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Kapitel 2

Es war bereits später Abend, als Mario heimkam. Er hatte den restlichen Nachmittag nach dem Anfängerkurs noch im Kletterzentrum verbracht, und war anschließend mit Freunden in das nahe gelegene Restaurant gegangen, wo sie bei einem ordentlichen Abendessen und ein paar Bierchen den Tag hatten ausklingen lassen. Es war wie immer eine sehr lustige Runde gewesen, aber Mario war heute nicht so recht bei der Sache. Seine Gedanken schweiften ständig ab, und zwar zu Laura. Im ersten Moment, als er sie mit diesem äußerst kessen Höschen stehen gesehen hatte, war er eigentlich ganz und gar nicht begeistert gewesen und hatte sich gefragt, zu was er sich da wieder hatte überreden lassen. Er hatte schon befürchtet, sie wäre eine von denen, die in so einem Aufzug gezielt auf Männerfang gingen, und gleich damit anfangen würde, ihn anzubaggern. Doch ihm lag nichts daran, Frauen abzuschleppen, die sich ihm sofort an den Hals warfen, das war langweilig. Er war vielmehr der Typ, der selber die Initiative ergreifen wollte. Aber zu seiner Überraschung war Laura dann ganz anders gewesen, als der erste Blick hatte vermuten lassen. Klug. Selbstbewusst. Nicht im Mindesten aufdringlich. Und ihr Lachen war bezaubernd. Überhaupt war ihre gesamte Erscheinung sehr seinem Geschmack entsprechend. Sie war schlank, aber nicht zu dünn, und die kurze Hose hatte nicht nur ihre wohlgeformten Beine enthüllt, sondern auch noch ihren knackigen, runden Hintern betont. Auch das T-Shirt war recht eng anliegend gewesen und hatte ihm eine Ahnung von ihren Brüsten vermittelt. B- oder C-Körbchen würde er schätzen, genauso wie er es mochte, nicht zu ausladend, aber immer noch so viel, dass man etwas in der Hand hatte. Ihr schwarzes Haar bildete einen attraktiven Kontrast zu ihrer eher blassen Haut, der vermutlich noch deutlicher hervortrat, wenn sie es offen trug. Aber heute hatte sie die Haare zu einem strengen Knoten hochgesteckt gehabt. Was ihre weibliche Ausstrahlung jedoch in keinster Weise gemindert hatte. Und nicht zu vergessen, diese wunderbaren grünen Augen, mit denen sie ihn jedes Mal so strahlend angesehen hatte, nachdem sie eine Wand erklommen hatte. Oh Mann, diese Frau hatte es ihm wirklich angetan.

Verträumt stellte er sich vor, wie er ihren Haarknoten lösen und ihr dunkles Haar sich in Wellen über ihre Schultern ausbreiten würde. In Gedanken hob er seine Hand und berührte ihre Wange, strich zärtlich zu ihrem Kinn hinunter, ließ sie dann auf ihren Hals gleiten, von wo aus sie wie ganz von allein den Weg zu ihrem Nacken fand. Dann zog er sie zu sich heran und sie blickte mit großen Augen zu ihm auf. Er wollte sie spüren. Sie besitzen. Sie beherrschen.

Mit einem Mal verschwand die schöne Phantasie und Mario musste sich der Tatsache stellen, dass eben dies das Problem war. Den ganzen Abend schon waren seine Gedanken um genau diesen Punkt gekreist. Dass er dominant veranlagt war, wusste Mario schon seit der Pubertät, aber es hatte einige Zeit gedauert, bis er den Mut aufgebracht hatte, auch dazu zu stehen. Was damals nicht wirklich glücklich ausgegangen war. Dabei war er vorsichtig gewesen und bemüht, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Eines Abends hatte er Handschellen mit Plüschfutter hervorgezaubert und seine Freundin gefragt, ob sie sich von ihm ans Bett fesseln lassen würde. Ihre Reaktion darauf war nicht gerade ermutigend gewesen. Völlig entsetzt hatte sie ihn angeschaut und kundgetan, dass ihr das gar nicht gefallen würde. Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was sie danach noch alles gesagt hatte. Irgendwas von »perversen Spielen«, und dass das doch nicht normal sei. Angesichts ihres totalen Unverständnisses hatte er dann behauptet, es sei ihm ja gar nicht so wichtig, und er hatte einfach gedacht, ein bisschen Abwechslung würde ihr gefallen. Was sie ihm wohl abgenommen hatte, denn am nächsten Tag war für sie alles wieder eitel Sonnenschein. Aber nicht für ihn. Was am meisten an ihm genagt hatte, war ihr offenbar fehlendes Vertrauen in ihn. Was um Gottes Willen hatte sie denn geglaubt würde er mit ihr machen, wenn sie erst ans Bett gefesselt war? Gut, er hatte da schon gewisse Phantasien gehabt. Aber natürlich hatte er ihr davon nichts erzählt, und auch nicht vorgehabt, irgendetwas davon umzusetzen, wenn sie nicht wollte. Aber sie hatte ihm offensichtlich nicht vertraut. Und es war ihm davor nicht einmal aufgefallen. Seine Phantasien nicht mit ihr ausleben zu können, weil sie keinen Gefallen daran fand, hätte er akzeptieren können. Aber dass sie nicht bereit war, sich wenigstens einmal von ihm ans Bett ketten zu lassen, entzog ihrer Beziehung in seinen Augen jede Grundlage.

Danach hatte er begonnen, Kontakte in BDSM-Kreisen zu knüpfen. Er hatte im Laufe der Zeit mehrere Sklavinnen gehabt, war jedoch nie über die reine Meister-Sklavinnen-Beziehung hinausgegangen. Doch er war zufrieden damit gewesen. Also warum zum Teufel musste er sich jetzt ausgerechnet eine Frau aussuchen, die mit seiner Welt vermutlich gar nichts am Hut hatte! Und um ehrlich zu sein, das Stadium, in dem er bereit gewesen wäre, darauf zu verzichten, hatte er längst hinter sich gelassen. Dazu genoss er die Sessions mit seinen Sklavinnen viel zu sehr. Er wusste genau, dass er auf Dauer unzufrieden sein würde, wenn er wieder so tun müsste, als wäre ihm ganz normaler Vanillasex genug.

Aber trotz aller Schwierigkeiten wollte er diese Frau. Er würde es einfach riskieren müssen. Und er würde sich schnell Gewissheit verschaffen, wie die Chancen standen. Wenn sie ihn schon für pervers befinden wollte, dann sollte sie es tun, solange sie noch schadlos getrennte Wege gehen konnten.

Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman

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