Читать книгу Take care, Baby! - Jolene Thompson - Страница 11

Es läuft nicht immer alles nach Plan

Оглавление

Der Start des Einsatzes stand kurz bevor. Die Helikopter waren startklar, die Ausrüstung gecheckt und verstaut. Das letzte Meeting war vor einer halben Stunde abgeschlossen worden. Die Männer waren hoch motiviert. Es bestand eine Konferenzschaltung zu den Leuten im Bunker. Jake würde diesen Einsatz wie gewohnt von der Heimat aus begleiten. Das beruhigte Beno, denn die beiden waren ein eingespieltes Team. Merkwürdig, dabei waren sie grundverschieden und hatten sich privat selten etwas zu erzählen. Er zog sich seine Klamotten an. Die Helis würden sie etwa einen Kilometer vom Zielpunkt entfernt mitten im Dschungel absetzen. Er wählte daher ein schwarzes T-Shirt und eine khakifarbene Hose, um möglichst unauffällig zu sein. Schnell noch eine Kontrolle der Technik durchführen. Knopf im Ohr, Mikrofon, Kameras usw. Nachtsicht würde heute hoffentlich nicht erforderlich sein, sie würden bei Tage zugreifen. Die Waffen würde er nochmal im Heli überprüfen. Messer, die er am häufigsten benutzte, Pistolen, Maschinengewehr, gegebenenfalls Handgranaten. Auf eine kugelsichere Weste würde er wie immer verzichten. Er war sich des Risikos bewusst, fühlte sich jedoch in dieser unbeweglich und eingeengt. Bislang ging es auch ohne. Dann machte er sich auf den Weg zum Flugplatz. Die Teams sollten sich auf drei Helikopter verteilen und zeitgleich in drei verschiedenen Himmelsrichtungen ausgesetzt werden, um dann ungefähr zur gleichen Zeit an drei verschiedenen Punkten des Komplexes angreifen zu können. Laut der eingeschleusten Männer fand hier heute ein Meeting mit den wichtigsten Oberhäuptern des Kartells statt. Natürlich brachten alle ihre Leibgarde mit, so dass die Teams diese erst würden beseitigen müssen, um an die Hauptpersonen zu gelangen. Zum gleichen Zeitpunkt, aber an anderen Orten würden andere Kollegen weitere Kartelloberhäupter in ihren Anwesen überführen. Auch hier mussten sie den Aussagen von Mittelsmännern vertrauen, die sich seit Wochen im Dienst dieser Personen befanden. Weiterhin würden zeitgleich zwei weitere Helis planmäßig unterwegs sein, um die beiden größten Labore des Kartells, die sich mitten im Dschungel befanden, zu zerstören. Ein riesiges Projekt also, das gleichzeitig an mehreren Orten stattfand und über Wochen vorbereitet worden war. Mit seinen Männern bestieg er einen Helikopter, der sofort darauf abhob. Die Seitentüren waren offen, so dass der Staub beim Start hereingewirbelt wurde. Dann sausten die Baumkronen an ihnen vorbei, bis sie sich schließlich weit über dem tropischen Wald befanden. Zwei Maschinengewehre waren an Bord installiert. Diese wurden von Männern bedient, die während des Einsatzes an Bord blieben, um den Kollegen auf dem Boden Schutz zu bieten. Durch den Helikopter waren sie in der Lage, an den unwegsamsten Stellen wieder eingesammelt zu werden. Dazu wurden über Seilwinden Seile heruntergelassen, mit denen man den Heli erklimmen konnte. Nach etwa einer Stunde erreichten sie den Punkt, an dem sie abgesetzt werden sollten. Über Seile ließen sie sich die letzten Meter hinabgleiten. Beno verständigte sich mit den anderen Gruppen. Alles lief nach Plan. Sie bahnten sich geschützt durch die dichte Vegetation den Weg bis zur Grenze des Lagers. Wieder sprach er sich mit den anderen Truppen ab. Alles war in Ordnung. Jake konnte aufgrund der gelieferten Infrarotbilder die Positionen der auf dem Gelände befindlichen Personen beschreiben. Er beschrieb eine Ansammlung von Menschen im Hauptraum des zentralen Gebäudes. Es musste sich um den Konferenzraum handeln. Beno beobachtete die Wachposten und Jake bestätigte die Anzahl. Sie befanden sich vor dem Gebäude und auf dem Balkon. Auf dieser Seite waren es fünf Leute, die Stellung hielten. Das sollte kein großes Hindernis darstellen. Schießen vermeiden, lautete jedoch der Auftrag. Leise sein, damit drinnen kein Verdacht geschöpft werden konnte. Auch die anderen Truppen hatten die Anzahl der für sie in Frage kommenden bewaffneten Personen registriert. Auf einen Befehl hin wurden die Wachposten mit Messern attackiert und ausgeschaltet. Leise ging es von statten. Im Gebäude wurde nichts bemerkt. Ein eingeschleustes Mädchen, das die tagenden Männer mit Getränken versorgte, gab die Anzahl der Gegner im Konferenzraum durch. Beno und seine Männer drangen in den Raum ein, jeder sein Augenmerk auf seine Zielpersonen gerichtet. Beno setzte sein Opfer durch gezielte Tritte außer Gefecht, zog dessen Hände auf den Rücken und legte Handschellen an. Dann knebelte er es und zog ihm schnell einen schwarzen Sack über den Kopf, damit dieser das Geschehen nicht weiter verfolgen konnte. Auch die anderen arbeiteten präzise und in kurzer Zeit waren die Männer außer Gefecht gesetzt. Sie setzten sich mit den Inhaftierten in die Richtung fort, aus der sie gekommen waren. Schnell mussten sie handeln, damit die restliche Leibgarde nicht allzu schnell Verdacht schöpfte. Sie erreichten keuchend den Helikopter, als Schüsse ertönten. „Was war das? Jake, sind alle hier?