Читать книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck - Страница 19

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Buck Mercer brach sich Bahn zwischen den Büschen. Wie ein vorzeitliches Ungeheuer kam er herangestapft.

Seine »Betsy«, wie er die Rifle liebevoll getauft hatte, rauchte noch. Der Mann mit dem blonden Zottelhaar, das erste Silberfäden aufwies, grinste, als säße er vor vollen Tellern.

»Keine Sorge«, meinte er, noch ehe Saltillo fragen konnte, »ich hab den Bastard nicht umgepustet – zumindest nicht für immer.«

»Wo hast du ihn erwischt?«

»Streifschuss im Nacken, wenn mich nicht alles täuscht. Da wachsen ihm keine Haare mehr. Aber er kommt wieder in Ordnung, dafür garantiere ich.« °

Saltillo wunderte sich nicht. Tortilla-Buck war der beste Gewehrschütze, der ihm bisher begegnet war. Mit seiner »Betsy« war er unschlagbar.

Die Vaqueros kümmerten sich unter der Aufsicht von Colonel Esteban Moreno um die restlichen drei Banditen, entwaffneten sie und klopften sie nach versteckten Messern ab. Es kam ein ansehnliches Arsenal zusammen.

Saltillo zündete sich einen Zigarillo an. Er wandte sich dabei leicht von Tortilla-Buck ab, weil der nicht sehen sollte, dass seine Finger ein wenig zitterten.

»Hosenflattern gehabt?«, erkundigte sich Buck unverblümt.

»Du hättest ruhig 'ne Sekunde eher ballern können«, stellte Saltillo fest und blies Tortilla-Buck den Rauch ins Gesicht.

Buck hüstelte.

»Da saß die Fliege genau vor der Kimme. Ich musste sie erst wegblasen.«

Saltillo dachte an Bucks Alkoholatem.

»Dann wird sie wohl irgendwo als Tequila-Leiche rumliegen.«

»Friede ihrer Asche. – Hilfst du mir mit Singal?«

Saltillo packte mit an.

Gemeinsam zerrten sie den Bewusstlosen zwischen den Pferden hervor, lagerten ihn auf der Erde. Blut sickerte in den Boden, aber es war nicht viel.

Buck hatte recht gehabt. Ein Streifschuss genau an der angegebenen Stelle.

Ein Meisterschuss.

Sarto Singal würde in ein paar Minuten wieder zu sich kommen und fürchterliche Kopfschmerzen haben.

Saltillo durchsuchte die Taschen und fand sehr schnell, was er suchte.

Einen Schlüsselbund.

Ein dumpfes Rumoren war im Inneren des Wagens. Gesichter pressten sich an Fenster, kaum größer als der Einlass zu einem Taubenschlag.

Saltillo schloss auf.

Ein vielfacher Aufschrei der Erleichterung antwortete.

Layla wollte sich ihm in die Arme werfen, aber die Kette hinderte sie.

Sie schlug der Länge nach hin.

Die anderen Mädchen verhielten sich ängstlich abwartend. Sie wussten überhaupt nicht, was gespielt wurde, aber der Ausdruck in ihren Augen, als Saltillo sie loskettete, war ihm Lohn genug für die eben überstandene Gefahr.

Plötzlich schnatterten alle auf einmal los, Saltillo verstand kein Wort.

»Colonel!«, rief er. »Wären Sie so nett, sich um die jungen Damen zu kümmern? Das fällt doch wohl auch in Ihr Fach?«

Esteban Moreno eilte heran, lächelte wohlgefällig, denn die meisten der Mädchen waren halbnackt, und hob dann zu einer weitschweifigen Erklärung an, die sich Saltillo nicht anhören mochte.

Er hakte Layla unter und ging mit ihr zu Sarto Singal, der eben wieder das Bewusstsein erlangte.

»Ein harter Knochen«, meinte Tortilla-Buck anerkennend. Nun, er musste es wissen.

Irgendeiner der Vaqueros hatte Singal inzwischen gefesselt und zu einem handlichen Paket verschnürt. Der Boss der Desperados lag etwas abseits seiner Kumpane.

