Читать книгу Malagash - Joey Comeau - Страница 11

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Ich nehme die Stimme meines Vaters mit meinem Telefon auf. Audio, aber kein Video. Ich mache mir zu große Sorgen darüber, wie dünn seine Arme sind und wie blass sein Gesicht ist. Ich nehme seine Stimme auf, weil seine Stimme sich noch richtig anhört. Er klingt wie mein Vater, und es ist mein Vater, an den ich mich erinnern möchte.

Ich nehme ihn bei jedem Besuch auf. Seine Witze und sein Lachen. Sein ruhiges Akzeptieren des Todes. Seine Wortspiele. Das Kratzen in seiner Stimme, wenn er über meinen kleinen Bruder spricht, den Hungerhaken. Wenn er über meine Mutter spricht. Über mich. Ich habe mir noch nie etwas so genau angehört, wie ich mir diese Aufnahmen anhöre. Das Auf und Ab des Tonfalls. Die Gründe für jede kleine Flexion. Es gibt so viel Bedeutung in jeder dummen, kleinen Sache, die wir von uns geben.

Manchmal halte ich das Telefon in meiner Hand. Manchmal lege ich es auf den Tisch oder auf das Bett neben ihn. Also schwankt die Tonqualität. Das kann dazu führen, dass er sich weit weg anhört, wenn ich es mir zu Hause anhöre. Als ob seine Stimme durch einen dichten, vorgezogenen Vorhang zu mir kommen würde. Aber das liegt nur daran, dass er noch am Leben ist. Wenn er tot ist, werden sich die Aufnahmen näher anhören.

Ich nehme alles auf. Dann kopiere ich alles auf einen Laptop, den ich golden spritzlackiert habe. Auf die Oberseite des Laptops habe ich ein altmodisches Kreuz in weiß mit einer Schablone draufgesprüht. Ich weiß absolut nichts über Religion. Das hat nichts mit Religion zu tun.

Ich bin gründlich mit meinen Aufnahmen, aber sie zu sortieren, ist schwierig. Ich teile sie in Phrasen, Sätze auf. Jede Aufnahme wird in ihre Teile zerlegt. Manchmal sind es nur einzelne Wörter oder Geräusche. Manchmal ist es ein Lachen. Ich habe so viele Variationen von seinem Lachen.

schnelles_lachen.wav

schneidendes_abschließendes_lachen.wav

langes_schallendes_lachen.wav

längeres_lachen_zusammen_mom.wav

trauriges_lachen.wav

unerwartetes_lachen.wav

lachen_fuer_mich.wav

Aber das Wichtigste ist die Stimme meines Vaters. Die Wörter.

poetisch.wav

du_bist_meine_tochter.wav

sunday.wav

sunday_sunday_sunday_monster_truck.wav

bienchen_und_bluemchen.wav

schlaefrige_stadt_bedecken.wav

ansehnlich_alt.wav

huehner.wav

ein_blatt.wav

„Eine Last wird sich heben“, sagt er. „Ein Blatt wird fallen.“ Ich sammle die Worte meines Vaters. „Frischer, weißer Schnee wird diese ganze, schläfrige Stadt bedecken.“

Ich habe eine Datenbank angelegt, um den Überblick zu behalten. Jede Datei bekommt einen Eintrag in der Datenbank. Jeder Dateiname wurde einem Transkript und einem Textfeld zugeordnet, in dem ich versucht habe, den Kontext zu beschreiben. Aber das war nicht genug. Also habe ich Textfelder für Inhalt, Tonfall, für Gesichtsausdrücke hinzugefügt. Es gibt so viel, an das man sich erinnern muss. Verwirrung. Gespielte Empörung. Metapher. Es ist ein unbenutzbares Datenchaos.

Nachts spiele ich mir seine Stimme in langen Nonsensschleifen vor, bevor ich einschlafe. Wie eine Gutenachtgeschichte. Wie ein Schlaflied.

Malagash

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