“ Beno sah sich hektisch um. „Beno, es sieht aus, als ob zweien deiner Leute der Weg zu euch abgeschnitten worden ist. Sie werden in Schach gehalten. Ich habe den Feind nicht kommen sehen.“ Beno fuhr sich nervös durch die Haare. „Verdammt!“, fluchte er laut. „Monroe und Mike, ihr kommt mit mir. Die anderen bringen die Geiseln zum Heli.“ Im Laufschritt mit Gewehr im Anschlag drehten sie um in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Genau auf den Feind zu. Sie kämpften sich durch das dichte Gestrüpp und erreichten schnell die Stelle, an der seine Männer auf dem Boden kniend von bewaffneten Guerillas in Schach gehalten wurden. Unbemerkt und ohne zu zögern schossen sie zielsicher die feindlichen Männer nieder, noch bevor diese sich zur Wehr setzen konnten. Seine beiden Männer eilten zu ihnen. „Da kommen noch mehr. Schnell zurück mit euch!“, trieb sie Jake zur Eile an. „Los, beeilt Euch! Ich gebe Euch Rückendeckung.“ Beno kniete sich mit dem Gewehr im Anschlag hin und zielte in die Richtung, aus der er die nächsten Gegner vermutete. Nichts rührte sich. Er hörte seine Männer in einiger Entfernung, dann drehte er sich um und lief ihnen hinterher. Wie aus dem Nichts tauchten seitlich neben ihm weitere Rebellen auf. Jake schien sie nicht bemerkt zu haben. Sie waren schneller und schnitten ihm den Weg zu seinen Leuten ab. Jetzt wurde er zum Gejagten. Er rannte geduckt in die andere Richtung. Hauptsache, er konnte sie von seinen Männern ablenken und sie gewannen Zeit dadurch. Die Gegner nahmen seine Verfolgung auf und schossen in seine Richtung. Die Kugeln sausten an ihm vorbei und trafen einige Bäume. Er rannte, so schnell es auf dem glitschigen Boden ging, geduckt in den tiefen Dschungel hinein. Sollte Jake ihn doch später herauslotsen. „Beno, nicht in diese Richtung. Irgendwas kommt da. Eine Schlucht oder so. Ich kann das nicht erkennen.“ Jake klang sehr aufgeregt. „Ich kann nur hier lang! Sie treiben mich sonst zurück zum Haus. Da warten doch noch mehr von ihnen auf mich.“ Er rannte geduckt weiter. Wieder wurde geschossen, eine Kugel traf einen Baum direkt neben ihn. „Jake, wie weit sind sie weg?“, fragte er keuchend. „Direkt hinter Dir. Da kommt ein Abhang. Da unten liegt ein Fluss, sieht zumindest so aus.“ „Ist doch perfekt“, schnaubte er und lief weiter. „Beno, halt! Ich weiß doch nicht, wie es da unten aussieht. Ufer, Fluss, Tiefe? Du bist verrückt, wenn du dich da runterstürzt!“ Kurz darauf kam er an eine steile Klippe, unter deren Abbruchkante in ungefähr zehn Metern Tiefe ein breiter Fluss verlief. Ohne eine Sekunde zu verharren, lief er an die Abbruchkante, drückte mit voller Kraft ab und sprang die Klippe hinunter. Im selben Moment stürmten seine Verfolger aus dem Wald und schossen. Die Kugeln flogen über ihn hinweg. Er segelte durch die Luft und schlug ins kalte Wasser, sich bemühend, mit den Füßen zuerst einzutauchen. Beim Eintauchen streifte er etwas Hartes und spürte einen stechenden Schmerz an seiner rechten Seite. Er wurde unter Wasser von der Strömung mitgerissen, verlor kurzfristig die Orientierung und prallte mehrere Male schmerzhaft gegen raue Felsen. Dann tauchte er auf, schnappte panisch nach Luft und wurde weiter von der Strömung mitgerissen. Der starke Sog wirbelte ihn herum, kurz erkannte er dabei den Heli in einiger Entfernung. Seine Männer schossen auf irgendetwas, er konnte die Feuersalven blitzen sehen. Ein ganzes Stück noch wurde er von der Strömung mitgezogen, immer wieder prallte er gegen Felsen. Der Schmerz verteilte sich fast gleichmäßig. Er erkannte den Helikopter nun direkt über sich. Es wurde immer noch geschlossen. Dann konnte er ein Seil über sich ergreifen und wurde augenblicklich hochgezogen. Sofort schwenkte der Heli in eine andere Richtung und flog davon.