Als er die Augen aufschlug, stieß ihn Saltillo vorsichtig mit dem Fuß an.

»Immer noch ‘ne Parole gefällig, Singal?«

»Scher dich zum Teufel, Bastard!«

»Ich glaube, er ist wütend«, ließ Tortilla-Buck sich vernehmen. »Manche Burschen können einfach nicht verlieren. Doch ich kann ihn gern etwas aufheitern. Soll ich ihn mal kitzeln? Vielleicht macht er dann ein freundlicheres Gesicht. Aber wenn du‘s willst, mach ich auch Hackfleisch aus ihm. Gute Lust hätte ich dazu. Hast du gesehen, in welchem Zustand einige der Mädchen sind? Sie müssen länger als zwei Wochen in diesem Stall gelegen haben. Ihre Gelenke sind von den Fußeisen wund gescheuert.«

»Ja, ja. Hab ich alles gesehen, Buck. Und deshalb werd ich mich mit Señor Singal auch sehr ausführlich unterhalten. Verlass dich drauf.«

»Brauchst du mich noch?«

»Nicht im Augenblick.«

»Dann auf später.«

Layla Sheen blieb bei Saltillo. Sie machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube.

»Eigentlich sollten wir diesen Bastard erschlagen wie eine Ratte«, sagte sie hart. »Ich hatte zwar nicht lange Gelegenheit, mit den Mädchen zu reden, aber das Wenige, was ich erfuhr, hat meinen Magen rebellieren lassen. Das sind keine Menschen mehr, Saltillo, das sind Bestien.«

Sarto Singal horchte auf, als er den Namen hörte.

»Saltillo?«, fragte er gedehnt. Dann wurde sein Gesicht ungesund grau, obwohl die Blutung in seinem Nacken längst zum Stillstand gekommen war.

»Der Name scheint dir einiges zu sagen«, meinte der Haziendero leidenschaftslos. »Um so besser, dann brauch ich mich nicht erst lange vorzustellen. Vermutlich weißt du auch bereits, weshalb ich nach Mädchenhändlern suche, eh?«

»Ich weiß von gar nichts.«

»Sicher hast du auch noch nie was vom Advokaten Miguel Gomez gehört.«

»Beim Leben meiner Mutter, nein«, beteuerte der Bandit.

»Da siehst du‘s«, fiel Layla ein. »Genau das hatte ich eben gemeint. Diese Burschen haben ihre Seele dem Teufel verkauft.«

»Miguel Gomez«, sagte Saltillo wie zu sich selbst. Und an Sarto Singal gewandt: »Wir unterhalten uns später, Freundchen.«

Er zog Layla mit sich.

»Kannst du dich ein wenig der Mädchen annehmen, Layla?«

»Aber sicher, Sam. Und was hast du vor?«

»Ich muss mit Moreno sprechen.« Saltillo blieb urplötzlich stehen. Ein Flackern trat in seine Augen. »Hölle, ich hab gar nicht mehr an Antonio gedacht. Was ist mit ihm?«

Laylas apartes Gesicht wurde von Sorge überschattet. Sie zuckte hilflos mit den Schultern.

»Ich kann nur hoffen, dass er einen guten Schutzengel dabei hatte«, sagte sie leise. »Er wollte den Helden spielen und griff zum Colt.«

»Hölle, sie haben ihn niedergeschossen?«

»Nicht solange ich dabei war. Nein, einen Schuss hab ich nicht gehört.«

Saltillo schaute auf den Stapel Waffen, den die Vaqueros aufgeschichtet hatten.

Ein blutiges Messer befand sich nicht darunter, aber das war noch kein Grund zum Aufatmen.

Ich muss sofort jemand losschicken, dachte Saltillo.

Er betraute eine halbe Minute später Modesto mit dieser Aufgabe. Der Vaquero ritt los. Er hatte den Auftrag, das Pferd nicht zu schonen.

Saltillo blickte ihm lange nach.

Der mexikanische Colonel riss ihn aus seinen Gedanken.

»Ich hab mit den Mädchen gesprochen«, sagte er.

Esteban hatte ein Bündel Verträge aufgefächert und eine Ledermappe unter den Arm geklemmt.

