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Tod im Morgengrauen – Clara Immerwahr 13 Haber-Villa (Dahlem)

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Sie war nicht gleich tot. Der Schuss war ihr durchs Herz gegangen, noch lebend aber hatte man sie gefunden, in den Morgenstunden des 5. Mai 1915, auf dem Rasen vor dem Wintergarten ihrer Dahlemer Villa. Die Rettung kam zu spät. Clara Immerwahr starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, neben ihr der Armeerevolver ihres Mannes. Eigentlich trug sie seinen Namen, sie ist ja seine Ehefrau gewesen, die Frau eines der größten Chemiker seiner Zeit, Fritz Haber, seit 1911 Direktor des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie. Die Ehe ist unglücklich verlaufen, Fritz Haber, zwei Jahre älter, ebenfalls jüdischer Herkunft, hatte die Nähe einer anderen Frau gesucht, hatte am Abend zuvor bei einem Gartenfest intensiv geflirtet, als Clara ihn überraschte. Sie ist in ihr Zimmer, an ihren Schreibtisch, hat Abschiedsbriefe geschrieben. Dann nahm sie den Revolver und trat hinaus ins Freie.

Später hieß es, die begabte Wissenschaftlerin, die erste deutsche Frau, die in Chemie promovierte, sei mit dem Kriegswahn ihres Mannes nicht klargekommen, damit, dass er seine Forschungen in den Dienst der Armee gestellt hatte, in einen teuflischen Dienst. Um die Franzosen an der Westfront in ihren Gräben zu töten, hatte er das Verfahren perfektioniert, Giftgas einzusetzen, Tausende junge Franzosen waren dabei ums Leben gekommen, elend erstickt. Aufgewühlt von dieser Nachricht hatte die Pazifistin protestiert, zum großen Ärger ihres Mannes. Hautnah hatte sie mitbekommen, wie das Gift wirkt, bei Tests in unmittelbarer Nähe der Dienstvilla waren Affen grauenvoll krepiert. Auch bekam sie das Bild der entstellten Leiche ihres Freundes Otto Sackur nicht aus dem Kopf; bei geheimen Forschungen an kriegswichtigen Sprengstoffen im Labor ihres Mannes war es zu einer Explosion gekommen. Liebeskummer, Enttäuschung, das Gefühl, als Ehefrau keine eigene Karriere machen zu können, der furchtbare Giftkrieg … es wird eine Melange von Gefühlen gewesen sein, die Clara Immerwahr in den Tod getrieben hat. Ob sie heute, hundert Jahre später, ihr Glück gefunden hätte?


Haber-Villa, Rasen vor dem Wintergarten

Haber-Villa

Faradayweg 8

14195 Berlin

77 versteckte Orte in Berlin

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