Keuchend ließ er sich in die Kabine fallen und krümmte sich vor Schmerzen zusammen. Seine rechte Seite schmerzte, eigentlich schmerzte sein ganzer Körper. Er versuchte sich aufzurichten und blickte dabei in die geschockten Gesichter seiner Männer. Sie waren alle an Bord, das war das Wichtigste! Weiter vorn befanden sich die vier inhaftierten Geiseln, gefesselt, mit einem Sack über dem Kopf und von bewaffneten Männern bewacht. Er atmete schwer. Die Wunden brannten, außerdem spürte er jede Prellung, die er sich an den Felsen zugezogen hatte. „Beno, alles gut?“ Jakes besorgte Stimme war zu hören. „Was war das für eine Scheiße. Wer hat das vermasselt?“ Er spuckte die Worte wütend aus. „Jake, da hat doch jemand Mist gebaut! Wo kamen die weiteren Rebellen her? Warum hat sie keiner kommen sehen?“ Jake schluckte kleinlaut. „Beno, wir wissen es nicht! Es war nicht vorher erkennbar. Wir werden das sicherlich alles genauestens analysieren. Kommt ihr erst einmal heil nach Hause!“ Benos Wut über den misslungenen Auftrag schien größer, als die Freude darüber, dass er noch am Leben war. „Sind denn alle Zielpersonen inhaftiert?“ „Nein, in der dritten Truppe ging etwas schief. Zwei Personen sind flüchtig“, sagte Jake nach einer kleinen Pause. Er schlug wütend gegen die Wand. Noch nie ist etwas schief gelaufen und er konnte nicht mehr zählen, an wie vielen Einsätzen er beteiligt war. Das erste Mal arbeitete er mit anderen Einheiten zusammen und schon lief alles aus dem Lot. Er hätte draufgehen können, seine Männer waren in Gefahr gewesen. Seine Leute klopften ihm jedoch auf die Schulter, murmelten anerkennende Worte, redeten von einer „bondreifen“ Vorstellung. Er war nur froh, alle gesund zu sehen, auch wenn sie noch einen recht geschockten Eindruck machten. War dieser Einsatz doch noch nicht beendet! Zwei flüchtige Leute! Die konnten schnell irgendwo auf der Welt untertauchen und weiterhin ihr Unheil treiben. Es würde noch einige Meetings nach sich ziehen. Woher kamen die Leute im Wald? Es waren doch Rebellen des Kartells. Beno fühlte sich total müde und ausgelaugt. Immerhin war er nicht ernsthaft verletzt. In ein paar Tagen würden die Prellungen ausgeheilt sein. Er hob sein T-Shirt und besah sich die verletzte Seite. Man, das hätte auch in die Hose gehen können! Ein paar Zentimeter weiter rechts und er wäre direkt auf dem Felsen gelandet. So hatte er ihn nur gestreift. Einige Stellen bluteten, aber sie waren nicht so tief, als dass sie weiter hätten behandelt werden müssen. Er lehnte sich zurück und starrte an die Decke. „Jake, ich schalte dich mal aus. Wir werden das sicherlich in den nächsten Tagen aufarbeiten. Wir sehen uns, Alter.“ „Alles klar. Schlaf 'ne Runde.“ Schlafen? Auch nach so vielen Jahren hatte er immer noch Probleme, nach einem Einsatz zu schlafen. Zu sehr beschäftigte ihn der Einsatz, den er erst einmal verarbeiten musste. Dabei war er hundemüde. Aber es gab da ja neuerdings jemanden, der vom Fach war und ihm gut dabei helfen konnte. Und von dem er sich sehr gern helfen lassen würde. Er musste unweigerlich lächeln, schloss die Augen und schaltete für einen kurzen Moment ab. Er hörte das Meeresrauschen, spürte förmlich die warme Brise auf der Haut. Schnell erklomm er eine steile Holztreppe und wurde oben von etwas weichem, wuscheligem umsprungen. Dann trat jemand auf die Veranda und empfing ihn auf eine ganz andere Art und Weise, als die Rebellen im Dschungel. Wie er sich danach sehnte!