»Das hier wird Sie interessieren, Señor Saltillo. Alles Kontrakte. Mehr als die Hälfte davon ist unter Anwendung von Gewalt zustande gekommen. Ich hab nicht den geringsten Anlass, an den Aussagen der Mädchen zu zweifeln. Und dann wird mir ja auch Miss Sheen noch einiges berichten, nehme ich an. Jedenfalls reicht das Beweismaterial aus, diese Leute vor ein Erschießungskommando zu stellen. Ganz Sonora unterliegt der Militärgerichtsbarkeit. In diesem Bezirk fällt sie in die Zuständigkeit der Rurales.«

Saltillo zog die Brauen hoch.

»Haben wir nicht vereinbart, dass diese Banditen mir zur Verfügung stehen?«

»Vereinbart haben wir das? Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich sagte lediglich, dass ich Ihnen helfen würde – und das will ich auch. Auf meine Art. Warum wollen Sie sich mit den Bandidos abplagen?«

»Ich brauch ihre Geständnisse.«

Colonel Esteban Moreno lächelte dünnlippig.

»Die werden Sie auf jeden Fall bekommen. Mit Dienstsiegel, Stempeln und allem, was dazugehört. Unsere Verhörmethoden mögen vielleicht nicht die feinsten sein, immerhin sind sie recht wirksam. Diese Vögel werden singen, verlassen Sie sich drauf. Die entführten Mädchen sind nun mal Mexikanerinnen. Und die Verbrechen wurden in diesem Land begangen. Also müssen sie auch hier verhandelt, die Schuldigen auf mexikanischer Erde abgeurteilt werden. So viele Augen habe ich gar nicht, die ich zudrücken müsste, Ihnen die Burschen mit nach Texas zu geben. Das sehen Sie doch ein? Aber die ganze Angelegenheit wird bestimmt in Ihrem Sinn geregelt, Señor Saltillo. Das ist ein Versprechen.«

»Wie weit ist es zu Ihrer Garnison?«

»Keine fünfzehn Meilen. Wir schaffen die Strecke heute noch spielend. Ich werde die Gefangenen in den Wagen verfrachten. Und aufbrechen möchte ich auch so bald wie möglich. Deshalb noch eine Bitte, Señor …«

»Das auch noch? Zuerst holen wir Ihnen wieder mal die Kohlen aus dem Feuer, und dann melden Sie obendrein Wünsche an?«

Saltillo hatte noch nicht verdaut, dass ihm praktisch die Zügel aus der Hand genommen werden sollten, auch wenn er die Notwendigkeit von Colonel Esteban Morenos Handlungsweise einsehen musste.

»Seien Sie nicht böse, Señor. Eine Hand wäscht die andere.« Der schneidige Mexikaner mit dem schwarzen Oberlippenbärtchen grinste jungenhaft. »Sie geben mir doch bestimmt ein paar Ihrer Leute mit?«

Saltillo zögerte ein paar Sekunden, bevor er Zustimmung nickte.

»Schön, Colonel, wir werden alle mitkommen. Ich warte nur auf eine Nachricht.«

»Aber nicht doch, Señor O'Hara. Wozu die Mühe? Drei oder vier Vaqueros reichen mir vollkommen. Offengestanden, mir wäre es lieber, wenn Sie und Miss Sheen sich inzwischen um die Mädchen kümmerten.«

»Die nehmen Sie nicht mit?«

»Wozu? Ich habe ihre Personalien und Aussagen, was brauche ich mehr? Die Bandoleros kommen vor ein Rurales-Gericht. Ich werde den Termin noch für heute Nacht anberaumen und selbst den Vorsitz führen. Morgen Mittag bin ich wieder bei Ihnen in Sueco. Mit allen Unterlagen, die Sie für Ihre Behörden in Texas brauchen. Ist das ein Angebot?«

»Kann ich‘s denn ausschlagen?«

»Nein.«

»Sie bekommen ein paar meiner Leute.«

Colonel Esteban Moreno grinste entwaffnend nach der Art von Leuten, die schöne Zähne haben und sie gerne zeigen.

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