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18. Kapitel Von London nach Southampton. — Ich steige an Bord des Riesendampfers „Berengaria“

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Am 28. August 1936 verließ ich also das gastfreundliche Haus in der Endsleigh Street, London, begleitet von den Segenswünschen meiner dortigen Freunde für meine Weltreise.

Mit einem Londoner Zug, der voll besetzt war mit Amerikareisenden, erreichte ich an demselben Tag gegen Abend Southampton, wo der große Dampfer „Berengaria“ auf die Amerikafahrer wartete.

Man wird begreifen, wie sehr ich darauf gespannt war, zum erstenmal diesen mächtigen, riesengroßen Dampfer zu sehen und zu betreten, der mich über das Atlantische Meer nach Neuyork bringen sollte.

Als unser Zug die Stadt Southampton erreicht hatte, fuhr er langsam zwischen vielen Häusern hindurch bis zum Meeresufer.

Ich schaute durch das Fenster meines Wagenabteils, um zu sehen, ob ich nicht unseren Riesendampfer „Berengaria“ irgendwo entdecken könnte. Dasselbe taten auch alle Mitreisenden. Doch, es war umsonst, das Riesenschiff zeigte sich nirgendwo.

Auf einmal merkten wir, daß unser Zug schon am Kai, dicht am Meeresufer angelangt war.

„Hier irgendwo muß aber doch die ‚Berengaria‘ liegen!“ rief eine Stimme in unser Abteil …

Es war aber immer noch nichts von der „Berengaria“ zu sehen.

An der einen Seite des Zuges waren hohe Häuser. An der anderen Seite aber stark gebaute Bollwerke gerade am Meere.

Mit größter Langsamkeit schleppte sich unser Zug noch immer vorwärts …

Plötzlich aber wurde es merkwürdig dunkel in dem Zuge …, und gleichzeitig sahen wir eine mächtige, turmhohe Wand, die uns fast das ganze Tageslicht wegnahm ..

„Was ist denn dies für ein pechschwarzes Ungeheuer?“ rief einer in die Dunkelheit hinein.

„Das muß wohl ein Riesenbau sein, sehr wahrscheinlich eine große Fabrik …“ erwiderte ein anderer.

„Ja, was könnte denn diese rabenschwarze Wand sein?“ fragte auch ich mich selber …

Während wir noch am Spekulieren waren, hielt der lange Eisenbahnzug. Sofort machte man die Türen auf, und die Reisenden strömten aus den Wagen heraus …

Ich wandte mich nach der geheimnisvollen Wand, welche unmittelbar vor uns in die Luft hinaufragte und alles, was in der Nähe war, überschattete …

Und was entdeckte ich da?

Zu meinem übergroßen Erstaunen kam es heraus:

Es war weder eine Fabrik noch eine Riesenmauer …, sondern es war, was wir am allerwenigsten denken konnten …, es war wirklich und wahrhaftig der Riesendampfer „Berengaria“, der geduldig auf uns wartete und uns nach Amerika bringen sollte. Es war der berühmte frühere deutsche „Imperator“ und jetzt die stolze englische „Berengaria“ …! Ich war erstaunt und überwältigt … So groß hatte ich mir diesen Koloß doch nicht gedacht …

Ich betrachtete mir nun das wunderschöne Schiff etwas näher.

Die hohe und enorm lange, pechschwarze Wand, die wir bei der Hinfahrt zum Hafen entdeckt hatten, war die eine Seite dieses Giganten …, der da im Wasser am Bollwerk unbeweglich lag … Alles rundherum sah gedrückt und winzig klein aus. Es war, wie wenn nichts anderes da wäre als nur die „Berengaria“ allein.

Mehrere Linien liefen wie malerische Verzierungen von vorne nach hinten an der erstaunlich langen schwarzglänzenden Schiffseite entlang. Es waren die unzähligen kleinen, runden Fensterchen, welche von den Seeleuten Ochsenaugen genannt werden.

