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Kapitel 1 Diktatorentod

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Dieser Platz erschien ihm perfekt für die bevorstehende Mission. Beno stand mit dem Rücken an der kalten, feuchten Wand des hohen Gebäudes. Es war stockdunkel, er konnte kaum etwas sehen. Der hohe Baum mit der dichten Baumkrone gab ihm noch mehr Schutz. Der Park hinter ihm lag ebenfalls einsam und menschenleer im Dunkeln. Die Wachhunde, zwei große Dobermänner, die frei im Park herumliefen, hatte sein Kollege Jim bereits vor einiger Zeit mit einem Betäubungsmittel und einem Blasrohr außer Gefecht gesetzt. Hardy und Monroe, seine beiden besten Männer, befanden sich in Position auf der anderen Seite des hohen Zaunes, der die große Parkanlage umschloss. Beno wartete jetzt auf Anweisungen, um möglichst schnell seinen Auftrag ausführen zu können. Obwohl es nicht sehr warm war, schwitzte er. Gern hätte er seine schwarze Jacke zur Seite gelegt und wäre im T-Shirt weiter gegangen. Aber er war auf die Geräte, die sich in den zahlreichen Taschen der Jacke versteckten, angewiesen. Auf der anderen Seite des Gebäudes herrschte offenbar das absolute Chaos. Panische Schreie und Schüsse hallten gedämpft zu ihm herüber. Das große Gebäude und eine lange prunkvolle Auffahrt durch den Park lagen zwischen ihm und dem Gemetzel auf der Straße. Was als friedliche Demonstration begonnen hatte, wurde blutig von der Armee niedergeschlagen. „Sie metzeln ihr eigenes Volk nieder. Ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder. Egal wer sich ihnen in den Weg stellt“, dachte er und erschauerte, als er sich die Bilder der getöteten und verletzten Zivilisten ins Gedächtnis rief. Er hörte die angstvollen Schreie dieser Menschen und wusste, dass diese ihm nachts den Schlaf rauben würden. Mit der Faust wischte er sich den Schweiß von der Stirn und ermahnte sich sogleich, da die schwarze Tarnschmiere sich jetzt auf seinem Handrücken befand. Der Auftrag musste einfach erfolgreich ausführt werden. Nur dann hatte das Land eine Chance, sich neu zu entwickeln. „Jake, wann kann ich da endlich rein?“ Beno sprach in das kleine Mikro. Jake, der Mann im Ohr, koordinierte vom heimischen Stützpunkt, dem Camp Palm Bay aus das Geschehen. Unzählige Helfer lieferten Jake Informationen, die sie über Funk und Satellit erhielten und über etliche Bildschirme verfolgen konnten. Kaum eine Bewegung Benos und seiner Männer blieb unbeobachtet.

