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12 - Weckruf

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Zuerst glaubte er, er hätte nur zu viel in sich hinein gestopft und deswegen Bauchschmerzen bekommen. Er schlurfte ins Bad und versuchte, sich auf der Toilette zu erleichtern. Die Schmerzen nahmen in Stößen und Wellen zu. Als er sie wiedererkannte, geriet er in Panik. Was sollte er tun? Das Telefon war abgemeldet. Und wenn er wieder ohnmächtig würde? Fast könnte ihm ein solch hilfloser Zustand verlockend erscheinen, die Qual wäre ausgesetzt. Er presste seine Hände gegen den Bauch, krümmte sich; kippte beinahe vornüber. Er hielt sich krampfhaft am Wannenrand fest, beugte sich zitternd vor, um Wasser einlaufen zu lassen - vielleicht könnte ein heißes Bad ihn retten. Das laut hineinsprudelnde Wasser schien etwas zu beruhigen. Michael konnte jetzt wenigstens aufstehen und seine Hose schließen. Er versuchte sich so gerade wie möglich zu halten, als er, sich mit den Händen an der Wand absichernd, über den Flur wankte, hinaus ins Treppenhaus. Er klingelte gegenüber. Er hörte, wie sie den Türöffnerknopf betätigte. Er klopfte. Das fahle Gesicht von Barbara Kahler sah ihn an. Seine Stimme versagte. Sie rückte nahe an ihn heran. Ob sie einen Notarzt rufen könne? Aber sicher. Ohne Erstaunen oder Aufregung nahm sie den Hörer und rief an. Währenddessen war ihr Kater an seinen Beinen vorbei gestrichen und in die gegenüberliegende Wohnung geschlüpft. Frau Kahler, brachte er mühsam heraus, ich lasse die Wohnungstür angelehnt, können Sie bitte den Arzt reinschicken - ich lege mich in die Wanne. Selbstverständlich. Was kann ich noch für Sie tun? Danke, ich gehe. Michael ging, den rechten Arm fest gegen seinen Bauch gedrückt, zurück in seine Wohnung. Im Bad zog er sich aus und stieg in die Wanne. Kurz danach klopfte die Kahler an der Eingangstür und rief in den Flur hinein, ob er Momo gesehen habe. Sie solle sich umschauen, im Bad sei er jedenfalls nicht.

Wie er später von ihr hörte, hatte es sich der Kater auf der Fensterbank im Erker gemütlich gemacht, um in der Sonne den Ausblick auf die Straße zu genießen.

Als der Notarzt kam, ging es Michael eigentlich schon besser. Das schweißtreibende Bad hatte geholfen. Dennoch bekam er eine schmerzstillende Spritze. Und die dringende Ermahnung, einen Urologen aufzusuchen.

Belarus (2004)

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