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Du weißt gar nicht, was du unterschreibst

Zumindest kann man es versuchen, denn wenn der Kunde, also du, unterschrieben hast, dann warst du einverstanden. Du wusstet nicht, was du unterschreibst, hast es auch nicht gelesen und wurdest immer zur Unterschrift genötigt, aber du hast unterschrieben.

Deshalb muss ein Richter das entscheiden. Sorry, aber wir können den Schaden nicht begleichen, auch wenn du dachtest, du seist versichert. Im Kleingedruckten steht das eindeutig. Auch wenn es nicht eindeutig ist, man kann es so interpretieren.

So zum Beispiel die Versicherungen gegen Betriebsschließungen, die viele gastronomische Unternehmen, Gaststätten, Restaurants, Hotels und Biergärten abgeschlossen hatten. Dann kam die Coronakrise und der Lockdown. Jetzt würde man meinen, dass das genau das ist: eine Betriebsschließung. Den meisten Unternehmern stand der Angstschweiß auf der Stirn. Gut, dass man genau gegen so etwas versichert war. Denkste.

Die, die so dachten, hatten natürlich nicht mit den Tricks der Versicherungsunternehmen gerechnet. Die reden sich nämlich erst einmal raus. Zum einen reiche ein landesweiter Erlass zur Schließung nicht aus. Jeder einzelne Betrieb müsse eine Schließungsanordnung erhalten. Als zweites verlangen einige Versicherer, dass der auslösende Krankheitserreger namentlich im Vertrag erwähnt sein müsse.

Wenn also der Betreiber eines Cafés bei Vertragsabschluss der Versicherung gegen Betriebsschließung gewusst hätte, dass drei, fünf, zehn oder zwanzig Jahre später einmal ein Virus namens Corona Covid-19 ausbrechen würde und das im Vertrag vermerkt wäre, dann würde die Versicherung zahlen.

Ach nee doch nicht, nämlich nur dann, wenn die Behörden dem Café-Besitzer speziell die gesetzliche Anordnung auch noch direkt per individuellem Brief zugestellt hätten.

Ich will das nicht weiter behandeln, du kannst dir selbst ein Bild machen. Es ist nur ein Beispiel, wie wir alle bevormundet und abgezockt werden. Ein Beispiel, wie Unternehmen uns mit Kleingedruckten und allgemeinen Geschäftsbedingungen erpressen und über den Tisch ziehen. Das sahen schließlich auch die Richter des Münchner Landgerichts genauso, die die Versicherung im Oktober 2020 zur Zahlung von 10,1 Millionen Euro Schadenersatz an den klagenden Gastwirt verurteilten.

Die Versicherungsbedingungen seien intransparent, sagte Richterin Susanne Laufenberg. Tausende weitere Klagen sind wohl schon eingereicht.

Über 70.000 solcher Versicherungsverträge wurden wohl abgeschlossen und kein Schaden wurde – bis zum Druck dieses Buchs – gezahlt.

Das zeigt wieder einmal, wie die Multis durch Größe und finanzielle Macht Gesetze verbiegen und uns vor Gericht zwingen. Eine perfide Strategie, die gut funktioniert, weil wir gar keine Mittel haben, um uns vor Gericht zu behaupten. Wie auch.

Wir haben ja unterschrieben. Der Gastwirt hat ja den Namen des Virus nicht gekannt. Wenn er jetzt kein Geld mehr verdient und nicht genug Geld hat, um gegen die Versicherung zu klagen, dann ist er doch selber schuld, der Depp.

Aus diesem Grund fordere ich:

Es gelten die deutschen Gesetze. Wenn innerhalb des gesetzlichen Rahmens weitere oder besondere Vereinbarungen getroffen werden sollen, müssen diese auf maximal einer Seite in leicht verständlicher Sprache definiert sein. Hinweise auf Gesetzestexte sind nicht zulässig.

Das kann man doch verlangen oder nicht?

Buchreihe:Respekt - Wirtschaft -

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