„Es kann losgehen“, meldete sich Jake. Er flüsterte fast dabei. „Siehst du über dir an der Wand das Gitter? Dahinter sind Lüftungsschächte. Sie ziehen sich durchs ganze Haus. Du passt da durch, glaub’ mir! Schwing dich hoch. Ich habe einen Plan, wie du am sichersten durchs Haus kommst.“ Beno sah sich um und entdeckte das verrostete Gitter in circa zwei Metern Höhe. Schnell erklomm er mit Hilfe des Baumes die Hauswand und umfasste das Gitter. Es ließ sich unerwartet leicht lösen. Er hob es leise zur Seite und verankerte es an einem dicken Ast, dann schwang er sich in die Öffnung. Bäuchlings krabbelte er den Gang entlang. Es roch muffig, nach klammer, abgestandener Luft. „Ich bin drinnen.“ Er bemühte sich leise und gleichmäßig zu atmen. „Okay, es geht circa fünfzehn Meter geradeaus, dann nach rechts. Ich habe da eine gute Möglichkeit, wie du an dein Opfer ohne großes Aufsehen rankommen kannst. Sei leise, unter dir ist der Konferenzraum.“ Lautlos und unsichtbar sein, eine Kunst, die jeder Agent beherrschen musste. Auch wenn man fast 1,90 Meter maß. Geräuschlos robbte er den dunklen Gang entlang und bog schließlich nach rechts ab. Jake räusperte sich leise. „Jetzt stopp. Unter dir befindet sich das Herren-WC, das zum Konferenzraum gehört. Man gelangt dort ausschließlich über einen kurzen Korridor hin. Es ist ein einzelner Raum. Rechts daneben das Damenklo. Direkt unter dem Lüftungsschacht liegt die Toilette, rechts daneben Waschbecken und gegenüber die Tür. Heb das Gitter an, du müsstest durch passen.“ „Eine Toilette, das ist ja mal was ganz Neues“, meinte Beno skeptisch. Er gelangte zum Lüftungsgitter des WC. Die Öffnung schien groß genug. Dann schob er eine Kamerasonde durch das Gitter und drehte sie so, dass er den ganzen Raum wahrnehmen konnte. Direkt unter ihm war die Toilette. Ideal, um dort jemanden, der sich ungestört meinte, zu überwältigen. Vorsichtig hob er die Abdeckung an, auch sie ließ sich leicht abnehmen. „Es geht jemand Richtung WC. Bingo, es ist die Zielperson“, flüsterte Jake aufgeregt. Prompt öffnete sich die Tür, ein Mann trat ein, schloss die Tür und verriegelte sie von innen. Er sah nicht sehr groß aus und war leicht untersetzt. Dünne blonde Haarsträhnen waren über die Halbglatze gekämmt, die im hellen Licht glänzte. Der Mann ging zur Toilette und öffnete den Deckel. Jetzt musste es schnell gehen. Blitzschnell öffnete Beno das Gitter und ließ sich durch die Öffnung direkt auf den Mann gleiten. Er umklammerte den Oberkörper mit seinen Knien, während er mit einer Hand den Mund des Opfers zuhielt. Mit der anderen Hand umfasste er ebenfalls den Kopf und führte eine ruckartige, kräftige Bewegung aus, bis das erwartete Knacken zu hören war. Noch eine ruckartige Bewegung in die andere Richtung, dann ließ er den leblosen Körper geräuschlos auf die Toilettenschüssel sinken. Es ging rasend schnell, der Mann hatte keine Chance, sich zu verteidigen. Vermisst werden würde die Person bestimmt erst in wenigen wertvollen Minuten, die ihm die Flucht erleichtern würden. Unglaublich, da starb ein so mächtiger Mann so undramatisch und machtlos auf einer Toilette. Beno schüttelte ungläubig den Kopf. Fast musste er darüber lachen. Dieser Mensch war tatsächlich einer der brutalsten Diktatoren, der unzählige Menschen hatte ermorden und foltern lassen. Hoffentlich hatte das Morden jetzt ein Ende! Schnell schwang sich Beno durch die Öffnung, legte das Gitter fein säuberlich auf seinen Platz zurück und hangelte sich lautlos zur Öffnung in der Außenwand. Er schob die Kamerasonde nach draußen. Nichts war zu sehen, dann ließ er sich lautlos auf den Boden fallen. Geduckt lief er zwischen den schützenden Bäumen durch den Park zum Zaun. Nach wie vor waren Schüsse zu hören. Die Wachposten, die Leibgarde des Diktators, befanden sich alle am vorderen Portal, um das Gebäude vor den Demonstranten zu schützen. Beno erreichte den Zaun, kletterte schnell an dem gelegten Seil hinauf und warf es hinunter. Dann sprang er hinterher, ließ sich beim Aufprall auf der Erde abrollen, packte das Seil und lief hinunter zum Ufer des Sees, wo seine beiden Männer auf ihn warteten. Monroe und Hardy saßen versteckt in einem dichten Gebüsch, die Gewehre im Anschlag. „Alles erledigt?“ „Alles Roger, bislang reibungslos.“ Beno keuchte. „Gab es hier irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“ Hardy schüttelte den Kopf. Zu dritt liefen sie geduckt am Ufer entlang, bis sie den Helikopter erreichten, der dort am Waldrand auf sie wartete. Dieser startete zügig, flog eine Weile dicht über dem Wald, bis er sich erhob und auf Heimatkurs ging. An Bord gratulierten die Männer einander, schlugen sich gegenseitig auf die Schulter und freuten sich über die perfekt gelaufene Mission. Wie simpel es doch manchmal abgehen konnte. Beno zog sich endlich die dicke Jacke aus. Das T-Shirt folgte sofort. Er griff nach einer Wasserflasche und kippte sie über sich. Es zischte förmlich auf der Haut. Dann lehnte er sich an die Wand des Helikopters und schloss die Augen. Die Spannung fiel von ihm ab und er fühlte sich total erschöpft und übermüdet. Der Propeller dröhnte laut. Nicht laut genug, um die Schreie der Menschen, die er immer wieder hörte, zu übertönen. Menschen, die in Todesangst um ihr Leben schrien. Er konnte sie nicht aus seinem Kopf verdrängen. „Ob der tote Kerl schon entdeckt wurde?“ Hardy warf die Frage laut in den Raum. Beno öffnete die Augen. Ruhen konnte er nicht. Er öffnete sich eine Dose Cola und gesellte sich zu den anderen Jungs, deren gute Stimmung ihn ein wenig ablenkte.

Take care, Baby!

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