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Gegenstandsbezogene und formale Theorien
ОглавлениеGlaser und Strauss beschreiben zwei verschiedene Formen von Grounded Theorys bzw. Ergebnissen: formale und gegenstandsbezogene bzw. materiale Theorien. „Als material bezeichnen wir Theorien, die für ein bestimmtes Sachgebiet oder empirisches Feld der Sozialforschung (…) entwickelt werden. Als formal bezeichnen wir Theorien, die für einen formalen oder konzeptionellen Bereich der Sozialforschung entwickelt werden.“ (Glaser & Strauss, 2008, S. 50).
Beide Formen von Theorien bzw. Modellen sind im Bereich von Middle-Range-Theories anzusiedeln wie sie Merton (1995) vorgeschlagen hat und abzugrenzen von sogenannten Grand-Theorys oder rein deskriptiven Datensammlungen (vgl. Glaser & Strauss, 2008, S. 15). Allerdings beklagen Glaser und Strauss, dass es bisher keiner Forschungstradition gelungen ist „die peinliche Lücke zwischen [Groß-; J.W.]Theorie und empirischer Forschung zu schließen. Die Lücke ist heute [1967; J.W.] so groß wie 1941, als Blumer über sie nachdachte, und 1949, als Merton optimistisch eine Lösung vorschlug.“ (ebd., S. 15). An dieser Stelle verspricht der von ihnen entwickelte Ansatz Abhilfe zu leisten.
Die vorliegende Untersuchung ist im Bereich materialer bzw. gegenstandsbezogener Theorien / Modellierungen anzusiedeln, deren Reichweitenbegrenzung sich aus der Beschaffenheit des analysierten Videodatenpools erschließt (vgl. Kapitel 2.2). Das Ergebnis der gesamten Untersuchung ist damit ein gegenstandsbezogenes Modell über die Adaption des Lehrerhandelns in selbständigen Arbeitsphasen im Sportunterricht in fünften Klassen an Gesamtschulen mit den Inhalten aus dem turnerisch-akrobatischen Bereich.
Für jegliche Grounded Theory gilt außerdem ihr prozessualer Charakter: „Zwar kann eine Theorie für eine Publikation als ein fertiges Produkt behandelt werden, doch man hat in Rechnung zu stellen, dass sie sich noch weiter entwickeln wird. Wir sind der Meinung, dass nur ein prozessuales Verständnis von Theorie der Wirklichkeit sozialen Handelns und dessen strukturellen Bedingungen einigermaßen gerecht wird.“ (ebd., S. 49). Insofern gilt auch für die hier vorliegende Untersuchung, dass z.B. für eine weitere Formalisierung noch weitere Vergleiche (Alter, Unterrichtsinhalte) notwendig sind und anhand dieser Vergleiche z.B. noch weitere Kontexte und Konsequenzen erschlossen werden könnten.