnlich. Auf Sylt wurden vor allem die Landschaftsaufnahmen von »The Ghostwriter« gedreht, die Szenen rund Villa der Hauptfigur Adam Lang entstanden hingegen auf Usedom.
RESTAURANTS
KUPFERKANNE
Kaffee- und Teespezialitäten und wunderbare Kuchen aus der hauseigenen Backstube werden in einem unterirdischen Labyrinth mit magischem Flair oder im herrlichen Kieferngarten mit Blick aufs Wattenmeer serviert. Stapelhooger Wai 7, 25999 Kampen, Tel. 046 517/410 10, Apr.–Okt. tgl. 10–18, Nov.–März Mo–Fr 12–17, Sa/So 11–17 Uhr, www.kupferkanne-sylt.de
BADEZEIT
Ob Kleinigkeit, Rib-Eye-Steak, Tandoori-Hühnchen oder Käsekuchen – es schmeckt und wird herzlich serviert. Das Panorama auf die Nordsee macht Lust auf Variationen vom Fisch oder klassische Hausmannskost. Dünenstr. 3, 25980 Westerland, Tel. 046 51/834 02, tgl. ab 11 Uhr, www.badezeit.de
ÜBERNACHTUNGEN
HAPAG 54° NORD
Cool, stilvoll, modern – ein Wohlfühlort für Sportbegeisterte und Ruhesuchende gleichermaßen. Ob Golfer, Wassersportler und Jogger oder Liebhaber finnischer Sauna, Dampfbad und Wärmekabine, hier lässt es sich leben. Dafür sorgt auch das Bistro Dock 2 mit Speisen in regionaler Topqualität. Strandstr. 2, 25997 Hörnum, Tel. 046 51/44 91 70, www.hotel54gradnord.de, DZ ab 120 €
FÄHRHAUS
Das Fünf-Sterne-Hotel erfüllt mit edlem Spa und drei verschiedenen Restaurantwelten kleine Träume. Der eine oder andere muss vielleicht ein bisschen dafür sparen. Aber es lohnt sich! Bi Heef 1, 25980 Munkmarsch, Tel. 046 51/939 70, www.faehrhaus-sylt.de, DZ ab 250 €
KEITUM
Das friesische Juwel lockt im Osten mit alten, hingebungsvoll renovierten Kapitänshäusern, die von malerischen Friesenwällen gesäumt sind. So satt grün, mit uralten Kastanien, Buchen und Linden, ist Sylt nur hier. Eine echte Idylle, die auch von Künstlern wie Glasbläsern und Goldschmieden geliebt wird. Verschlungene, wildromantische Pfade führen zu Galerien, Kunsthandwerksstätten, urigen Teestuben, Boutiquen und hervorragenden Restaurants. Unbedingt sehenswerte Schätze wie das Altfriesische Haus, die Hünengräber Harhoog und Tipenhoog aus der Steinzeit oder die spätromanische Seefahrerkirche St. Severin mit ihrem Prominentenfriedhof lassen das Sylter Lebensgefühl der Vergangenheit beeindruckend aufleben.
Tourist Info: Gurtstig 23, 25980 Keitum, Tel. 046 51/99 80, Mo–Fr 10–16 Uhr, www.insel-sylt.de
Die gute Stube im Altfriesischen Haus (Museum). Der Ofen wurde mit Heidekraut, Schafdung und Treibholz beheizt.
ALTFRIESISCHES HAUS
Ob Kööken (Küche) oder Kööv (Wohnstube): Im Altfriesischen Haus scheint die Zeit des 18. bis 19. Jh. stehen geblieben zu sein. In dem im Jahr 1793 errichteten Kapitänshaus lebte der Heimatforscher und Chronist Christian Peter Hansen, der sich den Erhalt der Sylter Traditionen zur Herzensangelegenheit machte. Heute wird das Anwesen mit seiner heimatkundlichen Sammlung vom Verein Söl’ring Foriining liebevoll gehegt. Ein Besuch in diesem originellen Museum – möbliert in authentischem, altfriesischem Stil und ausgestattet mit Haushaltsgegenständen und kunsthandwerklichen Arbeiten – lässt den Reichtum einstiger Sylter Seefahrerfamilien erahnen. Eine separate Ausstellung zeigt Gegenstände vom Neolithikum bis ins 19. Jh.
Am Kliff 13, 25980 Keitum, Apr.–Okt. Mo–Fr 10–17, Sa/So 11–17, Nov.–März. Do–So 11–15 Uhr, www.soelring-foriining.de
HINDENBURGDAMM
Schon seit dem 1. Juni 1927 fahren Millionen Menschen auf der Bahnstrecke Hindenburgdamm durchs Watt nach Sylt – mit mehr als 1000 Zügen täglich! Das Bauprojekt war eine große Herausforderung an Ingenieure und Arbeiter, denn immer wieder sorgten Sturmfluten und Überspülungen für böse Überraschungen. Schließlich wurden Stahlplatten in den Wattboden gerammt, Spundwände gesetzt und enorme Erdmassen bewegt, um das Wasser zu stoppen. Bis zu 1500 Menschen arbeiteten an dem 18,5 Millionen Rentenmark teuren Transportdamm, der heute längst der wichtigste Reiseweg auf die Insel ist.
Östl. von Morsum
ERLEBNISZENTRUM NATURGEWALTEN
Das multimediale Umwelt- und Erlebniszentrum vermittelt Erstaunliches zu den Elementen – und zwar zum Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen. Jung und Alt lernen über Stürme und Flauten, Winde und Fluten, das Leben mit den Gezeiten und die Kräfte der Nordsee. Das Kinder- und Jugendprogramm, Seetierbecken, Wissensshows u.v.m. sind nicht nur an Regentagen eine Alternative zum Strand.
Hafenstr. 37,25992 List, tgl. 10–18 Uhr, www.naturgewalten-sylt.de
BRADERUPER HEIDE
Die Heide ist von Menschenhand gemacht: Sie entstand, nachdem hier ein Wald abgeholzt worden war. Ab April blühen Besenheide, Glockenheide sowie Krähenbeere in verschwenderischer Farbpracht und machen das 137 ha große Areal zu einer Augenweide. Apropos Weide: Die hier lebenden Schafe betätigen sich als Landschaftspfleger. Sie sorgen dafür, dass die Pflanzen nicht zu sehr wuchern und die Heide nicht verholzt.
Zugang über Üp de Hiir oder M.T.-Buchholz-Stig, Wenningstedt/Braderup; organisierte Wanderungen unter www.naturschutz-sylt.de/event/heidewanderung
SPAZIERGANG IM WATTENMEER
Die Erkundung des Weltnaturerbes Wattenmeer ist unverzichtbar bei einem Sylturlaub. Dieses Erbe mag karg erscheinen, ist jedoch voller Leben, Wandlung und Überraschendem. Der Westen tost, der Osten bleibt zahm. Die Kenntnis der Zeiten von Ebbe und Flut können über Leben und Tod entscheiden. Aber auch Sonnen- und Regenschutz sowie das richtige Schuhwerk helfen dabei, das Erlebnis ohne Reue genießen zu können. Nehmen Sie doch einen zertifizierten Wattführer mit. Und lassen Sie keine Hinterlassenschaften da – damit alle Besucher dieses fast unfassbare Naturschauspiel noch lange genießen können.
Start im Hörnumer Hafen oder an vielen anderen Stellen entlang der Ostküste der Insel, Gezeitenkalender in den Kurverwaltungen und unter www.sylt.de