Читать книгу Fickschnitte - Jessy Hase - Страница 16
ОглавлениеKapitel 4
Vor wenigen Stunden war noch einmal Schnee gefallen. Wir befinden uns mitten im frühen April. Dieser Winter war als sehr milde zu bezeichnen. Nur gelegentlich fielen die Temperaturen unter 0 Grad C. Eigentlich liebe ich Schnee und Kälte. Das sind dann die schönen Momente, um für ein paar Tage in einer einsamen Berghütte vor einem Kamin in der Einsamkeit auszuspannen. Zusammen mit einem Partner lassen sich diese Stunden sehr abwechslungsreich gestalten. Doch dieser Winter entzückte nur mit wenigen romantischen Eindrücken.
Kaum hatte es geschneit, verblasste der weiße Zauber bereits nach wenigen Stunden und wandelte sich zu einer Mischung aus Feuchtigkeit und Dreck. Ich schlendere durch die Straßen. Heute ist Samstag und ich bin alleine. Ich fühle mich gut und versuche noch einmal kalte Luft zu schnappen, bevor der Sommer wieder einkehrt und die Schwüle die Tage zum Erlegen bringt. Bei meinen Spaziergängen verfalle ich immer wieder gerne in Erinnerungen.
Ich denke an meine Kindheit, meine Schulzeit, aber sicher auch das eine und andere sündige Erlebnis. Mit dieser Mischung an Gedanken wird selbst der langweiligste Spaziergang, selbst bei Regenschauern, zu einem fantasievollen Erlebnis. Gerade saust ein alter Opel Astra an mir vorbei. Der Lack ist schon ein wenig abgeblättert, eine Beule ist auch erkennbar. Das weckt in mir Erinnerungen aus der alten Zeit. Eigentlich sind diese gar nicht einmal so alt.
Aber damals war meine Situation ganz anders als heute. Mit damals meine ich vor 3 – 4 Jahren. Ich hatte nur kleinere Jobs, es fand sich nichts Festes. Es reichte nur für ein Zimmer in einer WG. Das war ein schönes Leben, zur Ruhe kam ich dort aber nie. Mein Freund in dieser Zeit war jung, dem Leben zugewandt, ohne an Morgen zu denken. Der alte Opel Astra, der hier gerade vorbei sauste, erinnert mich an ihn. Er fuhr ebenfalls einen Astra. Nicht weil er die Marke Opel mochte, sondern einfach, weil er einen alten Gebrauchtwagen in seiner Preisklasse fand. Die Türen knarrten und ließen sich nur mit großem Druck schließen. Beulen war hinten und vorne verteilt. Aber der Wagen fuhr und er liebte sein altes Gefährt. So Einiges haben wir gemeinsam in diesem Auto erlebt. Ich erinnere mich an sehr schöne Situationen, aber auch an kuriose.
Es war glaube ich im März oder im April 2015. Der Film Fifty Shades of Grey war gerade unter großem Medienecho in den Kinos angelaufen. Ich hatte schon viel von dem Film gehört und das Buch zuvor verschlungen. Natürlich wollte ich nun den Streifen im Kino sehen.
Mein Freund begleitete mich ohne große Widerworte, richtig glücklich war er aber nicht. Wir schauten ihn damals gegen frühen Abend in einem der größeren Kinos an. Ich weiß noch genau, dass ein großer Ansturm vor dem Gebäude war und wir warten mussten, bis wir überhaupt zum Kassenhäuschen gelangten. Aber es war draußen bereits sommerlich warm, die Sonne schien immer noch kräftig und man hätte meinen können, es wäre erst früh am Nachmittag. Irgendwann schafften wir es zur Kasse, konnten noch zwei passende Plätze in den oberen Reihen bekommen und zwei Tüten frisches Popcorn.
Als wir dann wenige Minute später zu unseren Sitzplätzen gelangten, waren wir sehr zufrieden. Die meisten Zuschauer versammelten sich unten. Trotz des vorherigen Andrangs war unsere Sitzreihe hier oben praktisch leer. Keiner verirrte sich zu uns. Die Lichter gingen aus, die große Leinwand erstrahlte mit der üblichen Werbung. Ich lehnte meinen Kopf an ihn. Er nahm mich ein wenig in den Arm und ich spürte sein ausdrucksstarkes Parfüm, das nach Mandarinen, warmer Zeder und Lavendel duftete. Ein sehr männlicher Duft, in den ich mich gerne verlor. Ich konnte gar nicht genug davon aufschnappen.