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Das Jahresrad der Göttin – zum Aufbau dieses Buches

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In der Natur wandelt sich alles mit den Jahreszeiten. So wie sich das Gesicht der Erde ändert, wandelt sich die Energie der Göttin im Jahreskreis, und sie kann in verschiedenen archetypischen Erscheinungsformen erfahren werden. Das Jahresrad, das ich entwickelt habe, bildet – dem Jahreskreis entsprechend – die sich wandelnden Aspekte der Göttin ab. Auf diesem Göttinnenrad ist unser Buch aufgebaut.

Das Rad hat acht Speichen und in seiner Mitte die Nabe. Die acht Speichen entsprechen den acht archetypischen Gestalten der Göttin, die sie im Laufe eines Jahres annimmt und die jeweils zu einem der acht Jahreskreisfeste besonders deutlich hervortreten. Dabei zeigt sich die Göttin zu den Sonnenfesten, den Tagundnachtgleichen und den Sonnenwenden, als archetypische Göttin der Elemente – Luft, Feuer, Wasser und Erde – und zu den anderen Festen Samhain, Imbolc, Beltane und Lammas als Archetypus einer Lebensphase – als Greisin, Mädchen, Liebende oder Mutter. Der Einfachheit halber werden für die Jahreskreisfeste vielfach feste Kalenderdaten angesetzt:

31. Okt./01. Nov. Samhain Fest der Greisin
20./21. Dez. Wintersonnenwende Fest der Mutter der Luft
01./02. Febr. Imbolc Fest der Mädchengöttin
20./21. März Frühlingstagundnachtgleiche Fest der Mutter der Luft
30. April/01. Mai Beltane Fest der Liebenden
20./21. Juni Sommersonnenwende Fest der Mutter des Wassers
01./02. August Lammas Fest der Muttergöttin
20./21. Sept. Herbsttagundnachtgleiche Fest der Mutter der Erde

Wenn wir uns bei der Berechnung der Termine dieser Feste streng nach den astronomischen Ereignissen richten, ändert sich das Datum jedes Jahr. Die Sonnenfeste bewegen sich um die oben genannten Daten herum, die anderen Feste werden oft als Mondfeste bezeichnet, und dementsprechend kann man sich für die Terminbestimmung nach den Mondphasen richten: Samhain wird dann Ende Oktober/Anfang November zum Schwarzmond gefeiert, Imbolc bei zunehmendem Mond Ende Januar/Anfang Februar, Beltane zum Vollmond Ende April/Anfang Mai und Lammas bei abnehmendem Mond Ende Juli/Anfang August. Mir persönlich kommt das etwas arg konstruiert vor, und ich kenne keine historischen Belege dafür, dass vorchristliche Gesellschaften sich für die Terminierung tatsächlich so streng an die Mondphase gehalten haben. Das heißt aber nicht, dass wir heute nicht die Freiheit haben, die Termine so zu legen. Viele befreundete Heiden berichten mir, dass sie die Energien des spezifischen Archetyps zu der jeweiligen Mondphase am stärksten erleben. Es gibt allerdings gute Gründe dafür, die Feste an den fixen Kalenderdaten zu feiern: zum Beispiel Vereinfachung und Wiederholung sowie bessere Planbarkeit, wenn die Feste jedes Jahr auf dasselbe Datum fallen, oder auch die Tatsache, dass man sich die gesetzlichen Feiertage am 1. Mai und je nach Region 31.10. (protestantische Bundesländer) oder 1. November (katholische Bundesländer) zunutze machen kann. Der Einfachheit halber verwende ich in diesem Buch die fixen Kalenderdaten eines Festes. In der Praxis muss aber jeder für sich selbst herausfinden, welche Termine sich persönlich richtig anfühlen.

Da sich die Göttin im Jahresrad unablässig wandelt, ist die Energie einer archetypischen Göttin nicht nur an ihrem Festtag spürbar, sondern über ihre gesamte Zeit. Jede Göttin hat im Jahresrad ihre eigene Phase, die – grob gesagt – um die sechs Wochen dauert. Einige Wochen vor und nach Samhain spüren wir die Greisin; dann dreht sich das Rad weiter, und die Energie wandelt sich. Einige Tage oder Wochen vor der Wintersonnenwende fühlt es sich nicht mehr nach der Greisin an, und wir wissen: Die Mutter der Luft ist da.

