Читать книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck - Страница 24

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Pedro Corres drehte sich unruhig im Schlaf.

Seine Hand glitt dabei über die Brüste seiner jungen Frau. Sie seufzte, schmiegte sich an ihren Mann. Eng umschlungen schliefen sie weiter. Ihr dunkles Haar kitzelte Pedro Corres schließlich an der Nase, und er musste niesen.

Davon erwachte er. Er setzte sich im Bett auf, das nur aus einem Gestell bestand, über das er Rinderhäute gespannt hatte.

»Pedro?«, murmelte seine Frau schläfrig. »Was ist?«

»Ich weiß nicht. Mir war, als hätte ich ein Geräusch gehört.«

»Das war sicher nur der Wind.«

»Es weht keiner, Chica.«

»Dann war‘s eben was anderes. Komm wieder zu mir, Muchacho. Es wird viel zu früh hell, und wir haben einen schweren Tag vor uns. Willst du nicht nach Carrizal, die sechs Ziegen gegen eine Kuh eintauschen?«

»Ruhig, Chica! Da war doch etwas!«

Pedro Corres schwang die Beine aus dem selbst gezimmerten Bett und tastete nach der Kerze, die auf einem Hocker stehen musste. Er fand die Streichhölzer, riss eines an.

Das Flämmchen riss ein Loch in die undurchdringliche Dunkelheit, dann brannte der Docht der Kerze. Weiches, flackerndes Licht breitete sich aus.

»Recht so«, sagte da eine raue Stimme. »Jetzt kann ich euch bestimmt nicht verfehlen.«

Pedro Corres und seine junge Frau starrten in die hässliche schwarze Mündung eines mexikanischen Armee-Revolvers.

Und sie erkannten den Mann, der die Waffe auf sie gerichtet hielt.

Ein blutverkrustetes Gesicht, schräg stehende Augen, ein Klumpen, wo sich die Nase hätte befinden müssen. In den Augen mit den dunklen Tränensäcken irrlichterte es gefährlich.

»Ich hatte Pech«, erklärte Sarto Singal. »Und das ist jetzt eures, Leute.«

»Was … was wollen Sie von uns?«

»Ihr habt nicht viel – deshalb am besten alles.«

Pedro Corres schluckte trocken und schielte zu einem altertümlichen Vorderlader, der am Fußende des Bettes hing.

Sarto Singal bemerkte den Blick und lächelte kalt.

»Wenn du auch nur die Hand ausstreckst, bist du ein toter Mann, Compadre. Ich würde mir das an deiner Stelle noch mal überlegen.« Und dann befahl er scharf: »Steh auf!«

Pedro Corres beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. Er trug rote Unterwäsche. Ober- und Unterteil waren zusammengenäht.

Pedro Corres kam sich ziemlich lächerlich vor.

Er riskierte einen Blick auf seine Frau, doch die starrte gebannt in die Mündung des Colts.

»Steh auf, Chica«, verlangte Sarto Singal, »aber ein bisschen plötzlich!«

»Ich … ich hab nichts an, Señor …«

Sie hatte die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen.

»Wen stört das schon, Señora? Raus aus der Falle! Ich sage nicht gern was zweimal.«

Die Frau gehorchte, versuchte vergeblich ihre Blößen mit den Händen zu bedecken, aber das war anatomisch schlecht möglich.

Sarto Singal registrierte, dass sie vielleicht im vierten Monat schwanger war.

»Wenn du das Balg jemals zur Welt bringen willst«, sagte Sarto Singal gehässig, »empfehl ich dir, mir zu gehorchen.«

»Si, Señor.«

»Dann fessle zuerst mal deinen Alten. Ich bin nicht scharf drauf, versehentlich von ihm angegriffen zu werden. Ihr habt doch Stricke im Haus?«

»Nein.«

»Wirklich nicht?« Sarto Singal sah Pedro Corres‘ Hosen über einen Stuhl hängen. »Der Ledergürtel tut‘s auch. Also, mach schon!«

Pedro Corres wehrte sich nicht. Er ließ es willig geschehen, dass seine Frau ihm die Hände auf den Rücken band.

»Zurück ins Bett!«, verlangte Sarto Singal. Der Mexikaner fügte sich, kroch auf das Lager, wo er mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzen blieb.

Wieder glitt sein Blick zum Vorderlader.

Da packte Sarto Singal die Waffe mit beiden Händen und brach sie über seinem hochgestellten Knie in der Mitte durch.

Er warf Pedro Corres die Trümmer vor die Füße.

»Endlich zufrieden?«, fragte er höhnisch. Und an die nackte Frau gewandt: »Ich bin hungrig und hab Durst.«

»Ich kann Ihnen noch was vom Abendessen geben. Aber es ist alles kalt.«

»Macht nichts.«

Sarto Singal nahm an dem kleinen Tisch Platz, der an der Wand neben dem Eingang stand.

Es herrschte eine qualvolle Enge in der Hütte. Sie maß allenfalls vier mal sechs Schritte im Geviert.

Die Frau des Rancheros kratzte aus einem Topf Chili-Bohnen auf einen Steingutteller. Aus einem Tonkrug schenkte sie Wasser in ein Glas. Sarto Singal griff gierig danach, leerte es in einem Zug.

