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Bes, Südtirol, Regimentskommando des 4. bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiments. Die seit dem 23. Oktober auftretenden Gehorsamsverweigerungen bei der bosniakischen Elitetruppe in der Südtiroler Etappe lassen sich nicht mehr, wie vom Heeresgruppenkommando in Belluno gewünscht, intensivst disziplinieren. Die Männer mit dem Fez, deren außergewöhnliche Tapferkeit im Kampf sprichwörtlich ist, sind seit der Verlautbarung des kaiserlichen „Völkermanifests“ vom 16. Oktober wie ausgewechselt. Sie klagen darüber, dass der Kaiser sie mit dieser Erklärung an die Ungarn ausgeliefert habe, allen anderen Völkern der Monarchie sei ihr Recht geworden, nur den Bosniern nicht. Ihre Zukunft sei damit völlig ungewiss, dazu komme, dass die Unterhaltsbeiträge an ihre Familien nur schleppend ausbezahlt würden, auf ihren Höfen werde alles requiriert, was nur irgendwie verwertbar sei; ohne Männer würden die Felder verkommen. Nicht zuletzt sei auch die Verpflegung bei weitem unzureichend, ihre Uniformen zerrissen und zerfetzt. Sollten sie nun an der Front fallen, so wären ihre Familien dem sicheren Untergang geweiht.

Hauptmann Gyebic trifft beim Regimentskommando in Bes zur vereinbarten Situationsmeldung ein und berichtet, dass es weiterhin unmöglich sei, die Meuterer, die zwischen Cugnach und Carmegn versammelt seien, zur Einsicht zu bewegen. Sie seien entschlossen nicht mehr in Stellung zu gehen und sie würden auch nicht zulassen, dass einzelne Einheiten des Regiments zum Straßenbau abgetrennt würden. In ein bis zwei Tagen, so ihre klare Forderung, möchte man in die Heimat abtransportiert werden. Oberst Leo Kuchynka, der Kommandant der Truppe, ist ratlos. Er glaubt, dass die Rebellion von langer Hand vorbereitet ist. Da die Meuterer, an ihrer Spitze das 1. Bataillon, sehr geschickt als geschlossenes Kollektiv vorgehen und sich keine Rädelsführer ausmachen lassen, ist es ihm jedoch unmöglich, gegen einzelne Personen vorzugehen. An eine Entwaffnung der Bosniaken ist nicht zu denken, es bleibt dem Obersten nichts anderes übrig, als das Heeresgruppenkommando in Belluno um Hilfe zu bitten – so genannte „Assistenztruppen“ werden angefordert, womöglich auch Artillerie …

1918

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