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Reihenvorwort Geschichte in Quellen – Antike

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Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß

Rechenschaft zu geben, bleib im Dunkeln

unerfahren, mag von Tag zu Tage leben.

So dichtete, im West-östlichen Divan, kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe – und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Nur wer Kenntnis davon hat, wie wir zu dem geworden sind, was und wer wir sind, kann Standortbestimmungen vornehmen, die helfen können, unsere Gegenwart verständlich zu machen. Erst wer weiß, mit welchen Problemen Gesellschaften der Vergangenheit konfrontiert waren, wie und weshalb sie die Herausforderungen bewältigten oder an ihnen scheiterten, kann sich heute alternative Wirklichkeiten vorstellen. Ohne Wissen um Geschichte bleibt kritisches Bewusstsein der Gegenwart hohle Phrase.

Unser Wissen um die Vergangenheit schöpfen wir aus Quellen, nichts anderem. „Quellen“ – das sind beileibe nicht immer nur Texte. Quellen können genauso gut Bilder, Bauten, Denkmäler, Münzen, Gegenstände, archäologische Befunde, ja selbst Schiffswracks oder menschengemachte Eingriffe ins Landschaftsbild sein. Alles, was Menschen je hinterlassen haben, kann zur historischen Quelle werden, wenn Historiker dadurch Antworten auf ihre Fragen erhalten können.

Wie findet man Quellen? In der Regel bedarf die Erschließung von Material, das die Antworten birgt, nach denen wir suchen, einiger Erfahrung (und nicht selten eines wachen Spürsinns). Außerdem sind historische Methoden unerlässlich, die den Zugang zu den Inhalten erst ermöglichen. Gerade Anfängern fällt es deshalb meist schwer, beim Durchforsten der immensen Datenbestände, die aus der Vergangenheit überliefert sind, fündig zu werden. Und selbst wenn ihre Suche von Erfolg gekrönt ist, bleiben Texte und Artefakte oft stumm, weil das Kontextwissen fehlt, das sie verständlich macht.

Mit besonderen Schwierigkeiten hat zu kämpfen, wer sich auf Quellen aus dem Altertum einlässt: Unsagbar fern und fremd ist uns die Epoche. Auch sind noch immer viele Texte nur in den Originalsprachen – Latein, Griechisch, Phönizisch, Hebräisch, Aramäisch, Ägyptisch oder einer der Keilschriftsprachen – überliefert, deren Kenntnis bei Studierenden oft nicht mehr vorauszusetzen ist.

Auf dem Weg vom Original zur lesbaren modernen Übersetzung rückt uns die Aussage eines antiken Textes zwar näher. Doch entstehen so auch neue Schwierigkeiten. Schon die Wiederherstellung eines möglichst authentischen Wortlautes in der Originalsprache verlangt vom Philologen und vom Historiker Entscheidungen, die sich auf die Aussage der Texte auswirken können, denn oft wurden antike Texten im Verlauf der langen Überlieferung beschädigt oder entstellt. Und immer wieder bereitet die Übersetzung antiker Begrifflichkeiten, für die es in der heutigen deutschen Sprache keine genauen Entsprechungen gibt, große Schwierigkeiten. Quellen verlangen danach, in ihren historischen Zusammenhang eingeordnet und interpretiert zu werden. Meist sind sie erst dann ausreichend zu verstehen. Der sachgerechte Umgang mit den Quellen ist deshalb eine der entscheidenden Schlüsselkompetenzen nicht allein, aber eben auch der Alten Geschichte.

Hier möchte die Reihe ansetzen: Ergänzend zu den Bänden der Reihe „Geschichte kompakt“ öffnet sie den Blick auf die Antike die unmittelbare Beschäftigung mit den Quellen und ihrem Zuschliff zu Bausteinen der Geschichtsschreibung. Sie erleichtert dem Leser die Orientierung in der Fülle des Materials, zeigt Beispiele aus verschiedensten Quellengattungen für Methoden der Entschlüsselung und Interpretation und macht deutlich, welchen Anteil die Arbeit an und mit den Quellen an unserem Wissen über vergangene Epochen hat. Fachlich ausgewiesene Autorinnen und Autoren bieten dem Leser jeweils eine systematisch aufgegliederte Auswahl wichtiger Quellen und ihn dazu ein, sich auf neue Perspektiven einzulassen und die Welt der Antike entlang ihrer Zeugnisse zu erkunden – im Hörsaal und jenseits der Universität.

Michael Sommer

Michael A. Speidel

Sklaverei

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