Читать книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck - Страница 31

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Layla hatte sich trotz des Drängens von Saltillo nicht davon abbringen lassen, mit von der Partie zu sein. Insgeheim war ihr der Haziendero dankbar, denn er konnte jedes Gewehr gebrauchen, und Layla war eine ganz akzeptable Schützin.

Die Dunkelheit war eben dabei, den nachtgrauen Schleier über das Land zu breiten, als der Reitertrupp das Dorf vor sich liegen sah. Den Pferden flog der Schaum in weißen Flocken von den Nüstern. Das Fell glänzte nass. Sie hatten die Tiere nicht schonen dürfen.

Saltillo rechnete damit, dass Sarto Singal sie nicht vor dem Morgengrauen erwartete, und seine Rechnung ging offensichtlich auf.

Aus keinem der Kamine stieg Rauch, hinter keiner der Fensterhöhlen brannte Licht.

Saltillo und seine Männer hielten sich in einer Entfernung, in der sie vom Dorf aus auf keinen Fall auszumachen waren. Der Mais stand hoch, und sie waren dementsprechend gedeckt. Sie unterhielten sich nur im Flüsterton.

Saltillo winkte mit einer knappen Geste Joaquin heran, den Vaquero mit dem Sichelbart und dem goldenen Ring im rechten Ohr. Er war der mit Abstand beste Fährtenleser der Mannschaft.

»Kannst du dich dort vorn ein wenig umsehen?«

Der verwegen grinsende Joaquin nickte.

»Wenn‘s sein muss, klau ich den Brüdern die Stiftzähne, ohne dass sie was davon mitbekommen. In ‘ner halben Stunde bin ich zurück.«

»Pass gut auf dich auf, Joaquin.«

Der Vaquero verschwand zwischen dem Mais. Nicht einmal ein Rascheln war zu hören. Joaquin bewegte sich leiser als ein Schatten.

Er war schon nach fünfundzwanzig Minuten zurück. Niemand hatte ihn kommen gehört. Auf einmal stand er da wie aus dem Boden gewachsen.

»Es sieht nicht gut aus da drüben«, berichtete er. »Sie haben alle im Freien eingepfercht, wie Valdez schon sagte. Vier Mann stehen Wache. Ich nehme an, dass sie schießen, sobald sich etwas Unvorhergesehenes ereignet.«

»Hast du was von Singal gesehen?«, fragte Saltillo.

Joaquin schüttelte den hageren Kopf.

»Vor der Bodega an den Wassertrögen stehen ‘ne Menge Pferde. Ich nehme an, dass sich einige der Burschen auch drinnen aufhalten.«

»Wie viele Pferde hast du gezählt?«

»Acht. Aber noch was, Patron: Am Ortsrand steht auch noch ein Posten.«

Saltillo dachte nach. Viele Möglichkeiten blieben nicht. »Können wir die Wachen rasch genug überwältigen?«

»Auf keinen Fall alle auf einmal!«

»Ich will keinen Massenmord«, entschied Saltillo.

»Außerdem wären dann die anderen gewarnt«, bemerkte Buck Mercer lakonisch. »Wo steht der Mann genau, der die Straße bewacht?«

»Beim Haus von Rufo.«

Buck Mercer kannte es. Es war das erste am Ortseingang.

»Steht nicht der Mais gleich dahinter?«

»Schon.«

»Na, dann wollen wir mal.«

Tortilla-Buck setzte sich entschlossen in Bewegung.

»Hey, Buck, was hast du vor?«, hielt Saltillo ihn auf.

»Ich werde dem Kerl mal freundschaftlich auf den Schädel klopfen.«

Er wandte sich an Joaquin.

»Ist das auch einer von diesen nackten Halbaffen?«

»Si, Buck.«

Tortilla-Buck zeigte das kräftige Gebiss.

»Ich werde seine Rolle übernehmen und die Füchse aus dem Bau locken. Ihr könnt sie einsammeln, wenn ihr euch auch im Maisfeld versteckt.«

Er warf Saltillo noch einen kurzen Blick zu, und als der Haziendero offensichtlich nichts gegen den Plan einzuwenden hatte, marschierte Buck Mercer davon.

Je näher er der Ortschaft kam, desto vorsichtiger wurde er.

Ein sanfter Wind strich über die Halme und ließ sie rascheln. Es war noch dunkler geworden, auch wenn der Tag noch nicht ganz zu Ende war. Im Westen lag noch ein heller Streifen über dem Horizont.

Buck konnte gerade noch die Hand vor Augen sehen und etwas mehr: nämlich den halbnackten Mann auf einem Pferd, der statt des landesüblichen Sombreros ein grünes, im Nacken verknotetes Kopftuch trug.

