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5.5.2 Bedeutung des Bergbaus in der Wirtschaft Perus

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Der Bergbausektor spielt heute eine tragende Rolle für Perus Wirtschaft. Der Sektor hat dabei vor allem in den letzten zehn Jahren eine grosse Dynamik entfaltet. Zahlreiche Personen aus Politik und Ökonomie sehen im Bergbausektor den eigentlichen Motor des peruanischen Wirtschaftswachstums.


Karte 5: Bergbauprojekte in Peru, März 2011222

Der boomende Bergbau ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen:

– Die Nachfrage nach Rohstoffen hat vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern stark zugenommen. Das zeigt sich auch darin, dass China und chinesische Bergbauunternehmen in den Andenländern heute eine herausragende Rolle spielen. Durch die grosse Nachfrage sind die Preise seit der Jahrhundertwende bis 2013 stark gestiegen, das gilt besonders ausgeprägt für Gold.

– Die Regierung Fujimori realisierte in Peru ein Liberalisierungsprogramm, das gerade im Bereich Bergbau weiter als in anderen Andenstaaten ging. Die seit den frühen 1990er Jahren für ausländische Investoren geradezu idealen Bedingungen machten Peru für kapitalintensive Grossprojekte attraktiv.

– Schliesslich ermöglichen technische Verfahren wie Lixiviation und Tagbergbau eine gewinnbringende Ausbeutung von Mineralvorkommen an Orten, wo der Gehalt an Mineralien früher als zu gering für einen lohnenden Abbau galt.

Die Werte der Exporte von Mineralien stiegen von 3,2 Mrd. USD im Jahre 2001 auf 21,7 Mrd. USD im Jahre 2010.223 Das ist rund 7mal mehr. Auch der Anteil am gesamten Export ist in diesem Zeitraum gestiegen von 45,5% auf 61,1%. Peru steht heute bei der Silberproduktion an erster Stelle, bei Kupfer nach Chile an zweiter, beim Gold immerhin an sechster Stelle.

Der Bergbausektor hat trotz für die Unternehmen attraktiven fiskalischen Bedingungen einen wichtigen Stellenwert für den Staatshaushalt. 2010 kommen 35% der Unternehmensgewinnsteuer aus dem Bergbau, das entspricht 11% des nationalen Budgets.

In der Region Cajamarca spielte der industrielle Bergbau vor den 1990er Jahren keine wichtige Rolle. Einzig in der Provinz Hualgayoc nördlich der Provinz Cajamarca gibt es eine Tradition des industriellen Bergbaus.

Die Installation von Minera Yanacocha anfangs der 1990er Jahre veränderte die Stadt und Provinz Cajamarca grundlegend. Im August 1993 nahm der damalige Staatspräsident Alberto Fujimori in einer feierlichen Zeremonie den ersten in Cajamarca produzierten Goldbarren entgegen. Heute ist die Region Cajamarca hinter der Region Apurímac die zweitwichtigste Region Perus für Investitionen in den Bergbau.224 Der peruanische Ministerio de Energía y Minas (MINEM) schätzte 2012 in der Region Cajamarca Investitionen von über 9 Mia. Dollar, was ca. 17% der nationalen Investitionen entspricht. Mehrere Grossprojekte haben in den letzten Jahren den Betrieb aufgenommen: La Granja (2014), Shahuindo (2014), Michiquillay (2013) und Galeno (2016).

Andere Grossprojekte laufen bereits länger in der Phase der Explotation. Es sind dies vor allem die Projekte von Minera Yanacocha in der Nähe der Stadt Cajamarca und Gold Fields La Cima in der Provinz Hualgayoc. Das bisher grösste Projekt Conga verfolgt Minera Yanacocha seit Sommer 2016 nicht weiter. Newmont wird das Projekt Conga bei veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und höheren Rohstoffpreisen wieder aufnehmen.225

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Cajamarca ist seit 1992 äusserst dynamisch.226 Das ist zumindest bis etwa 2010 ausschliesslich auf Minera Yanacocha zurückzuführen. Nicht alle konnten jedoch gleichermassen vom Boom des Bergbaus profitieren. In Cajamarca hat sich durch die Präsenz von Minera Yanacocha und später anderer Bergbauunternehmen die Bedeutung der Landwirtschaft und Viehzucht verringert, dagegen hat der Bergbau an Bedeutung stark zugelegt.227

