Читать книгу Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman - Joanna Grey - Страница 5
ОглавлениеKapitel 3
Laura war froh, dass endlich Wochenende war und sie den Stress der vergangenen Tage hinter sich lassen konnte. Es war eine sehr arbeitsreiche Woche gewesen, aber immerhin hatte sie vor lauter Arbeit nicht die Zeit gehabt, zu intensiv über Mario nachzudenken. Nun aber war sie wieder auf dem Weg zu ihrem Kurs und aufgeregt wie ein Teenager. Würde sie ihn heute wiedersehen? Und wie würde dieses Wiedersehen verlaufen?
Als sie die Garderobe betrat, war sie fast ein wenig enttäuscht, Melanie dort anzutreffen. Natürlich war sie froh, dass es ihrer Freundin wieder besser ging, aber die Wahrscheinlichkeit, Mario zu treffen, hatte sich gerade bedeutend verschlechtert. Sie versuchte, den Gedanken zu verdrängen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
»Hallo, Melanie, wie geht es dir? Hast du dich schon wieder ausreichend erholt?«
»Es geht so, ich werde mich wohl heute noch ein bisschen schonen müssen. Aber mir fällt zu Hause schon die Decke auf den Kopf. Nach einer Woche wird nur Faulenzen und Fernsehen auch ganz schön öde.«
»Ich weiß genau, was du meinst. Und das, was so in der Flimmerkiste läuft, ist ja auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.«
»Das kannst du laut sagen. Ein Glück, dass es Serien auf DVD gibt. So habe ich die letzte Woche damit verbracht, mir drei Staffeln ›24‹ auch nahezu in Echtzeit anzusehen. Und was hat sich hier so getan? Habe ich letztes Mal etwas verpasst?«
»Nein, eigentlich nicht.«
Außer, dass ich mich total verknallt habe in einen Mann, den ich kaum zwei Stunden kenne.
***
Obwohl Laura sich wirklich Mühe gab, sich zu konzentrieren, schweiften ihre Gedanken während des Kurses dennoch ständig zu Mario ab. Es ließ sich nicht länger leugnen, sie war zutiefst enttäuscht, ihn nicht getroffen zu haben. Und womöglich würde sie ihn so bald auch nicht wiedersehen. Er hatte zwar gesagt, dass er regelmäßig herkam, aber das musste noch lange nicht während ihres Kurses sein. Vielleicht sollte sie versuchen herauszufinden, wann er üblicherweise anzutreffen war.
»Hallo, Laura.«
Erschrocken zuckte Laura zusammen und hätte beinahe einen Sprung zur Seite gemacht. Sie war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass sich ihr jemand von hinten genähert hatte. Nein, nicht jemand ... Mario! Sie musste einmal tief durchatmen, um den Schock abzuschütteln, bevor sie etwas erwidern konnte.
»Oh, hallo, Mario.«
Er betrachtete sie, anscheinend ohne die geringste Spur von Reue, sie so erschreckt zu haben. Im Gegenteil, er schien eher belustigt über ihre Reaktion. Laura hatte das Gefühl, etwas dazu sagen zu müssen, um sich nicht völlig zum Affen zu machen. Sonst glaubte er womöglich noch, sie sei paranoid oder hysterisch, oder sonst was.
»Du hast mich ganz schön erschreckt. Ich bin gerade so in Gedanken gewesen, dass ich dich gar nicht bemerkt habe.«
Ein Glück, dass er nicht wusste, woran sie gedacht hatte.
»Das müssen ja interessante Gedanken sein, dass du überhaupt nichts mehr mitbekommst von dem, was um dich herum geschieht. Woran hast du denn gedacht?«
Die Frage klang harmlos, aber Laura bildete sich ein, da einen ganz leisen Unterton herausgehört zu haben. Er konnte doch unmöglich vermuten, dass sie an ihn gedacht hatte. Außer, er war so eingebildet zu glauben, dass alle Frauen ständig nur an ihn dachten. Doch als sie seinem Blick begegnete, hatte sie das Gefühl, er würde bis in ihr Innerstes schauen.
Blödsinn, jetzt wirst du wirklich paranoid.
Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und bastelte schnell eine Ausrede. »Ach, nichts Besonderes, meine Eltern kommen morgen zum Mittagessen, und ich habe nochmal überlegt, ob ich alles zu Hause habe, oder ob ich nachher noch schnell einkaufen gehen muss.«
Er sah ihr direkt in die Augen, sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. Plötzlich fühlten sich Lauras Wangen an, als würden sie in Flammen stehen, und sie befürchtete, gerade knallrot zu werden. Er wusste, dass sie ihn angelogen hatte! Eben war sie noch so stolz auf sich gewesen, dass sie die Situation so souverän gemeistert hatte. Sie hatte das Gefühl gehabt, absolut glaubhaft und unverdächtig geklungen zu haben, aber er hatte sie dennoch durchschaut. Sie wusste nicht einmal genau, woher sie diese Gewissheit überhaupt nahm, es lag irgendwie an der Art, wie er sie ansah. Sein Lächeln schien unverfänglich, aber das war es nicht, da war sie sich ganz sicher. Und selbst wenn sie sich geirrt haben sollte, würde er es jetzt mit Sicherheit wissen. So heiß wie sich ihre Wangen anfühlten, mussten sie einfach rot leuchten.
»Und?«, fragte Mario plötzlich ganz unschuldig.
»Äh, wie und?«
Es war, als wäre jeder klare Gedanke aus ihrem Kopf entwichen und nur noch ein chaotisches Durcheinander zurückgeblieben.
»Musst du?«
»Was?«
»Na, einkaufen gehen.«
»Ach so! Nein, ich glaube, ich hab alles.«
Verlegen wandte Laura den Blick ab. Sie hatte das Gefühl, dass sie gerade dabei war, einen kompletten Idioten aus sich zu machen.
Mario hingegen war durchaus zufrieden mit sich. Es gefiel ihm, dass er die Kontrolle über die Situation hatte. Mit der Zeit hatte er gelernt, auch auf kleine Zeichen zu achten, die viel über das Befinden des anderen aussagen konnten. Und das mit der Einkaufsliste war definitiv erstunken und erlogen gewesen, sonst hätte sie nicht so nervös reagiert. Wie zum Beweis war dann auch noch eine zarte Röte über ihre blassen Wangen gezogen, die ihm letzte Gewissheit gegeben hatte. Es war ein wunderschöner Anblick gewesen, sie so dastehen zu sehen, so unglaublich zart und verletzlich. Allerdings hatte er nicht riskieren wollen, es schon zu früh zu weit zu treiben, indem er genauer nachhakte, was sie denn tatsächlich so beschäftigt hatte. Daher hatte er das Gespräch einfach ganz unbefangen fortgesetzt. Sie wusste ohnehin, dass sie aufgeflogen war, weshalb sie jetzt wohl auch dastand, als wolle sie am liebsten im Erdboden versinken. Interessant wäre es schon gewesen zu wissen, woran sie tatsächlich gedacht hatte. Mario hatte da so eine Theorie, aber wahrscheinlich war hier eher der Wunsch Vater des Gedanken. Als er sie angesprochen hatte, hatte sie ihn für einen Sekundenbruchteil angestarrt, als wäre er ein Geist. Als hätte sich ihr Phantasiebild von ihm plötzlich vor ihren Augen in Fleisch und Blut verwandelt. Aber wie auch immer, es wurde Zeit, Laura aus dieser unangenehmen Situation zu erlösen, bevor sie noch auf die Idee kam, die Flucht zu ergreifen.
»Gut. Das heißt dann wohl, du hast nachher nichts vor und könntest mit mir eine Kleinigkeit essen gehen.«
Laura sah ihn einigermaßen überrascht an. Nach der peinlichen Vorstellung, die sie hier gerade geliefert hatte, war das das Letzte gewesen, womit sie gerechnet hatte.
»Ja, warum nicht. Ich habe heute tatsächlich nichts mehr vor, und hungrig bin ich auch schon.«
»Okay, dann treffen wir uns, wenn du fertig bist, vor den Umkleidekabinen.«
Laura bemühte sich um ein selbstbewusstes Lächeln, aber es kam ihr reichlich schüchtern vor.
Mario hingegen zog äußerst zufrieden mit sich von dannen.