Um die breiten Schultern lag ein Poncho. An der Brust klaffte er auf, bis fast hinunter zum Gürtel. Die Seiten waren zurückgeschlagen, so dass der Mann leicht an seinen Colt herankonnte, den er an der linken Seite gehalftert hatte.

Jetzt wandte er Buck den Rücken zu. Er beobachtete den Weg, wo sich absolut nichts tat.

Tortilla-Buck suchte den Boden zu seinen Füßen ab und fand bald, wonach er schaute.

Er bückte sich und hob einen faustgroßen Stein auf.

Bedächtig wog er ihn in der Hand, bevor er weit ausholte. Das Ziel hob sich prächtig gegen den Himmel ab.

Als er den Stein schleuderte, rauschte es, und der Mann auf dem Pferd drehte sich um. Normalerweise wäre ihm der Brocken genau an den Hinterkopf gekracht, so aber traf er voll die Schläfe.

Gomez‘ Reiter wurde aus dem Sattel gehoben, als würde er von einer Lassoschlinge vom Pferd gerissen. Als er auf den Boden schlug, war er schon bewusstlos.

Buck brummte zufrieden, teilte mit seinen mächtigen Armen die Halme und trat auf den Weg.

Weit und breit war keine Menschenseele zu bemerken.

Er betrachtete sein Opfer. Der Mann hatte in etwa seine Statur.

Buck zog sich um. Die eigenen Sachen versteckte er im Maisfeld.

Prüfend schaute er an sich hinab. Auf einige Entfernung sollte er als Wächter akzeptiert werden. Sarto Singal würde nicht so schnell Verdacht schöpfen, erst recht dann nicht, wen Buck sein helles Zottelhaar unter dem grünen Kopftuch verbarg.

Buck schleppte den Bewusstlosen in das hohe Gras hinter Rufos Hütte.

Hier würde er nicht so rasch entdeckt. Der Mann hatte offenbar eine Gehirnerschütterung erlitten.

Inzwischen sollte auch Saltillo mit den Vaqueros bereit sein.

Deshalb fackelte Tortilla-Buck nicht mehr lange.

Er zog den Revolver aus der Halfter, kletterte aufs Pferd des Gomez Mannes und schoss dreimal kurz hintereinander in die Luft.

Kurz darauf stürzten vier Männer aus der Bodega, dem einzigen Gebäude, in dem Licht brannte.

Buck winkte ihnen heftig zu und schrie etwas Unverständliches, ließ sein Pferd auf der Stelle tänzeln, ehe er es mit einem leichten Druck seines Oberschenkels auf Trab brachte.

Ob Sarto Singal sich mit unter den Männern befand, konnte er auf diese Entfernung nicht ausmachen, aber er hoffte es.

Sie schwangen sich auf ihre Pferde und ritten los.

Buck sorgte dafür, dass sie etwas aufholten – aber eben nur etwas.

Der Trick klappte. Sie folgten ihm, schreiend und gestikulierend, doch Buck antwortete nicht.

Ein hastiger Blick zur Seite ins Maisfeld verriet ihm, dass die Vaqueros auf ihren Posten waren. Als er vorbei war, duckten sie sich.

Sarto Singal, er war der erste Verfolger, schien die Sache auf einmal komisch vorzukommen. Er ließ sein Pferd vom gestreckten Galopp in den Trab fallen, befahl seinen Leuten aufzuschließen, aber das waren sie schon auf der Höhe des Maisfelds.

Singals Hand zuckte zum Revolver.

Da schwirrten gleich drei Reatas aus dem Maisfeld, senkten sich über die Reiter, und die Schlingen zogen sich zusammen. Die Seile pressten die Arme gegen den Oberkörper, dann gab es einen scharfen Ruck. Die Männer überschlugen sich und purzelten in den Staub.

Sarto Singal blieb die Warnung im Hals stecken. Finster starrte er auf die grüne Wand vor sich, fand kein Ziel für seine Kugeln und riss trotzdem den Abzug durch. Feuerlanzen stachen durch die Nacht.

Doch da züngelte schon das Ende einer Lederpeitsche zwischen den Halmen hervor und legte sich um Singals Revolverarm.

Brennender Schmerz raste durch den Arm des Banditen, aber er ließ die Waffe nicht fallen, auch wenn er nicht mehr schießen konnte. Seine Hand war gefühllos.

Erst als Saltillo heftig am Griff der Peitsche ruckte, entfiel Singal der Revolver.

Dann folgte ein weiterer gewaltiger Ruck. Singal verlor das Gleichgewicht und stürzte hart.

Jetzt erst trat Saltillo aus dem Maisfeld.

Mit einigen geschmeidigen Sätzen war er bei Singal und kickte den Revolver in den Straßengraben.

»So sieht man sich wieder«, höhnte der große, dunkelhaarige Mann.

Sarto Singal antwortete mit einem Fluch.

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