Im Zentrum, in der Nabe des Rades, befindet sich die Große Göttin, die alle Archetypen umfasst und enthält; sie ist alle zugleich und noch viel mehr.

Jeder Radspeiche sind verschiedene Göttinnen zugeordnet, die auf diesem deutschen Göttinnenrad die entsprechende archetypische Energie halten. Über manche dieser Göttinnen ist recht wenig bekannt, von anderen sehr viel überliefert. Bei einigen zeigt sich, dass sie in einem anderen geographischen Raum im Zentrum stehen würden. So wäre z.B. Freya auf einem skandinavischen Göttinnenrad in der Mitte zu finden; auf dem deutschen Göttinnenrad hält sie, gemeinsam mit anderen Göttinnen, die Energie der Liebenden. Jeder archetypischen Göttin ist in diesem Buch ein Kapitel gewidmet. Dabei beginne ich, dem keltischen Weltbild gemäß – dass alles mit der Dunkelheit beginnt – mit der Greisin zu Samhain.

Die acht archetypischen Göttinnen sind:

Matrona – Greisin

Perchta – Mutter der Luft

Idun – Mädchengöttin

Ostara – Mutter des Feuers

Loreley – Liebende

Ran – Mutter des Wassers

Caiva – Muttergöttin

Gefionn – Mutter der Erde

Die Große Göttin im Zentrum hier in Deutschland ist Holle, der ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Jedem Archetypus ist eine Himmelsrichtung zugeordnet sowie verschiedene Farben, Tiere, Symbole und andere Entsprechungen, die ich in den einzelnen Kapiteln ausführlich erläutere. Einen ersten Eindruck verschafft die folgende Graphik:


Das Rad der Göttin

Bei der Zuordnung der Himmelsrichtungen zu den Elementen weist das Göttinnenrad Gemeinsamkeiten unter anderem mit dem Medizinrad der nordamerikanischen Indianer auf, unterscheidet sich aber von anderen Jahresrädern, die etwa aus dem Wicca oder Reclaiming bekannt sind. Die Luft befindet sich im Norden, das Feuer im Osten, das Wasser im Süden und die Erde im Westen. Dies ist kein Zufall. In den zahlreichen überlieferten Geschichten über Holle findet sich immer wieder, dass der Übergang von der »Liebenden« zur »Mutter« durch Wasser stattfindet: Holle hütet die ungeborenen Seelen am Grunde ihres Sees, Frauen, die schwanger werden wollen, tauchen zu bestimmten Zeiten in ihre Gewässer ein und so weiter. Das Wasser befindet sich also zwischen Beltane und Lammas. Dadurch sind auch die Positionen der anderen Elemente klar, denn in Übereinstimmung mit der Energie, die im Göttinnenrad im Uhrzeigersinn fließt, sind die Elemente so angeordnet, dass sie an Dichte zunehmen. Auf diese Weise können wir die Göttinnenenergie schöpferisch nutzen. Wir öffnen das Rad, das heißt, wir laden die Göttinnen des Jahresrades mit dem Uhrzeigersinn ein, wenn wir etwas erschaffen, aufbauen, manifestieren wollen. Auch wenn wir das Rad schließen, verabschieden wir uns in dieser Richtung von den Göttinnen, um weiterhin im Einklang mit der Energie in der Welt zu schwingen. Allerdings können wir gegen den Uhrzeigersinn mit den Göttinnen arbeiten, wenn wir etwas auflösen oder bannen wollen.

Es lohnt sich auch, einen Blick auf die Beziehungen der Göttinnen zu richten, die sich auf dem Jahresrad gegenüberliegen: Mädchen und Mutter, Liebende und Greisin. Diese ergänzen sich oft, beeinflussen sich gegenseitig oder können auch als Aspekte voneinander erfahren werden, die man gar nicht von einander trennen kann.

Viel Spaß beim Einlassen und Erfahren!

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