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Das richtige Mitbringsel 10 Fabrik der Königlichen Porzellanmanufaktur (Charlottenburg, nahe Tiergarten)

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Als unsere Eltern Ende der 1960er-Jahre von einem Berlin-Wochenende zurückkamen, brachten sie uns einen gelben Doppeldeckeromnibus mit, der zum Stolz unserer Modelleisenbahnlandschaft avancierte. Über die grüne Rauhaarwiese beförderte er die Passagiere der kleinen Bahnstation zum Berggasthof und brachte echten Großstadtflair in das triste Landleben.


KPM-Porzellanschale

Hat man Kinder zu beschenken, ist der Berliner Omnibus sicherlich immer noch eine gute Idee. Was aber bringt man jungen Leuten mit, die heute doch alles schon haben? Einen Berliner Stoffbären? Das Brandenburger Tor in der Schneekugel? Ein Brösel von der Berliner Mauer, in Gold gefasst?


KPM-Quartier

Entscheiden Sie sich anders. Fahren Sie zum Charlottenburger Tor an der Straße des 17. Juni, in der Nachbarschaft befindet sich KPM, die Königliche Porzellan-Manufaktur. Edle Sachen gibt es hier zu kaufen, den Schinkelkorb zum Beispiel, farbig dekoriert schon für schlappe 15.000 Euro zu haben. Aber natürlich gibt es auch günstigere Porzellankunst, am witzigsten und originellsten die Currywurstschale. Über dieses Mitbringsel freut sich jeder Liebhaber der gehobenen Straßengastronomie. Gekonnt wurden die gewellten Ränder der Pappschachtel von den KPM-Designern nachgeformt, jede Currywurst wird vor Vergnügen platzen, in eine solch edle Schale gelegt zu werden. Natürlich könnte ein Purist einwenden, eine echte Currywurst gehöre in echte Pappe. Porzellan in Wellen zu legen, sei zudem ein Verstoß gegen jedes Formprinzip, die Wellen gäben nur gepappt einen Sinn, weil ungewellte Pappe nun mal nicht stabil sei, Porzellan hingegen schon. Diesen Einwand finde ich kleinlich, besonders zum Ende der Mahlzeit hin. Schon als Kinder habe ich es geliebt, mit den Fingern über die Wellen zu fahren, um auch noch die letzten Reste der von Hertha Heuwer am Stuttgarter Platz in Charlottenburg erfundenen Soße genießen zu können. Finger aber, die über gewelltes Porzellan streichen, wollen gar nicht mehr damit aufhören. Man schließt unwillkürlich die Augen, ein kontemplatives Lächeln umspielt die Lippen und man fühlt sich in den siebten Currywursthimmel gehoben. Einfach mal ausprobieren!


Wurstbude am Stutti


Erinnerungstafel Hertha Heuwer am Stuttgarter Platz

KPM-Fabrik

Wegelystraße 1

10623 Berlin

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