Читать книгу Malagash - Joey Comeau - Страница 9
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Оглавление„Eine Last wird sich heben.“ Mein Vater hält einen großen Becher mit zerstoßenem Eis, den er von einer Seite zur anderen schwenkt. Das Eis ist noch nicht genug geschmolzen. „Eine Last wird sich heben“, sagt er.
Er hat es satt, „Ich weiß“ sagen zu müssen, mit dieser beruhigenden Stimme, wieder und wieder. „Ich weiß, Sunday, ich weiß.“
Also hat er diese neue Art gefunden, es zu sagen. „Eine Last wird sich heben. Ein Blatt wird fallen. Frischer, weißer Schnee wird diese ganze schläfrige Stadt bedecken.“
„Das ist sehr poetisch“, sage ich zu ihm.
Er schwenkt den Becher mit dem Eis wieder.
„Sunday, du bist meine Tochter“, sagt er und streckt seine Hand nach meiner aus. Ich nehme sie. „Du bist meine Tochter“, sagt er, „und es bricht mir das Herz, dass nun der Tag für dich gekommen ist, diese schwierige und simple Wahrheit zu lernen.“
Sein Gesicht ist sehr ernst, was eine der Arten ist, wie mein Vater lächelt. Er hält inne, als würde er nach den richtigen Worten suchen. Er sucht natürlich nicht. Nichts fällt meinem Vater leichter, als mich zu ärgern.
„Die Wahrheit ist, dass wir, jeder Einzelne von uns, alt und gebrechlich werden, Sunday. Wir, jeder Einzelne von uns, legen uns im Winter unseres Lebens nieder“, er schwenkt den Becher, „um Platz für die Babystinktiere und die nervösen kleinen Stachelschweine zu machen, die im Frühling geboren werden.“ Er sagt das in seinem Krankenhausbett, während er einen dünnen Bademantel trägt. Sein Gesicht ist todernst. Er denkt, er sei witzig. „Sie strecken ihre Köpfe aus dem Frost, weil jetzt ihre Zeit ist, meine geliebte Tochter. Jetzt ist ihre Zeit, in der Sonne zu glitzern.“ Er drückt meine Hand wie im Fernsehen.
„Das ist sehr poetisch“, antworte ich ihm wieder.
„Das hast du schon gesagt“, sagt mein Vater.
„Sehr poetisch“, sage ich.
Es ist meine Schuld, dass ich jeden Tag dasselbe sage. Ich will nicht, dass du stirbst. Ich will nicht, dass du stirbst.
„Schnee wird die Stadt bedecken“, sagt er feierlich.
„Schnee, Mitte Juli?“, sage ich. „Oh wow, wie bei einer Metapher?“
„Manchmal kommt der Winter früher, als wir wollen“, sagt mein Vater. „Manchmal beschließt der Himmel –“
„Okay, das reicht jetzt mit den –“ Ich unterbreche mich selbst. Es macht mich wahnsinnig. Es soll mich wahnsinnig machen. Mein Vater lächelt, als meine Stimme bricht, nimmt einen Schluck aus dem Becher mit dem schmelzenden Eis. Und wieder einmal erkenne ich, dass ich gegen den Tod selbst argumentiere. Ein stures Kind. Ein kleines Mädchen. Ich will nicht, dass eine Last sich hebt. Ich will nicht, dass ein Blatt fällt.
Es spielt keine Rolle, wie dumm die Argumente meines Vaters sind, wie klischeehaft seine Metaphern. Er steht auf der Gewinnerseite. Der Krebs ist überall. In zwei Wochen, vielleicht einem Monat, werden wir das Ende dieses verschlungenen Gartenpfads erreicht haben. Und er wird mir zeigen, dass ich unrecht habe. Eine Last wird sich heben. Ein Blatt wird fallen. Frischer, weißer Schnee wird diese ganze dumme Stadt bedecken.