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Kapitel 3 Männer auf Tour

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Diese Herrentour beschäftigte mich doch mehr, als ich wollte. Ich war gefrustet, warum auch immer, und arbeitete noch länger als geplant, um mich abzulenken. Dann überkam mich jedoch mein schlechtes Gewissen, weil mein Hund auf mich wartete. Eine treue Seele, die mich niemals im Stich ließ. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr Richtung Heimat. Gerade als ich auf die Hauptstraße einbog, knatterten fünf Motorräder an mir vorbei. Na, den einen Fahrer kannte ich doch! Ohne Helm, mit Sonnenbrille und offenem, flatterndem Hemd über dem T-Shirt überholte mich Beno mit einigen Kumpels. Er grüßte lässig und bog mit den Freunden Richtung Osten ab. Vielmehr Richtung Osthafen, wie das Ortsschild dort genauer angab. Ich musste mich nicht großartig anstrengen, um deren Vorhaben zu deuten. „Oh, wie ich ihn hasse!“, sagte ich mir zähneknirschend. „Verdreht mir jeden Tag den Kopf, flüchtet jedes Mal und macht sich jetzt mit seinen Kumpels eine nette Sause.“ Ich mochte gar nicht daran denken, was da jetzt abgehen würde. „Morgen ist Wochenende, da dürfen die Kerle bestimmt auch mal vom Dienst wegbleiben, ihren Rausch ausschlafen oder in fremden Betten aufwachen“, dachte ich wütend und trat aggressiv in die Pedale. Als ich meinen Hund abholte, hätte ich mein Gesicht in ihr Fell vergraben und weinen können. Ich war total aufgewühlt und ärgerte mich über mich selbst. Hatte ich mich denn so in ihm täuschen können? Zuhause warf ich meine Jacke aufs Sofa und nahm mir eine Flasche eiskalten Weißweins aus dem Kühlschrank. Dann ließ ich mich mit Paula in einem der Sitzsäcke nieder und brachte den Fernseher zum Laufen. Aber es gelang mir nicht, mich auf den Film zu konzentrieren. Normalerweise bedeutete Zuhause immer Entspannung und auf andere Gedanken kommen. Heute klappte das leider nicht. Mir war hundeelend zumute. Paula kuschelte sich an mich und ich überlegte, Jessi anzurufen. Nein, sie hätte mich ja sofort durchschaut. Mit etwas, was ich mir selbst noch nicht eingestehen wollte. Und ich hätte mir bestimmt vorwerfen lassen müssen, dass ich schuld war. Oder wie war das mit „Attacke!“? Ich leerte gefrustet die ganze Flasche und fand erst spät den Weg in mein Bett. Ich schlief wie narkotisiert.

Beno freute sich, mal wieder eine Tour mit seinen Freunden zu machen. Unbeschwert genießen und dabei die Gedanken über einen nächsten Einsatz zu verdrängen. Erst suchten sie eine kleine Bar auf und bestellten sich einige Drinks. Er trank so gut wie nie Alkohol und bestellte sich ein Bier, während einige seiner Jungs nach stärkeren Drinks lauter und polternder wurden. Er freute sich für sie. Sie hatten es sich redlich verdient. Wenn sie im Einsatz gefordert wurden, war hundert Prozent Verlass auf sie. Wie vorprogrammiert landeten sie kurz darauf in ihrer Stammkneipe. Einige Mädels gesellten sich zu ihnen. Sie fanden bei den Jungs großen Anklang. Nur er hatte keine Lust, mit den Mädels zu flirten. Unweigerlich musste er an Kristys enttäuschten und beinahe wütenden Gesichtsausdruck denken, als er an ihr vorbeifuhr. Das war wirklich typisch für sie. Sie war eine echte Kämpfernatur! Ihm war bewusst, was sie jetzt dachte und enttäuschen wollte er sie wirklich nicht. Aber was wollte er denn überhaupt? Er hatte große Angst, sie zu verletzen. Angst, einen Menschen an sich zu binden. Angst davor, jemandem wichtig zu sein. Und das würde er automatisch, wenn er mehr zulassen würde. Er hatte Angst davor, jemanden zu lieben und geliebt zu werden. Konnte er in dieser Situation konzentriert arbeiten? Er beobachtete ein hübsches Mädchen mit langen schwarzen Haaren, das sich seinen Weg zu ihm bahnte. Es trug einen knappen schwarzen Rock und ein eng anliegendes, tief ausgeschnittenes, rotes Top. Es war Lucia, eine sehr temperamentvolle Argentinierin, mit der er bereits einige Male aufs Zimmer gegangen war. Er hatte sie bislang immer verlassen, bevor sie aufgewacht war. War sie eigentlich legal hier? Merkwürdig, das hatte er sich zuvor noch nie gefragt. „Hola, Darling“, säuselte sie und sah ihn verführerisch an. Er sprach auf Spanisch einige nette Worte mit ihr und entschuldigte sich. Dann verließ er eilig die Bar, schwang sich auf sein Motorrad und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit zurück zum Bunker. Er fühlte sich wesentlich besser, die Geschwindigkeit hatte ihr Gutes getan. Dennoch kreisten seine Gedanken ständig um Kristy. „Soll ich zu ihr fahren?“ Er konnte diesem Drang kaum widerstehen. Die ewige Angst holte ihn schnell wieder ein „Nein! Morgen werde ich ihr erzählen, wie der Abend für mich gelaufen ist.“

Take care, Baby!

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