Читать книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck - Страница 12
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ОглавлениеDie Leute von Sueco hätten sich wohl auch für den Rest des Tages in ihren Häusern verkrochen, wenn Sarto Singal nicht auf die Plaza getreten wäre und ein paar Schüsse in die Luft abgefeuert hätte.
»Kommt raus aus euren Löchern, ihr Ratten! Ihr habt nichts zu befürchten, solange ihr tut, was verlangt wird. Oder sollen wir euren Wirt vielleicht selbst unter die Erde bringen? Es war Notwehr, Leute. Luis Ottero hätte nicht so geldgierig sein dürfen. – So, und jetzt brauch ich ein paar Männer. Es ist verdammt zu heiß, ‘nen Leichnam rumliegen zu lassen.«
Zögernd zeigten sich die ersten Gesichter in den Türöffnungen der gekalkten Adobe-Häuser. Furcht war in sie eingekerbt, zugleich Schicksalsergebenheit. Diese Menschen hatten es verlernt, sich zur Wehr zu setzen. Sie beugten sich der Gewalt seit Generationen. Männer wie Luis Ottero bildeten die Ausnahme.
Drei oder vier Peons, allesamt Mestizen, kamen der barschen Aufforderung mit stumpfen Augen nach. Sie schleppten die Leiche Luis Otteros auf den Hof hinter dem Haus und wichen ängstlich dem Gefährt aus, das die Hälfte des gesamten Platzes einnahm. Das Tor zur Seitenstraße stand weit offen.
Die Pistoleros von Sarto Singal verfolgten argwöhnisch jeden Schritt und jede Handbewegung, aber da gab es keinen Widerstand mehr zu brechen.
Der Leichnam des Wirtes wurde in Lumpen gehüllt, die einer der Peons aus einem halbverfallenen Schuppen kramte.
Inzwischen blieb der Anführer der Mädchenhändler nicht untätig. Er sorgte dafür, dass die Bewohner des Dorfes auf der Plaza zusammenkamen.
Um diese Jahreszeit lebten nicht viele Menschen in Sueco. Die jüngeren Männer und ihre Frauen waren in den Süden gezogen, wo das Land fruchtbarer war und es auf den Plantagen der Großgrundbesitzer ein paar Pesos zu verdienen gab, denn der eigene Boden war verdorrt. Die Dürreperiode hatte sie an den Rand des Hungertodes getrieben.
Doch Sarto Singal hatte keinen Blick für das Elend, das ihn umgab.
Er marschierte die Reihen der verbliebenen Männer und Frauen ab, drückte manchmal einem Mädchen mit dem Revolverlauf das Kinn hoch, um das Gesicht besser betrachten zu können. Als er am Ende der armseligen Reihe angekommen war, stieß er einen Fluch aus.
»Das gibt‘s doch nicht!«, empörte er sich. »Kein einziges Gör in diesem Kaff, bei dem es sich lohnt, es aufzupäppeln? Lauter schlecht gewachsene, knochige Ziegen. Aber ich warne euch, Leute! Ihr werdet den Tag eurer Geburt verdammen, wenn ihr noch Mädchen versteckt habt. Ich zahle einen guten Preis, doch dafür verlange ich einwandfreie Ware.«
Die Leute von Sueco schluckten auch diese Ungeheuerlichkeit. Sie verharrten mit hängenden Köpfen und leeren Mienen.
Der Mädchenhändler wandte sich ab und schniefte zornig.
»Wir bleiben noch diese Nacht«, rief er den Pistoleros zu. »Morgen früh ziehen wir weiter. Hier gibt‘s für uns nichts mehr zu holen. Wir haben die falsche Jahreszeit erwischt.«