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1.7 Arbeitswelt

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Griechenland

Sklaven konnten in den unterschiedlichsten Berufen tätig sein. Auf der einen Seite finden wir die zahllosen Sklaven, die unter äußerst widrigen Bedingungen in den Bergwerken und Aufbereitungsbetrieben tätig waren (→ Quelle 76). Das waren sicherlich die Unfreien, deren Los am schlechtesten war. Zahlreiche Unfreie waren im Hafen von Piräus als Dockarbeiter beschäftigt; ebenso finden sich Sklaven als Arbeiter in Steinbrüchen sowie als Arbeitskräfte am Bau. Wie Bauabrechnungen für die Arbeiten am Erechtheion im Jahr 409/408 v. Chr. zeigen, arbeiteten Sklaven und Freie in einer Arbeitsgruppe nebeneinander und erhielten auch denselben Lohn. Auch als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, als Hirten, Feldarbeiter, Knechte und Mägde sind Unfreie seit frühester Zeit belegt. In welchem Ausmaß Sklaven freilich in der Landwirtschaft im klassischen Griechenland zum Einsatz kamen, ist in der Forschung durchaus umstritten. Offensichtlich waren kleinere Familienbetriebe, auf denen Freie und nur wenige Sklaven gemeinsam arbeiteten, eher die Regel als große Gutsbetriebe mit zahlreichen unfreien Arbeitskräften, wie sie etwa Xenophon in seinem Oikonomikos (→ Quelle 78) beschreibt.17 Auf derartigen Gütern war es üblich, dass die Sklaven von einem ebenfalls unfreien Verwalter (epitropos) bzw. einer Wirtschafterin (tamia), die meist wohl auch eine Sklavin war, beaufsichtigt wurden. Sklaven waren aber auch in den unterschiedlichsten Gewerbebetrieben zu finden, in Waffenschmieden genauso wie in Möbelwerkstätten, in Töpfereien genauso wie in der Textilproduktion. Dazu kamen zahlreiche Sklaven, die als Hausbedienstete tätig waren, als Pförtner, als Köche, als Begleitsklaven, als Ammen oder als Pädagogen.18 Häufig begegnen Unfreie auch als Musiker, Tänzerinnen und als Prostituierte. Von Solon wird berichtet, dass er im 6. Jh. v. Chr. als Erster ein Bordell eingerichtet und dafür Sklavinnen gekauft haben soll.

Unfreie waren aber auch im Handel sowie im Bankwesen anzutreffen. Hier ist der Fall zweier Sklaven besonders bekannt: Ein gewisser Pasion zeichnete sich durch seine Arbeit in der Bank seines Herrn so aus, dass er von diesem freigelassen wurde. Als er sich einige Zeit später aufgrund seines großen Vermögens um den Staat verdient machte, wurde ihm sogar das Bürgerrecht verliehen. Das war für einen Mann, der aus dem Sklavenstand kam, außerordentlich selten. Bei seinem Tod hinterließ er eine Witwe und zwei Söhne, der ältere 24 Jahre alt, der jüngere zehn. Da er in die finanzielle Begabung seines Ältesten kein Vertrauen hatte, ordnete er per Testament an, dass sein Angestellter Phormion, ebenfalls ein freigelassener Sklave, die Geschäftsführung der Bank und anderer Betriebe übernehmen sollte. Außerdem ordnete er an, dass Phormion seine Witwe heiraten und die Vormundschaft seines jüngeren Sohnes übernehmen solle. Dieses Testament wurde selbstverständlich vom älteren Sohn angefochten, wie wir aus den entsprechenden Gerichtsreden erfahren. Pasion und Phormion sind zwei Beipiele dafür, dass Sklaven manchmal zu ganz außergewöhnlichen Stellungen aufsteigen konnten.

Ein interessantes Beispiel für den Einsatz von Sklaven im klassischen Athen stellt auch jene Truppe von skythischen Staatssklaven dar, die im klassischen Athen Polizeiaufgaben wahrnahmen. Diese vom attischen Politiker Speusinos eingerichtete Truppe existierte ab der Mitte des 5. Jh. v. Chr. und umfasste zunächst 300, später 1.000 Mann, die anfangs auf der Agora kampierten, ehe sie auf den Areopag umgesiedelt wurden. Zu den Aufgaben der Skythen gehörte es, vor Gericht und bei Volksversammlungen für Ruhe und Ordnung zu sorgen und diejenigen, die sich unpassend verhielten oder verbotene Dinge sagten, in Schranken zu halten. Sie hatten die Menschenmengen zu kontrollieren und Unruhestifter zu fesseln und festzunehmen; manchmal schlugen sie diese sogar mit Peitschen, was besonders bemerkenswert ist. In der öffentlichen Verwaltung kamen Sklaven auch als Schreiber und Archivare zum Einsatz. Als Soldaten in den normalerweise von den Bürgern gebildeten Heeren finden sich Unfreie erstmals bei den Perserkriegen, doch blieb ihr Einsatz, auch in Funktionen wie als Ruderer, stets eher die Ausnahme.

