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Vogelfrau, Steinfrau

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In ihren Sagen wird auffällig häufig Perchtas große Nase betont. Diese deutet auf einen Vogelschnabel hin und weist auf einen weiteren Aspekt der Mutter der Luft hin: die Vogelfrau. Zum einen schenkt sie uns konkret die klare Sicht: Ihre Augen sind scharf wie die des Falken, der die Bewegung einer Maus aus großer Entfernung wahrnimmt. Wie die Skelettfrau hilft uns die Vogelfrau, das Wesen der Dinge wahrzunehmen: Mit ihren scharfen Krallen und ihrem scharfen Schnabel pickt und reißt sie das Fleisch von den Knochen und enthüllt die Essenz der Dinge. In ihrer Jahreszeit, dem Winter, schneidet ihre eisige Winterluft in unser Gesicht wie Rasierklingen und entfernt alles, was äußerer Schein ist, Masken und Verkleidung. Perchta hilft uns, die Dinge eben so klar zu sehen, wie durch ihre scharfen Vogelaugen.

Zum anderen zeigt sich hier die schamanische Kraft der Vögel: die Fähigkeit zwischen den Welten hin und her zu fliegen. Die Schamanin legt ein Vogelkostüm an und reist in Vogelgestalt in die andere Welt, um der Göttin, Ahnen oder Guides zu begegnen und Antworten mit zurückzubringen. Die klare Sicht der Vogelfrau bringt uns unsere spirituelle Vision. Ihre Gaben an uns sind Wahrheit – die tiefe Wahrheit im Inneren, das wahre Wesen der Dinge und der Menschen – und Klarheit, der klare, scharfe ehrliche Blick.


Anas Zeitlosigkeit ist im Steingrab im Wötz, Sachsen-Anhalt, fühlbar.

Die Steinfrau ist die Mutter der Luft in ihrem harten Winteraspekt, Ana in ihrer Unvermeidbarkeit. Sie erscheint uns hart und unnahbar, uralt und gleichzeitig jenseits von Alter. Seit Jahrtausenden stehen ihre Steinkreise und -reihen, aufgestellt von unseren Ahnen, und trotzen Kälte, Regen und Sturm. Hart und ungeschönt ist die Steinfrau, das Skelett des Alten Winterweibes, unzerstörbar und stark. Sie ist Zeugin allen Tuns der Menschen hier auf der Erde, durch die Jahrhunderte hinweg, größer als wir, gelassen und teilnahmslos. Sie war vor uns da, und sie wird noch lange nach uns da sein.

Die Steinfrau ist.

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