Читать книгу Malagash - Joey Comeau - Страница 16

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Zuerst gefällt mir die Art, wie sie sich kleidet. Einfache schwarze Kleidung. Straffe, schwarze Haare. Es gefällt mir, weil es die Art ist, wie ich versuche, mich zu kleiden. Es ist die Art, wie ich mich selbst sehen möchte. Ich möchte so undekoriert wie möglich sein. Eine Chiffre. Ich möchte nicht, dass meine Kleidung irgendetwas darüber verrät, was in mir vorgeht. Ein schwarzes Loch, aus dem keine Information entkommen soll.

Ihr weißer Laborkittel passt nicht zum Rest ihres Outfits. Es ist ein bewusster Fehler, das ist beinahe sicher. Nicht praktisch. Der Laborkittel ist ein Zugeständnis, der eine Teil des Doktorkostüms, den sie trägt. Ein Requisit. Aber abgesehen davon? Simpel. Also ja, ich mag die Art, wie sie sich kleidet. Aber es ist schwer, jemanden zu mögen, dessen Arbeit es ist, dich wie ein Kind zu behandeln.

Sie ist eine Psychiaterin, habe ich herausgefunden. Sie hat es mir noch nicht gesagt. Sie geht einfach voran. Einen langen Krankenhausflur nach dem anderen. Sie sagt auch nicht, wohin wir gehen, aber es gibt farbige Streifen auf dem Boden. Sie führen in verschiedene Richtungen. Farben kommen und Farben gehen, aber eine bleibt immer unter unseren Füßen. Blau, was eine Legende an der Wand für mich als „Kinderpsychiatrie“ dechiffriert.

Unser Ziel ist ein Raum, der eindeutig für Kinder gedacht ist. Kinder-Kinder, meine ich. Dinger im Hungerhaken-Alter. Aber ich bin hier, also schätze ich, ist er auch für mich gedacht. Offenbar gibt es keine institutionelle Unterscheidung zwischen mir und dem Hungerhaken. Zwei Eier, eins wie das andere, obwohl er halb so alt ist wie ich.

Trotzdem ist der Unterschied zwischen mir und meinem Bruder noch so groß, dass sie beschlossen haben, sich getrennt um uns zu kümmern. Er ist noch im Krankenzimmer und wartet darauf, dass er an der Reihe ist. Die Ärztin zieht einen Stuhl für mich und einen für sich heraus. Überall sind Plüschkreaturen, ein weicher Alligator, wuschelig und dunkelgrün, ein Nilpferd hängt auf einer Box mit Latexhandschuhen, ein ausgestopfter Adler, seine Flügel ausgestreckt und sein Schnabel verfilzt.

„Ich wurde gebeten, dir zu helfen, dich vorzubereiten“, sagt die Ärztin. Ich brauche das nicht. Ich weiß, dass mein Vater im Sterben liegt, und ich weiß, was ich tun muss. Der Hungerhaken ist derjenige, der hier sein sollte. Er würde sich perfekt einfügen. Ich kann ihn mir vorstellen, wie er einen liebenswerten Raubvogel umarmt, sein Gesichtsausdruck so leer wie eh und je.

Wir sind zurück in der Stadt für einen Scan, den sie nur in einem richtigen Krankenhaus machen können. Niemand hat große Hoffnungen. Ich frage mich, ob diese Ärztin die Idee meiner Mutter war. Aber das ist gemein von mir. Meine Mutter ist nicht gehässig. Und sie ist auch nicht geschmacklos. Meine Mutter ist besser als das.

Die Ärztin redet und redet. Sie redet nicht annähernd so effizient, wie sie sich kleidet.

Menschen sind so repetitiv. Warum? Die Art, wie sie reden, ist nutzlos. All die Information ist in den Kontext und jene wenigen, ersten Worte gepackt. Der Rest ist Wiederholung, Redundanz, Betonung. Zeitverschwendung. So reden jetzt alle. Hör sie dir an. Werden alle Gespräche so sein? Für den Rest meines Lebens? Ich hasse das.

Und schau dir diese Spielzeuge an. Keine dieser Kreaturen ist in der wirklichen Welt weich. Perversionen von Gefahr, verdrehte, liebenswerte Schatten des Todes, umarmbar gemacht. Bedeckt von Schnee.

„Eine Last wird sich heben“, möchte ich sagen.

„Dein Vater wird sterben. Er hat große Angst“, sagt die Ärztin.

Und dann sagt sie es noch eine halbe Stunde lang.

Malagash

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