***
Das schrille Geräusch der Trillerpfeife ertönte und beendete damit die Unterrichtsstunde. Eigentlich wollte Laura schnell verschwinden, doch Rick erwischte sie gerade noch vorm Umkleideraum. »Laura, hast du noch eine Minute Zeit?«
Eigentlich nicht. »Klar doch.«
»Nächste Woche werden wir durchnehmen, wie man einen schwereren Partner sichert. Ich habe gesehen, dass du es von Mario letzte Woche schon gelernt hast, und würde es deshalb gern mit dir vorzeigen.«
»Sicher, wenn du meinst, dass ich das kann.«
»Davon gehe ich mal aus, nachdem Mario es dir beigebracht hat. Er ist berüchtigt dafür, seine Schüler immer zur Perfektion zu drillen.«
»Seine Schüler?«
»Ja, er hält einen Kurs für Fortgeschrittene. Wusstest du das nicht?«
»Nein, das hat er irgendwie vergessen zu erwähnen, als ich ihn danach gefragt hab, wie weit fortgeschritten er schon ist.«
Rick grinste wissend. »Das sieht Mario ähnlich.«
Laura wartete darauf, dass der Trainer mehr erzählen würde, doch offenbar wollte er das nicht weiter vertiefen.
»Also dann sehen wir uns nächste Woche.«
»Ja, bis nächste Woche.«
***
Laura war ziemlich aufgeregt, als sie die Umkleidekabine verließ, doch sie hatte vor, sich das auf keinen Fall anmerken zu lassen. Voller Selbstbewusstsein ging sie auf Mario zu, der schon auf dem Gang auf sie wartete. Es gab keinen Grund nervös zu sein, immerhin war das ja bei weitem nicht ihr erstes Date. Außerdem war es nicht einmal wirklich ein Date, sondern nur ein spontanes Essen zusammen. Und im Übrigen war sie noch nie nervös gewesen vor einer Verabredung. Allerdings war ihr auch noch nie so viel daran gelegen gewesen, einen möglichst guten Eindruck zu machen. Umso mehr, als sie heute bereits eindrucksvoll mitten ins Fettnäpfchen getreten war. Zum ersten Mal hatte Laura die Befürchtung, dass heute Abend nicht sie diejenige sein würde, die nach passenden Worten suchte, um ihrer Verabredung zu verstehen zu geben, dass es zwar nett gewesen war, aber auch nicht mehr. Doch darüber wollte sie jetzt nicht länger nachdenken. Sie beschloss, die Dinge auf sich zukommen zu lassen, und einfach sie selbst zu sein. Denn mehr konnte sie ohnehin nicht tun. Sie würde sich sicher nicht dazu herablassen, sich zu verstellen, nur um ihm zu gefallen.
»Und, hast du schon eine Idee, wo wir hingehen könnten?«, fragte Laura.
»Ja, ich hatte da an das ›Lumberjack‹ gedacht.«
»Das sagt mir nichts.«
»Es ist einige Kilometer von Mississauga entfernt am Rand eines Wäldchens gelegen. Ein gemütliches Lokal, wo bodenständige Hausmannskost serviert wird.«
»Hausmannskost klingt gut. Und um dich gleich vorzuwarnen und dir möglicherweise peinliche Aussagen beim Bestellen zu ersparen, nein, ich fürchte mich nicht vor den vielen Kalorien.«
»Das ist gut, für Diätwahn habe ich nämlich nichts übrig.«
Mario war sehr erfreut, dass Laura offenbar schnell zu ihrem Gleichgewicht zurückgefunden hatte und ihm nun wieder so unbefangen begegnete, wie er sie letzte Woche kennengelernt hatte. Er wollte keine Frau, die sich so einfach von ihm unterbuttern ließ. Auf den ersten Blick klang das zwar vielleicht seltsam, wenn man bedachte, dass für ihn der besondere Kick ja genau darin lag, Frauen zu unterwerfen. Aber er wollte nicht, dass sie sich ihm einfach nur aus mangelndem Selbstwertgefühl unterordneten. Es würde viel reizvoller sein, eine Frau wie Laura dazu zu bringen, sich ihm zu unterwerfen. Und falls sie tatsächlich unerfahren in diesen Dingen war, würde der Moment ihrer Unterwerfung sogar noch schöner werden.