Читать книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck - Страница 33

25

Оглавление

Sie hielten sich höchstens eine Stunde im Dorf auf. Es war weit nach elf Uhr nachts, als Saltillo, Buck und die Vaqueros aufbrachen.

Layla blieb in der Bodega zurück.

Saltillo hatte sich mit den wenigen Männern unterhalten, die inzwischen auf der Hazienda gewesen waren. Er kannte die Verhältnisse dort jetzt einigermaßen, wusste auch über die Kopfzahl von Gomez‘ kleiner Privatarmee Bescheid.

Um die dreißig Mann standen im Sold des fetten Ex-Advokaten. Acht von ihnen waren bereits ausgeschaltet. Ein paar der anderen würden Wache schieben, der Rest schlafen.

Da sollte es Saltillo, Buck und den Vaqueros doch gelingen, sie zu überwältigen. Sie brauchten ja nicht höflich ans Tor zu klopfen.

Die Pferde ließen sie in einem kleinen Waldstück zwischen dem Dorf und der Hazienda zurück.

In der Deckung von Bodenwellen arbeiteten sie sich in einer weit gezogenen Kette an die Mauern heran.

Sie näherten sich der Hazienda von der Westseite. Ihre Mienen drückten Entschlossenheit aus, und Antonio hatte sich sogar von seiner Gitarre getrennt.

Buck hielt den Schaft der Rifle umkrampft und wischte sich ab und zu die schweißigen Hände an der Hose ab.

Saltillo hatte sich am weitesten vorgewagt. Er lief geduckt am buschbestandenen Saum einer Wasserrinne entlang.

Auf dem Wehrgang der Mauer glaubte er einen Posten zu erkennen. Er ging langsam auf und ab, verschwand dann auf jener Seite, an der das Tor lag.

Leichter hätte er es ihnen gar nicht machen können. Jetzt war die Westmauer nicht mehr einzusehen.

Saltillo hob den Arm, und die Gefährten schlossen auf. Schließlich pressten sie sich nebeneinander gegen die kühlen Mauersteine.

»Verdammt lausig bewacht«, flüsterte Buck. »Die müssen sich sehr sicher fühlen.«

»Vermutlich erwartet Gomez nicht, dass wir schon so bald aufkreuzen«, meinte Saltillo vage. »Vielleicht hat Singal auch das Blaue vom Himmel herunter gelogen.«

Buck schaute den Freund forschend an und sah, dass Saltillo selbst nicht so recht daran glauben mochte. Er hatte seit ein paar Minuten ein mulmiges Gefühl. Irgend etwas drückte steinhart gegen seine Bauchdecke, und das war kein gutes Zeichen.

Buck Mercer spürte, wenn irgendwas im Busch war.

Doch einfach umkehren konnten sie auch nicht.

Saltillo zog einen Enterhaken aus dem Jutesack, den er sich noch in El Paso besorgt hatte. Damit wurden normalerweise Lastkähne an die Kaimauer gezogen.

Saltillo hatte den Haken mit einem schwarzen Wolltuch umwickelt, damit der blanke Stahl nicht im Mondlicht blinkte.

Dann warf er ihn auf die Mauerkrone, wo er sich gleich beim ersten Mal verhakte. Er zog das herabhängende Seil straff. In Abständen von einem knappen Yard war es mit Steigknoten versehen.

»Es hält«, flüsterte er. »Ich mach den Anfang. Kommt nach, wenn ich das Zeichen gebe.«

Die Männer nickten schweigend.

Saltillos Hände packten zu. Geschickt hangelte er sich nach oben. Er brauchte nur Sekunden, dann schwang er sich über die Brüstung und zog den Colt aus der Halfter.

Flach atmend blieb er eine Zeit lang liegen und versuchte sich zu orientieren.

So groß waren die Veränderungen gar nicht, die Gomez hatte vornehmen lassen, wenn er einmal von dem neuen Turm absah, der genau gegenüber die Mauer nochmals um ein Stück überragte.

Von dort musste der Blick in einer mondhellen Nacht weit ins Land reichen. Seltsamerweise war die Plattform nicht besetzt.

Saltillos Nackenhaare stellten sich auf.

