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Triudag, 1. Trideade im Feenmond/348 nGF

Ein Blick zurück

Es ist jetzt etwa sechs Jahre her, dass ich mit Telos, Thorn, Bargh und der Priesterin auf diese erste Mission im Dienste Al’Jebals aufgebrochen bin. Ich erinnere mich, als wäre es gerade erst gestern gewesen.

Sieben Monde waren ins Land gezogen, seit wir unseren Schwur geleistet hatten. Vieles hatte sich verändert – manches war gleich geblieben. Thorn hatte seinen inneren Konflikt kaum überwunden, vielmehr hatte er sich mit den Tatsachen arrangiert. Der Waldläufer aus Alba, Freund der Elfen und Feind der Clans, ehemaliger Vertrauter des großen Cäsarus Antonius Virgil Testaceus, hatte sich von einem fühlenden und mitfühlenden Wesen zu einem taktischen entwickelt. Seine Taktik bestand darin, am Leben zu bleiben.

Thorn hatte eines begriffen – solange er lebte, gab es für ihn möglicherweise noch den einen oder anderen Weg, die Dinge zum Besseren zu wenden. Ob für ihn selbst oder für die Welt, sei dahingestellt. Dabei war ihm nicht klar, dass er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr Herr seiner Sinne war. Irgendetwas hatte sich in seinem Kopf eingenistet und damit begonnen, sich seiner zu bemächtigen.

Telos Malakin, Oberpriester des Agramon, war der Weisung seines Gottes gefolgt, was die Sache für ihn erheblich erleichterte. Ein klares Gebot – keine weiteren Fragen.

Der Chryseische Pantheon war für Telos Vergangenheit, auch wenn ihm dies zu gegebenem Zeitpunkt noch nicht so recht bewusst war. Der Priester war vom Sitz der weisen, lichten, erhabenen Götter Amaleas zu Al’Jebals ganz privater Heerschar übergelaufen, die bis dato aus einem einzigen Gott bestanden hatte – Monoch, Herr des Todes und Repräsentant von Eis und Kälte.

Bargh Barrowsøn, nun ja, er war und blieb bescheiden. Die Aussicht auf Kampf und Glorie schien ihm zu genügen, um sich mit seiner neuen Situation abzufinden, zumal er darauf hoffte, eines Tages in seine Heimat zurückzukehren. Irgendwann würde er Farbe bekennen. Und wenn es soweit sein sollte, wollte ich bereit stehen.

Die Neue, die Al’Jebal so charmant in unsere kleine Gruppe eingeschleust hatte, stand indes vor einer äußerst delikaten Frage, die ihr während der nächsten Tage einiges an Kopfzerbrechen machte und die in abgewandelter Form auch Telos einst plagte: Wieso hatte Al’Jebal sie in seine Reihen aufgenommen? Sie, die die Anhängerin einer Göttin war, die zweifelsfrei als Widersacherin des Alten galt?

Und ich? Meine Prinzipien erlaubten es mir nicht, Fragen zu stellen. Trotzdem quälte mich die Ungewissheit darüber, was genau Al’Jebal mit meinem Innenleben angestellt hatte. Die feine Stofflichkeit meiner Seele war in Schwingung geraten und zwar in genau jenem Moment, als ich Al’Jebal das erste Mal gegenübergetreten war. Ich war tot, doch nun hatte ich das Gefühl, ein Funke Leben wäre in meinen kalten Körper zurückgekehrt. Dieses Gefühl war neu und beängstigend. Denn plötzlich spürte ich etwas, wollte ich etwas – nicht für jemand anderen, wie es bislang der Fall war, sondern für mich selbst. Ich wollte nicht mehr nur meinen Zweck erfüllen, ich wollte meinen Zweck gut erfüllen. Ich hatte den Wunsch zu gefallen. Und zu wünschen war mir nicht nur untersagt, es war auch gefährlich. Al’Jebal hatte etwas in mir bewegt, was über die gewöhnliche Ehrerbietung dem Meister gegenüber hinausging. Ich hatte damals nur keine Ahnung, was es war.

Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 2: Telos Malakin. Prüfung

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