Zwei Tage blieben sie noch in dem Zwischenlager. Pausenlos wurde der Einsatz besprochen und analysiert. Wie hatte es dazu kommen können? Die erschossenen Männer waren vom Kartell. Als ob sie von dem Einsatz gewusst hatten und nur etwas zu spät eingetroffen waren. Gab es irgendwo ein Informationsleck? Das hätte auch noch mehr in die Hose gehen können. Alle anderen zeitgleich stattfindenden Einsätze verliefen reibungslos. Der Großteil der Labors wurde zerstört, andere Drahtzieher auf ihren Fincas inhaftiert. Nach den beiden flüchtigen Männern wurde sofort gefahndet. Man war jedoch der Ansicht, dass zu viele ihrer Partner inhaftiert worden waren, als dass sie noch großen Schaden würden anrichten können. Über die Inhaftierten erhoffte man, genug Informationen über Dealer, Schmuggelwege usw. erhalten zu können. Eigentlich hätte Beno zufrieden sein können. War er aber nicht! Er hatte um ein Haar sein Leben verloren. Das hätte sicherlich schon häufiger vorkommen können, aber diesmal war er um Haaresbreite dem Tod entronnen. Man sollte das Schicksal nicht ständig herausfordern! Seine verletzte Seite schmerzte und heilte nicht gut. Aber er hatte noch nicht einmal Zeit, den Arzt aufzusuchen. Würde schon nicht so schlimm werden - das werden wir zuhause erledigen. Das Zuhause erschien ihm im Moment wie ein Paradies. Aber er sah sich nicht im Bunker, eher auf Kristys Veranda im Sessel faulenzend, ab und zu ein Bad im warmen Meer... noch nie hatte er überhaupt Sehnsucht nach seiner Heimat gehabt, wenn man den Bunker überhaupt als Heimat bezeichnen konnte. Jetzt hatte sich das geändert. Er freute sich darauf, heimzukehren.

Dann kam der Befehl zum Abmarsch. Er packte seine sieben Sachen und machte sich mit seinen Jungs auf den Weg zum Helikopter, der sie zurück zum Bunker bringen würde.

Take care, Baby!

Подняться наверх