Endlich entdeckte er den Posten von vorhin. Er lehnte in der Nähe des geschlossenen Tors an der Mauer und schaute genau in die andere Richtung, als wolle er bewusst nicht wahrnehmen, was sich in seinem Rücken tat.

Von einer Zigarette kräuselte Rauch. Der Glutpunkt an der Spitze leuchtete auf, wenn der Mann daran sog. Die Rifle hatte der Wachtposten neben sich an die Mauer gelehnt.

Saltillo vergewisserte sich, dass nicht noch weitere Posten auf den Wällen waren, aber nur dumpfes Männerschnarchen erreichte sein Ohr. Es drang aus der Unterkunft der ledigen Vaqueros herüber.

Da kauerte er behutsam auf allen Vieren und schlich los. Es blieb trotzdem still auf dem Wehrgang, denn in seinen Mokassins ging Saltillo wie auf Samtpfoten. Obendrein verursachte die bleiche Mondscheibe scharfe, tintige Schatten.

So kam Saltillo schnell und ungehindert vorwärts. Bald stand er nur fünf Schritte vom Posten, entfernt.

Da knackte es unter seinen Sohlen. Er hatte einen dürren Ast nicht bemerkt.

Doch der Posten reagierte nicht. Nur die Zigarette schnippte er davon und schaute dem Glutkegel nach, wie er in Funken zerstob.

Saltillo brauchte nicht hart zuzuschlagen. Der Mann im Poncho ging sofort in die Knie und fiel nach vorn. Sein Oberkörper hing halb über die Brüstung. Saltillo zog den Körper des Mannes zurück, kontrollierte den Puls. Für einen Bewusstlosen ging er ziemlich schnell. Da schlug Saltillo nochmals zu.

Der Haziendero hastete zurück zu jener Stelle, an der der Enterhaken hing. Er winkte, sondierte gleichzeitig die Lage. Sie hatte sich nicht verändert. Vielleicht war das Schnarchen lauter geworden. Vielleicht hatte der Posten deshalb das Knacken des Zweiges nicht gehört, oder er war einfach in Gedanken versunken gewesen, einen Fehler, den ein Mann nicht begehen durfte, wenn er Wache stand.

Kurz darauf waren sie wieder vereint.

Buck sparte sich eine Bemerkung darüber, warum zum Teufel alles so glatt ging. Schließlich durften sie am Ende eines harten Trails auch mal ein wenig Glück haben.

Über eine massive Sprossenleiter stiegen sie nacheinander in den Patio hinunter.

Der Springbrunnen vor dem Haupthaus war außer Betrieb. Nur in den Blättern der Platane raunte leise der Wind.

Saltillo machte daneben die Kanone auf der Stahllafette aus; ein schweres Geschütz, das nur mit Mühe zu transportieren war. Die Mündung vom Durchmesser eines Männerschenkels zeigte genau auf das Tor. Saltillo zweifelte nicht daran, dass die dazugehörigen Kugeln die kräftigen Bohlen leicht durchschlugen.

»Diese verdammte Ruhe«, flüsterte Buck Mercer nun doch, »ist mir einfach nicht geheuer. Das war ja ein etwas besserer Spaziergang. Wenn die Schnarcher nicht wären, müsste ich denken, die ganze Hazienda ist ausgestorben.«

»Mir gefällt das auch nicht. Gehen wir zum Haus. Dann sehen wir weiter.«

Nur El Toro folgte nicht sofort. Er blieb bei dem Monstrum von Kanone stehen und beäugte sie neugierig, fummelte daran herum.

Der Vaquero hatte die Gruppe noch nicht wieder erreicht, als von der Haupttreppe plötzlich eine brennende Fackel herabwirbelte. Kurz darauf folgte eine zweite.

Beide landeten in zwei Haufen Dornengestrüpp, und während die Flammen hochschossen, roch es intensiv nach Petroleum.

Das Schnarchen hatte aufgehört.

Saltillo und die Männer standen wie auf dem Präsentierteller!

Aus den schwarzen Fensterhöhlungen krochen glatte, stählerne Schlangen.

Die Läufe vieler schussbereiter Gewehre!

5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen

Подняться наверх