Читать книгу Und ich immer dazwischen - Josef Franz Kaspar - Страница 5
ОглавлениеProlog
Es gibt Tage in meiner Vergangenheit, die lassen mich bis heute nicht los. Tage, die mich immer noch unruhig stimmen, da ich vermeintlich eine falsche Entscheidung getroffen habe, aber auch Tage, an denen ich zu keinem Entschluss fähig war. Angst und Zweifel gaben sich die Hand, aber versöhnten nicht.
Beim Rückblick auf sein Leben wird mancher feststellen, dass er nicht alles richtig gemacht hat, vielleicht sogar Vieles nicht. Betrachtet man eine Situation, in der eine Entscheidung getroffen werden muss, jedoch aus verschiedenen Perspektiven, wird absonderliches Verhalten verständlicher. Besonders die Tatsache, dass man nicht selten handlungsunfähig wird, wenn Zweifel und Ängste aufkommen, bloß nichts falsch zu machen. Dann vielleicht lieber gar nichts tun, zurückhaltend und unauffällig bleiben; immer vorsichtig in der Mitte des Schwarms mitschwimmen. Hier bist du vor Angriffen jeglicher Art geschützt. Der Rückblick auf Tatenlosigkeit aber lässt einen letztlich nicht los. Nicht gehandelt zu haben, weil man das Für und Wider als inneren Konflikt nicht bewältigen konnte.
„Und ich immer dazwischen“ heißt: Zwei Herzen schlagen in meiner Brust und will sagen:
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. (Goethe).
Der Rückblick auf mein ambivalentes Leben soll helfen, hinter meine Kulisse zu schauen, mir selbst auf die Schliche zu kommen. Wenn dir ein Marmeladenbrot aus der Hand fällt, landet es immer auf der belegten Seite. Das ist kein Zufall, dafür gibt es eine Erklärung. Der Gedanke, dass es auch für meine gespaltene Präsenz eine Erklärung geben muss, hat mich auf der Suche in meine Vergangenheit beflügelt.
Den Widerspruch zwischen pragmatischen oder triebgesteuerten menschlichen Beweggründen und hohen gesellschaftlichen Ansprüchen mit einem Quäntchen Humor zu bewältigen, das war meine Intention. Humor vermittelt zwischen Gegensätzen.
Mein Leben rückwärts abzuspulen von der Gegenwart bis hin zur Geburt ist mir nicht leicht gefallen, und meinen Lesern, die bereits meine Bücher „Grenzweg“ und „Die Tuchfühler“ gelesen haben, wird Manches bekannt vorkommen. Für den Rückblick auf ein Leben gibt es eben wichtige Ereignisse, die man nicht ausgrenzen kann.