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Selektives Kodieren
ОглавлениеDas selektive Kodieren ist die Zentrierung der Arbeit auf einen integrativen Kern. Hierzu gehört zum einen, dass eine oder mehrere Kategorien ausgewählt und weiter verdichtet werden, von denen erwartet wird, dass sie besonders viele und bedeutsame Verbindungen zu anderen Kategorien haben und dadurch die „Geschichte“ der Theorie erzählen können. Zum anderen werden durch diesen Prozess auch Kategorien ausgeschlossen bzw. in Bezug auf die Verdichtung der Theorie nicht weiter verfolgt.
Während das offene Kodieren und das axiale Kodieren jeweils eigene Funktionen hatten – Benennen und theoretische Verdichtung der Kategorien -, ist das selektive Kodieren kein prinzipiell neues Verfahren. „Integration [selektives Kodieren; J.W.] unterscheidet sich nicht sehr vom axialen Kodieren. Sie wird nur auf einer höheren, abstrakteren Ebene der Analyse durchgeführt.“ (Strauss & Corbin, 1996, S. 95).
Obwohl verschiedene Kategorien auf ihr integratives Potential getestet werden und dann erst eine letztendlichen Festlegung auf eine Kernkategorie erfolgt, wird im Forschungsprozess auch immer wieder zu den Daten zurückgekehrt. „Das selektive Kodieren spielt sich wieder um zwei Pole ab, den Pol des `Er-Findens´ der Geschichte und den der Überprüfung an den Daten. Offensichtlich ist, dass die Theorie sich nicht automatisch aus den Daten ergibt, sondern auf der theoretischen Sensibilität der Forschenden beruht, die aber ihrerseits wieder an den Daten geschärft wird.“ (Berg & Milmeister, 2011, S. 325).
In Studie I erscheint die Kernkategorie „Problemlösen im Sportunterricht“ zunächst nicht unbedingt innovativ, deren detaillierte theoretische Ausarbeitung auf der Mikroebene hat jedoch durchaus Neuigkeitsgehalt im sportpädagogischen Kontext. In Studie II erscheint die „Adaption des Lehrerhandelns in selbständigen Arbeitsphasen“ als Kernkategorie ebenfalls wenig neuwertig, aber auch hier sind die fachbezogene theoretische Konzeptualisierung und insbesondere die strukturelle Anknüpfung an schülerseitige Prozesse neuartig. Auch dass der Fokus in den selbständigen Arbeitsphasen auf diese beiden Phänomene gelegt wird, impliziert Handlungsbedarf für die Lehrerbildung und andere Forschungsfelder (vgl. Kapitel 5).