Hoch oben über der Schiffswand konnte man, wenn man scharfe Augen hatte, eine Menge winzig kleiner Menschenköpfe entdecken.

Das waren die vor uns angekommenen Passagiere, die sich bereits auf dem Schiff eingerichtet hatten, und die uns — die zuletzt Angekommenen — neugierig betrachteten.

Während ich das große Schiff bestaunte, hatten alle meine Mitreisenden den Londoner Zug verlassen.

Sie standen auf dem Kai neben dem Zug, miteinander plaudernd und von ihren Freunden Abschied nehmend …, eine große Menschenmenge …

Auch ich stand da, einsam und allein, und studierte, was um mich herum geschah.

Da auf einmal wieder etwas ganz Neues: Als ich einen aufmerksamen Blick auf die geheimnisvolle, schwarzglänzende Schiffseite warf, entdeckte ich plötzlich an der Schiffswand zwei schneeweiße bewegliche Linien, die sich auf eine ganz merkwürdige Weise von oben nach unten bewegten.

Es war mir mit dem bloßen Auge nicht möglich, zu erkennen, was es eigentlich sei. Die Entfernung von dem Eisenbahnzuge aus war noch zu groß dazu.

Glücklicherweise hatte ich ein Fernglas bei mir.

Ich setzte es an und richtete es auf die merkwürdig weißen „Bänder“ an der Schiffswand … und erkannte nun, was es war …

Es war eine große Anzahl Männer, alle in schneeweißen Kleidern. Auf zierlichen Treppen, die von den Seeleuten „Fallreep“ genannt werden, stiegen diese Männer an der schwarzglänzenden Riesenwand des Schiffes rasch herunter, einer hinter dem andern.

Ich fragte einen Nachbarn, was für Menschen das wohl seien, und was sie wohl vorhätten.

Er antwortete: „Das sind die Schiffsdiener, die uns mit unseren Koffern auf das Schiff hinaufhelfen wollen.“

„Wie viele solche Schiffsdiener und Matrosen gibt es wohl im ganzen auf der ‚Berengaria‘?“ fragte ich jetzt neugierig.

„Ungefähr achthundertundfünfzig im ganzen.“

Unterdessen hatten sich die weißen Matrosen unter uns gemischt.

Nun setzte sich alles in Bewegung, um auf den Fallreepstreppen mit Hilfe der vielen weißen Diener das mächtige Schiff zu besteigen. Männer und Frauen, Koffer und Kisten und alles, was dazu gehörte, waren bald oben auf dem riesig großen Schiff in Sicherheit.

Es interessierte mich nun doch auch, wie viele Menschen auf diesem Schiff sein werden. Ich fragte einen der Diener, und er antwortete:

„Wir sind alles in allem rund zweitausendfünfhundert Insassen.“

Diese Zahl konnte ich kurz darauf noch mit eigenen Augen feststellen.

Nun waren wir alle an Bord …, eine wogende Menschenmenge oben auf dem Schiffsdeck.

Eine schwere Arbeit stand jetzt aber bevor: Jeder Passagier mußte kontrolliert werden, das heißt, die Pässe und anderen Papiere mußten bei jedem einzelnen untersucht werden.

Erst dann konnte jeder seine Kabine erhalten. Vorerst standen wir noch alle miteinander da wie eine große Herde, von allen Seiten bewacht.

Etwas weiter vor uns war ein enger Durchgang, ebenfalls umgeben von weißgekleideten Dienstleuten. Diese Gasse mußten wir passieren und dort unsere Papiere vorzeigen.

Ich merkte bald, daß diese höchst wichtige Kontrollarbeit schon angefangen hatte und nun im Gange war.

Ich stellte mich also in die lange Reihe der vielen wartenden Passagiere, um sobald wie möglich geprüft und als vollgültiger Amerikafahrer anerkannt zu werden.

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