In der Provinz Celendín sind zwei Bergbauprojekte weit fortgeschritten: Conga und El Galeno.228 El Galeno ist ein Bergbauprojekt, bei dem ein von der chinesischen Regierung finanziertes Unternehmen Kupfer und Molybdän abbauen will. Nach Auskunft des Ministerio de Energía y Minas (MINEM) soll El Galeno grösser als Antamina in der Region Ancash werden. Beide Projekte, Conga und El Galeno, sollen in sogenannten Cabeceras de cuenca realisiert werden. Diese hochgelegenen Andengebiete sind ökologisch sehr wertvolle Gebiete. Die Projekte Conga und El Galeno bedrohen über 20 Lagunen und ausgedehnte Feuchtgebiete. Das Gebiet versorgt drei Provinzen mit Wasser: Cajamarca über die Flüsse Chonta und später Cjamarquino, Bambamarca über den Fluss Yaucano und Celendín über den Mangayanca.

Zwischen den Projekten Conga und El Galeno gibt es einige Unterschiede.229 a) Conga steht unmittelbar vor der Explotation. Minera Yanacocha hat die Mine weitgehend installiert, spezialisierte Firmen übernehmen diese Vorbereitungsarbeiten. Im Sommer 2016 schiebt Minera Yanacocha allerdings die Installation auf. b) Der Betreiber von Conga, Minera Yanacocha, ist schon in der Region installiert, der chinesische Investor von El Galeno installiert sich erst in Peru. c) Minera Yanacocha betreibt eine offensive Information der Öffentlichkeit, während über El Galeno wenig bekannt ist, auch wenn das Unternehmen im Jahr 2010 in Celendín und Chorochuco ein Informationsbüro eröffnet hat.

Die Bedeutung des industriellen Bergbaus zeigt sich auch in der Ausrichtung der kleinen und mittleren Unternehmen. Es sind zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen entstanden, die für Minera Yanacocha und heute auch für andere Bergbaufirmen arbeiten.230 Diese Unternehmen sind jedoch nicht nachhaltig, weil sie mit Minera Yanacocha und den anderen Bergbauunternehmen verschwinden werden. Das wird weitere Konflikte verursachen.

Canon minero

Das peruanische Parlament verankerte den Canon minero 1993 in der Verfassung (Art. 77, Abs. 3).231 Die Bevölkerung in den vom Bergbau betroffenen Gebieten soll von den Abgaben profitieren, die die Bergbauunternehmen an den Zentralstaat bezahlen.232 Der Canon minero beträgt 50% der Steuern, die Bergbauunternehmen an den Staat bezahlen. Die nationale Steuerbehörde Superintendencia Nacional de Aduanas y de Administración Tributaria (SUNAT) verteilt das Geld an die regionalen und lokalen Regierungen.

Minera Yanacocha weist darauf hin, dass der Canon minero für Cajamarca im Jahr 2007 den Höchststand aufgewiesen hat. In den folgenden Jahren nahm und nimmt der Canon aufgrund der kleineren Fördermengen ab. So erhielten die verschiedenen staatlichen Institutionen der Region Cajamarca im Jahre 2007 rund 425 Mio. S/.

Jahr Gobierno Regional Gobierno Provincial und Distritales Total ausbezahlt an Cajamarca
2006 S/. 88′858′026,30 S/. 266′574′100,92 S/. 355′432′127,22
2007 S/. 106′292′070,47 S/. 318′876′223,97 S/. 425′168′294,44

Tabelle 4: 2006 und 2007 an die Region Cajamarca ausbezahlter Canon minero

Cajamarca 174′231′069,04
Chota 22′562′971,11
Cutervo 19′739′908,09
Jaén 19′606′338,59
San Ignacio 17′356′500,54
Hualgayoc 13′338′835,18
Celendín 12′003′147,89
Cajabamba 10′002′090,57
San Miguel 7′834′398,41
San Marcos 7′078′792,67
Santa Cruz 6′074′740,17
Contumazá 5′811′881′50
San Pablo 3′235′550,21

Tabelle 5: Verteilung Canon minero 2007 nach Provinzen der Region Cajamarca, in S/.

Bergbaukonflikte in Cajamarca, Peru, und gesellschaftlichpolitische Entwicklung

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