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Allgemeine Informationen zu den Lehrkräften
ОглавлениеFür die Fragestellungen der Untersuchung sind die Informationen zu den Lehrkräften und die Schulung der Lehrkräfte ein wichtiger Punkt. Die Lehrkräfte in allen Videodokumenten sind die jeweiligen Sportlehrer der Klassen, sie haben sich freiwillig auf einen Aufruf an den jeweiligen Schulen gemeldet und sind im Durchschnitt zum Erhebungszeitraum 39 Jahre alt gewesen.
Die Lehrpersonen der Haupterhebung (zwei Frauen, vier Männer) hatten bis zu diesem Zeitpunkt wenig Erfahrung mit Kooperativem Lernen und haben daher eine kurze Schulung von drei Stunden erhalten. Außerdem konnten diese Lehrer jederzeit zu jedem Zeitpunkt der Erhebung weitere Beratung durch die Projektleitung in Anspruch nehmen, dies wurde jedoch lediglich von zwei Lehrkräften in Anspruch genommen. Im Rahmen der Schulung sind die Lehrkräfte sowohl zu Kooperativem Lernen im Allgemeinen informiert worden, als auch hinsichtlich der geplanten Unterrichtsreihe und dem Untersuchungsverlauf (Eingangstest, Treatment, Ausgangstest, Transfertest, Follow-Up-Test). Die Lehrer haben hinsichtlich aller Punkte Schulungsunterlagen erhalten. In Bezug auf allgemeine Aspekte Kooperativen Lernens wurden die Lehrer in Bezug auf folgende Fragen geschult:
- Was ist Kooperatives Lernen?
- Warum und wozu Kooperatives Lernen?
- Wie initiiere ich Kooperatives Lernen?
- Wie unterstütze ich Kooperatives Lernen?
- Was ist bei der Reflexion Kooperativen Lernens zu beachten?
- Was sind typische Probleme Kooperativen Lernens?
Da für die Fragestellung der vorliegenden Untersuchung vor allem die vierte Frage von Bedeutung ist, wird dieser Punkt weiter ausgeführt. Für das Handeln während der selbständigen Gruppenarbeitsphasen wurde den Lehrkräften ein Rollenwechsel von einer traditionellen darbietenden Haltung hin zu einer Rolle als Begleiterin der Lernprozesse der Schüler nahegelegt. Den Lehrkräften wurde empfohlen, sich mit Interventionen in den Arbeitsphasen zurückzuhalten. Einerseits sollten sie sich über die Vorgänge in den jeweiligen Gruppen informieren, bevor sie beratend tätig werden, andererseits sollten sie beratend tätig werden, indem sie Fragen stellen, die helfen das Problem der Schüler genauer zu identifizieren41F[42]. Außerdem wurden Fehler und das Gehen von Um- und Holzwegen als Lernchancen dargestellt. Demnach sollten die Lehrer auch erst dann eingreifen, wenn die Lernprozesse der Schüler über längere Zeit hinweg stocken sollten.
Neben diesen Hinweisen zur Art und Weise der Unterstützung wurden die Lehrer darauf hingewiesen, soziale Konflikte der Schüler ernst zu nehmen und diese mit den Schülern zu reflektieren. Die Zurückhaltung der Lehrkräfte sollte jedoch nicht bei potentiellen Sicherheitsrisiken gelten oder wenn die Schüler sich offensichtlich mit Nebentätigkeiten befassen und den jeweiligen Arbeitsauftrag erkennbar vernachlässigen.
Trotz dieser Schulungs- und Betreuungsmaßnahmen für die Lehrkräfte ließ sich über die verschiedenen Studien hinweg konstant beobachten, „dass es den an den Studien beteiligten Lehrkräften auch nach intensiver Schulung häufig nicht gelang, Kooperatives Lernen im Sportunterricht prinzipiengetreu umzusetzen“ (Prohl, 2013, S. 25), „insbesondere in Bezug auf eine angemessene Betreuung der Phasen des Unterrichts, in denen die Schüler/innen in Kleingruppen arbeiten“ (Bähr, 2009a, S. 150). Dies geht aus der Evaluation der Konzeptimplementation hervor (ebd.). Daraus ist zu folgern, dass der bestehende Videodatenpool eine sehr heterogene Betreuungsleistung der Lehrkräfte – eben auch im konzeptuntypischen Sinne – dokumentiert und daher eine Breite Basis an Vergleichsmöglichkeiten zu erwarten ist.
Die Lehrer der Nacherhebung waren zwei ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter (ein Mann, eine Frau) der Projektgruppe, die mittlerweile in den Schuldienst übergegangen waren. Da diese Lehrer umfassend durch ihre studentische Ausbildung bei den Projektleitern sowie ihre Mitarbeit an früheren Studien der Projektgruppe beteiligt gewesen sind, haben sie keine spezielle Schulung erhalten. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Konzepttreue der Umsetzung Kooperativen Lernens deutlich positiver ausfiel als bei der Erhebungen der Hauptstudie; eine Evaluation der Implementierungsgüte liegt zu diesen Daten jedoch nicht vor.