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5 UHR
ОглавлениеPiavefront bei Pederobba. Französische Pioniere haben im Kampfabschnitt der 12. alliierten Armee, die von General Jean Graziani befehligt wird, die Nacht durchgearbeitet und eine der zerstörten Brücken wiederhergestellt. Das 138. Regiment kann nun über den Fluss gehen und die fünf Bataillone verstärken, die am Tag zuvor gegenüber Pederobba einen Brückenkopf freigekämpft haben. Den Franzosen folgen italienische Alpini-Einheiten über den Fluss.
Fortschritte gibt es in der Nacht auch für die 10. Armee der Alliierten bei der Grave di Papadopoli: Über die intakte Brücke bei Salettuol haben trotz heftigem österreichischem Artilleriefeuer die Como-Brigade der 56. Division und ein Regiment der Bisagno-Brigade der 33. Division das linke Ufer des Piaveerreicht. Wie geplant setzt Punkt fünf Uhr vor der gesamten Front der 10. Armee das Sperrfeuer der italienischen und britischen Artillerie ein: Angriffsvorbereitung für die Como-Brigade. Als Zeitpunkt des Angriffs ist 9 Uhr festgelegt; Ziel ist es, die Frontlinie am linken Flügel der Armee etwa 3.000 Yards (ca. 2.800 m) weiter vorzuschieben. Jeweils nach 6 Minuten, so die exakte Disposition für die Männer an den Geschützen, müsse das Feuer 100 Meter weiter feindwärts liegen.
Inzwischen beginnt auch am rechten Flügel der Isonzoarmee wieder der Kampf. Ein Sturmbataillon der 64. Honvédinfanteriedivision erobert das Dorf Roncadelle zurück, wird dann jedoch von italienischen Truppen umfasst und kann sich nur mit knapper Not durch die feindlichen Linien zurück in die eigenen Stellungen durchschlagen.
Noch herrscht Zuversicht bei den österreichisch-ungarischen Truppenführern, noch glaubt man die Engländer und Italiener wieder über den Piave zurückdrängen zu können. Der Kommandant der 6. Armee, General der Kavallerie Alois Fürst Schönburg-Hartenstein, während der Juni-Offensive durch einen Granatsplitter am Magen verwundet und nun bereits wieder im Einsatz, lässt neue k. u. k. Truppen heranführen: Die zweiten Stellungen am Monticano werden durch die 10. Infanteriedivision, die 26. Schützendivision und die 24. Infanteriedivision verstärkt; bei Oderzo bereitet sich die 8. Kavalleriedivision zum Gegenangriff über Ormelle vor. Reserven der 70. Honvédinfanteriedivision verstärken bei Roncadelle die 64. Honvédinfanteriedivision und versuchen neuerlich dieses Dorf und die Negrisialinie anzugreifen. Im Raum östlich von Conegliano sammeln sich, aus Sacile und Pordenone kommend, die 36. Infanteriedivision, die 43. Schützendivision und die halbe 44. Schützendivision – aus den drei Einheiten soll eine neue, schlagkräftige Stoßgruppe gebildet werden, befehligt von Feldmarschallleutnant Maximilian von Nöhring. Der Plan sieht vor, dass diese Stoßgruppe im Verein mit der 10. Infanteriedivision und den drei Eingreifdivisionen der Isonzoarmee in einem konzentrierten, massiven Gegenangriff den Brückenkopf der Alliierten westlich von Oderzo „eindrückt“ und den Feind über den Piave zurückwirft. Keine schlechte Planung des Generalstabs, allerdings soll sich bald zeigen, dass man zwei Faktoren nicht ausreichend berücksichtigt hat, nämlich erstens den Faktor Zeit: Man hat auf den Vorstoß der Briten über die Insel Papadopoli hinweg etwas zu langsam reagiert, ihnen zu wenig entschiedenen Widerstand entgegengesetzt. Die britischen und in ihrem Gefolge italienischen Verbände können daher den Brückenkopf rascher ausweiten als erwartet, zugleich sammeln sich die k. u. k. Reserven in eher behäbigem Tempo – die Chancen eines erfolgreichen Gegenangriffes sinken buchstäblich mit jeder Stunde. Artillerie und Fliegertruppe sind nicht mehr in der Lage, den Nachschub über den Piave entscheidend zu stören, sodass die materialmäßige Überlegenheit des Feindes ebenfalls immer stärker zum Tragen kommt.
Zweitens hat man den Faktor Kampfkraft bzw. die Verlässlichkeit der herangeführten Reserven überschätzt: Gerade bei den Truppen, die aus der Etappe kommen, ist die Bereitschaft zum Kampf schon gering. Niemand will im letzten Moment noch sein Leben riskieren für eine Sache, die nicht mehr die eigene zu sein scheint. Die beunruhigenden Nachrichten aus der Heimat tun ein Übriges, um die Zersetzung des Heeres voranzutreiben. Nicht zuletzt sieht man sich einem Feind gegenüber, der bestens gerüstet und materialmäßig weit überlegen ist. Das gilt für die Artillerie, aber auch für die Fliegertruppe und für Spezialeinheiten wie die Aufklärer.