Rom

Wie in der griechischen Welt, so waren auch in der römischen Welt Sklaven in den verschiedensten Sektoren und Branchen tätig und spielten eine wesentliche Rolle im römischen Wirtschaftsleben. Sie waren im Grunde in allen Berufssparten zu finden, mit der Ausnahme des Dienstes als Soldaten in den römischen Legionen. Sie wurden in der Keramikproduktion und in Ziegeleien genauso eingesetzt wie als Steinmetze, Maurer, Zimmerleute im Bauwesen, als Weber, Walker, Filzarbeiter oder Färberin der Textilproduktion oder als Gerber und Schuster in der Lederherstellung und -verarbeitung. Viele Unfreie waren in der Landwirtschaft tätig (familia rustica). Ihr Leben gilt meist als besonders mühsam, da sie – im Gegensatz zu den Sklaven in der Stadt, der familia urbana – meist von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang arbeiten mussten. Sie waren beispielsweise in der Viehzucht beschäftigt und wurden etwa als Hirten eingesetzt. Die Quellen berichten von riesigen Herden, für die Tausende von Unfreien zuständig waren. Die weitgehende Selbstständigkeit und auch die Bewaffnung der Hirten, die zum Schutz der Herde notwendig waren, kann als eine der Grundvoraussetzungen für den Ausbruch der großen sizilianischen Sklavenaufstände betrachtet werden.

Zahlreiche Unfreie kamen auch im Acker- und Gartenbau, vor allem im Olivenanbau und der Ölgewinnung sowie im arbeitsintensiven Weinbau zum Einsatz (→ Quellen 79–82). Vielfach arbeiteten sie, da die Gutsbesitzer häufig abwesend waren, unter der Aufsicht eines ebenfalls unfreien Verwalters (vilicus), während dessen Lebensgefährtin als Wirtschafterin (vilica) den Haushalt des Gutes führte. Die in der Landwirtschaft tätigen Unfreien mussten in manchen Fällen ihrer Arbeit gefesselt nachgehen, was ihre Flucht oder eine unerwünschte Zusammenrottung von Sklaven verhindern sollte, und wurden teilweise in besonderen Zuchthäusern untergebracht, wie dies etwa Columella berichtet (→ Quelle 81). Auch im Transportwesen wurden Sklaven als Ochsentreiber, Land- und Transportarbeiter eingesetzt, desgleichen im Handwerk. Zu den Haushalten der römischen Oberschicht gehörten oft große Sklavengruppen. Die Unfreien waren dabei als Ammen und Pädagogen, als Köche, Kämmerer, Kellermeister, Heizer, Boten, Begleiter, Sänftenträger, Sekretäre, Buchhalter, Bibliothekare, Türhüter, Namenrufer oder Vorleser tätig, ebenso als Friseusen, Weberinnen, Schreiber oder Sekretäre. Als Kombattanten im römischen Heer stellten Sklaven eine Ausnahmeerscheinung dar. Zwar gab es bereits während des 2. Punischen Krieges Aushebungen von Unfreien, doch wurden diese nie zur Regel, sondern stellten eine Notmaßnahme dar. Das galt grundsätzlich auch für die Flotte: Den berühmt-berüchtigten Galeerensklaven hat es in der römischen Armee nicht gegeben! Und auch bei den Landstreitkräften war der Dienst von Unfreien bis in die Spätantike ausgeschlossen. Durchaus kamen Sklaven aber im Tross sowie im Dienst von Offizieren zum Einsatz.

Wertvolle Arbeit leisteten unfreie Personen auch in der militärischen und zivilen Verwaltung, im Stab von römischen Beamten, etwa als Schreiber, Gehilfen oder Begleiter, oder als Wachpersonal. Sklaven kamen im Rahmen der Feuerbekämpfung, der Wasserversorgung, der Getreideverteilung und der Münzproduktion zum Einsatz, ebenso wurde ihre Arbeitskraft bei der Marktaufsicht, im Rahmen der Instandhaltung öffentlicher Gebäude, bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, im Strafvollzug sowie im Sakralwesen herangezogen. Die Sklaven im Hofstaat der römischen Kaiser (die sogenannten familia Caesaris) erfüllte Aufgaben vergleichbar denen in Privathaushalten, so etwa als Ammen, Ärzte, Pädagogen, Köche, Bäcker, Kammerdiener, Mundschenke, Vorkoster, Boten, Bademeister oder Aufseher über Magazine.

Während in der griechischen Welt freie Lehrer tätig waren, sind bei den Römern auch zahlreiche unfreie Lehrer belegt. Ähnlich verhält es sich mit Ärzten: während diese in Griechenland in der Regel frei waren, kennen wir im antiken Rom auch zahlreiche unfreie Ärzte. Vielfältige Tätigkeiten nahmen Sklaven auch im Unterhaltungssektor wahr: Musiker, Tänzer, Vorleser, Schauspieler (auf römischen Bühnen traten hauptsächlich Sklaven auf, während ihnen dies in Griechenland untersagt gewesen war). Auch Gladiatoren und Wagenlenker waren in der Regel Sklaven oder Freigelassene. Ebenso waren in Rom und anderen Städten des Römischen Reiches zahlreiche unfreie Prostituierte tätig.

Sklaverei

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