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Trennung und Wiederfinden

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Im Zimmer des 7. Stockwerks (S. 47–49): Jan hat weiterhin vor, mit dem Schiff abzufahren, sobald er einen Platz bekommt. In der Zwischenzeit spielt er weiter mit den Gefühlen Jennifers, indem er ironischerweise verspricht, ihr zu schreiben, wenn er wieder zu Hause ist. Jennifer hofft naiv darauf, dass hinter den liebevollen Jans Sprache als MachtinstrumentWorten des Scherzbriefes echte Gefühle stehen. Jan macht sich im weiteren Dialog mit Jennifer über diese Illusion lustig: »Meine Gefühle habe ich ausgezogen und zu den Kleidern gelegt« (S. 48). Kurz darauf kommt ein Telefonanruf mit der Nachricht, dass nun für Jan ein Platz auf dem Schiff reserviert ist. Die Szene endet wieder mit den Stimmen und ihrer Warnung vor einer Fortsetzung der Liebesbeziehung.

Im Zimmer des 7. Stockwerks (S. 49–51): Jan und Jennifer packen ihre Koffer und bereiten sich auf die endgültige Ein Missverständnis trennt die Liebenden kurzTrennung vor. Während Jan die Rechnung für das Zimmer bezahlt, geht Jennifer aus dem Hotel in der falschen Annahme, dass ihre Zeit mit Jan zusammen nun zu Ende ist. Jedoch bucht Jan am Empfang eigentlich ein Zimmer in einem höheren Stockwerk, damit sie weiterhin zusammen sein können. Die Stimmen treten am Ende der Szene erneut auf. Zur üblichen Warnung – »SOLANGE ES ZEIT IST DENK DARAN« – kommt eine neue Mahnung für Jennifer hinzu: »NÄHER ZU IHM NÄHER ZU NICHTS« (S. 51).

Auf der Straße (S. 51–55): Jan bedauert, dass Jennifer fortgegangen ist. Er verlässt das Hotel und sucht auf der Straße nach ihr. Plötzlich taucht sie neben Jan auf und hat sich anscheinend entschieden, reuevoll zu ihm zurückzukehren. Anstatt sich zu freuen, dass er sie wiedergefunden hat, Jennifers Erniedrigung durch Janbedroht er sie: »Ich sollte dich schlagen vor allen Leuten, schlagen werde ich dich …« (S. 53). Sie antwortet nur: »Ja, ja« (S. 53). Jan berichtet, er habe beim Bezahlen des Zimmers erfahren, dass nun eines im 30. Stockwerk frei geworden ist, sogar mit Blick zur Straßenseite. Jennifer scheint bereit, sich mit Jan zu versöhnen, und freut sich auf den Umzug in ein höheres Stockwerk: »Küß mich. Auch auf der Straße« (S. 54). Die beiden kehren ins Hotel zurück.

Im Gerichtssaal (S. 56–58): Der gute Gott erklärt dem Richter, welche Wirkung ein Aufenthalt im oberen Der Umzug ins 30. StockwerkStockwerk eines hohen Gebäudes auf die Menschen generell hat: »Aus einiger Entfernung betrachtet, schrumpft der gesunde Menschenverstand ein und sieht einem Gran Stumpfsinn zum Verzweifeln ähnlich« (S. 56). Solche Umstände, so der gute Gott, wirken auf Liebespaare wie Jan und Jennifer umso stärker, als man hier etwas erlebt, was nicht auf dem Boden zu erleben ist: »Es gibt nämlich einiges in den Höhen, wo die Adler nicht wohnen. Freiheit. Ein Unwesen, das die Phalanx der Liebenden in Besitz nimmt und verteidigt voller Verblendung« (S. 56 f). Schuld an dieser Intensivierung der Liebesbeziehung ist auch, so meint der gute Gott, seine Widersacherin, die Die Zigeunerin als Widersacherin des guten GottesZigeunerin, der Jan und Jennifer schon in der ersten Nacht begegnet waren. Der gute Gott verfolgt sie, so gut es geht, kann sie aber nicht ausfindig machen: »Darum bin ich dieser Zigeunerin auf den Fersen, solange ich denken kann, die von nirgends herkommt und nirgends zuhause ist und diese Horste begünstigt« (S. 57). Die Liebenden richten sich im neuen Zimmer ein und lassen sich nicht mehr trennen.

Auf dem Hotelkorridor (S. 58–59): Diese humoristische Szene eröffnet das Eichhörnchen Billy mit einem Zitat aus dem Märchen Rumpelstilzchen: »Ach wie gut, daß niemand weiß« (S. 58). Dann überlegen sich die beiden Die Eichhörnchen planen die VernichtungEichhörnchen-Hauptleute Frankie und Billy, wie Jan und Jennifer für ihr Vergehen bestraft werden sollten. Frankie schlägt zuerst »Spanische Folter« (S. 59) vor, flüstert Billy dann aber eine noch bessere Möglichkeit ins Ohr, die dem Leser nicht verraten wird.

Im Gerichtssaal (S. 60–61): Der Richter ist schockiert, dass die Eichhörnchen als mögliche Strafe Folter in Betracht ziehen und kommentiert, dass wir nicht im Mittelalter leben. Der gute Gott behauptet, der Richter bevorzuge vielleicht die Massenvernichtung oder Einzelvernichtung?Massenvernichtung vor der Einzelvernichtung, und lässt wissen, er selbst habe »ein altmodisches Verfahren« (S. 60) verwendet, das in den Augen des Gerichts wenig Zustimmung finden werde. Dennoch lehnt er »[d]ie ausschweifende Phantasie meiner Handlanger« ab, preist die eigene Nüchternheit in solchen Fällen – »Mordlust ist mir fremd« (S. 60) – und meint am Ende, er erwarte keine Gnade vom Gericht. Die Szene schließt mit den anonymen Stimmen, die unter anderem die ambivalente Formulierung »KEINE GNADE« (S. 61), die sich hier auf die Liebenden oder auf den guten Gott beziehen kann, leitmotivisch zweimal wiederholen.

Der gute Gott von Manhattan von Ingeborg Bachmann: Reclam Lektüreschlüssel XL

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