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Die Gerichtsverhandlung am nächsten Vormittag erwies sich als eine reine Formsache. Dank des aus Mexiko mitgebrachten Beweismaterials wurden alle Anklagepunkte, die gegen Saltillo erhoben worden waren, fallen gelassen.

Gleichzeitig wurde ein Haftbefehl gegen Dr. Miguel Gomez erwirkt.

Sheriff Leif Thunder war nicht sehr glücklich darüber, denn ihm fiel die undankbare Aufgabe zu, Gomez festzunehmen.

Ein Depeschenreiter hetzte los, weil die erst kürzlich installierte Telegraphenleitung wieder einmal ausgefallen war. Die Indianer waren dazu übergegangen, die Drähte als widerstandsfähige Bogensehnen zu verwenden. Der Depeschenreiter führte alle erforderlichen Unterlagen mit, den Ankauf der Hazienda des Saltillo durch Gomez wieder rückgängig zu machen.

Auf dem Papier war somit wieder alles in Ordnung gebracht.

Aber eben nur auf dem Papier!

Saltillo trat neben dem blondschöpfigen Sheriff hinaus auf die sonnenüberglänzte Plaza. Die Verhandlung hatte nicht einmal eine Stunde gedauert.

Leif Thunder kannte inzwischen die Bedenken Saltillos.

»Wird wohl so sein«, bekannte er missmutig. »Wenn Gomez das erfährt, fürchte ich auch, dass er durchdreht. Dieser Mann ist an Niederlagen nicht gewöhnt.«

»Ich weiß. Kein leichter Job für Sie, ihm die Hiobsbotschaft zu überbringen und ihn gleichzeitig mit ins Jail zu schleppen.«

»Bin ich lebensmüde?«, knurrte Leif Thunder. »Keine zehn Pferde bringen mich auf Ihr Land, Mister. Es heißt, dass Gomez die Hazienda in den vergangenen drei Wochen zu einer Festung ausgebaut hat.«

»Das war sie auch schon vorher.«

»Aber jetzt hat er sogar ‘ne Kanone aufgestellt. Gomez wird sehr bald wissen, was sich eben in der City Hall abgespielt hat. Sein Spitzelsystem funktioniert.«

Die beiden Männer hatten den Platz überquert und steuerten das Office Leif Thunders an.

»Und was gedenken Sie zu unternehmen, Sheriff?«

Der Blonde zuckte mit den Achseln.

»Warten, bis die Ranger da sind. Mit der Post des Depeschenreiters hab ich auch ‘nen Trupp von ihnen angefordert. Aber die werden kaum vor ‘ner Woche hier sein. Sollen sie die Kohlen aus dem Feuer holen. Dafür sind sie da. Einen Brandy, Mister O'Hara?«

»Ich sag nicht nein.«

Saltillo nahm vor dem Schreibtisch Platz. Gläser gab es nicht. Sie tranken aus der Flasche.

Saltillo machte den Anfang und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, schob die Bottle über die peinlich saubere Platte.

»Sie wollen also abwarten und Brandy trinken, Sheriff?«

»Bleibt mir denn was anderes übrig?«

Saltillo wich dem fragenden Blick des Sheriffs aus.

»Vermutlich haben Sie recht«, gestand er halb resignierend. »Gomez ist ein harter Brocken, auch noch für die Ranger.«

»Das möcht‘ ich meinen.«

Sheriff Leif Thunder nahm einen kräftigen Schluck und stellte die Flasche mit einem harten Knall zurück. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte am Glasrand hoch. Ein Tropfen rann auf Thunders Handrücken. Er leckte ihn gedankenverloren ab und fixierte dann nachdenklich den Haziendero.

»Sie werden doch nicht wieder etwas auf eigene Faust unternehmen?«

»Ich weiß noch nicht«, bekannte Saltillo. »Ich überlege noch, und es fällt mir verdammt schwer, mich zu entscheiden. Vielleicht fällt es Gomez sogar ein, die Hazienda einzuäschern, wenn eine ganze Armee anrückt. Natürlich würden das seine Schergen für ihn besorgen. Er wäre vorher geflüchtet, und ich hätte das Nachsehen. In diesem Fall möchte ich ausnahmsweise einmal egoistisch sein: Ich will weder, dass meine Hazienda niederbrennt, noch dass Gomez davonkommt.«

»Von dieser Seite hab ich das Problem noch gar nicht betrachtet«, gab Leif Thunder kleinlaut zu.

»Aber ich, Sheriff. Ich bin die halbe Nacht wach gelegen. Nicht schön, was ich mir da alles ausgemalt habe. Gomez sitzt immer noch am Drücker. Sehr wahrscheinlich ist ihm das auch bewusst. Sie haben ein Stück Papier in der Hand, aber Gomez hat die Hazienda. Und er hat einen Helfer, der ihm an Brutalität in nichts nachsteht.«

»Sie denken an diesen Sarto Singal?«

»Natürlich. Ich würde meinen rechten Arm darauf wetten, dass die beiden inzwischen eine riesige Gemeinheit ausgebrütet haben.«

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