»Mehr«, verlangte er.

Die Frau goss nach. Danach machte sich Singal heißhungrig über das Essen her. Messer und Gabel verschmähte er. Er benutzte den Löffel und schaufelte alles in sich hinein. Wohlig dehnte und streckte er sich schließlich.

»Zu dumm, dass ich keine Zeit habe, auszuschlafen«, meinte er, und warf der Frau einen begehrlichen Blick zu.

Schamröte überzog ihr Gesicht.

»Bitte nicht«, stammelte sie.

Sarto Singal lachte heiser auf und erhob sich.

»Keine Sorge, Señora, ich hab‘s eilig. Und jetzt packst du mir zusammen, was ein Mann braucht, wenn er einen längeren Ritt vor sich hat.«

»Sie werden uns verlassen?«

»Si. Ich will eure Gastfreundschaft nicht länger strapazieren. Wie weit ist‘s von hier hinüber zum Wagenweg nach Norden?«

»Kaum zwei Meilen. Sie lassen uns wirklich in Frieden, Señor?«

»Zwei Meilen? Dann hab ich euch beide wohl besser in ewigem Frieden. Ich brauch meinen Rücken frei.« Sarto Singal pflückte den Revolver aus dem rutschenden Hosenbund und ließ spielerisch die Trommel rotieren. »Da am Wandhaken neben der Tür hängt eine Satteltasche. Füll sie schon, Herzchen. Wo dein geliebter Mann doch morgen nach Carrizal wollte, hast du sicher Proviant vorbereitet.«

»Sofort, Señor«, beeilte sich die Frau und vergaß alle Scham.

Sie trug die Satteltaschen zu einer selbst gezimmerten Anrichte, auf der einige Pakete lagen.

»Das reicht für vier Tage«, erklärte sie.

»Sehr gut.«

Sarto Singal hatte nicht mehr auf Pedro Corres geachtet.

Der Mann schob sich zu den Kopfkissen, fingerte in seinem Rücken und brachte ein Messer zum Vorschein.

Er sprang auf und schleuderte es aus der Drehung.

Doch er traf nicht.

Die Klinge blieb knapp neben Sarto Singals Hals in der Tür stecken.

Der Bandit wandte sich unendlich langsam um.

Sein Zeigefinger zuckte am Abzug.

Er zog den Stecher nur deshalb nicht durch, weil er nur mehr zwei Patronen in den Kammern hatte. Und in dieser Hütte gab es keine Munition für die Waffe. Er musste haushalten.

Sarto Singal zog langsam das Messer aus dem Holz. Sein Gesicht war maskenhaft starr.

»So hast du dir das vorgestellt, Compadre? Das war ein Fehler. Eigentlich wollt ich euch beide am Leben lassen, aber ich bin nun mal nachtragend.«

Die Frau trat einen Schritt zur Seite. Ihre Augen waren schreckhaft geweitet.

»Nein!«, gellte sie, als ihr klar wurde, dass sie getötet werden sollten. »Denken Sie an das Kind, das ich unter meinem Herzen trage.«

»Ich denk an mich, Chica. Das ist einer der Gründe, warum ich überhaupt noch lebe. – Und jetzt dreh dich um!«

Die nackte Frau gehorchte nicht sofort.

Mit zwei Schritten war Sarto bei ihr und schlug sie mit dem Coltlauf nieder.

Sarto Singal stieß ein zufriedenes Grunzen aus.

Er fand doch ein paar Seilenden, mit denen er die Frau von Pedro Corres an Händen und Beinen fesselte und sie dann aufs Bett warf.

»Señor! Was machen Sie mit uns?«

Pedro Corres Stimme überschlug sich.

»Ich töte euch. Was sonst?«, antwortete Sarto Singal. »Ich mag‘s nun mal nicht, wenn mich einer angreift. Gewarnt hab ich euch.«

»Señor!«

»Halt die Klappe, Amigo. Dreh dich um! Na, wird‘s bald?«

Pedro Corres reagierte zögernd, aber er hatte Sarto Singal noch kaum den Rücken zugewandt, als auch schon ein kräftiger Hieb mit dem Kolben des Colts auf seinem Schädel landete.

Aufseufzend brach der Ranchero zusammen. Auch seine Frau war noch halb bewusstlos.

Singal steckte den Revolver weg, packte Pedro an den Haaren und wuchtete ihn aufs Bett neben seine Frau. Dann zerriss er das dünne Leinentuch zu Streifen, knotete sie zu einem langen Seil zusammen und drehte einen kräftigen Strick daraus. Nach zwei Minuten hatte er die beiden fest ans Bett gefesselt.

»Das sollte reichen.«

In einer Kiste neben der Anrichte lag etwas Stroh. Vermutlich wurde es zum Staubwischen benützt.

Singal nahm zwei Bündel und legte sie auf den Lehmboden in der Nähe des Tischbeins. Das Holz war zundertrocken.

Zwischen das Stroh stellte er die Kerze und schätzte ab, bis wann sie so weit heruntergebrannt war, damit das Stroh Feuer fing.

Wenig später war er draußen beim Pferd und sattelte es.

Viel taugte der Klepper nicht.

Doch er würde ihn zu Dr. Miguel Gomez tragen, wenn er dem Tier die notwendigen Pausen gönnte.

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