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DIE SPIRITUELLEN FÄHIGKEITEN AUSGLEICHEN
ОглавлениеAchtsamkeit bewirkt zugleich einen Ausgleich dessen, was der Buddha »die fünf spirituellen Fähigkeiten« nannte: Vertrauen/Glauben [engl. faith], Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit. Wir können unsere ganze spirituelle Reise auch als Stärkung und Ausgleich dieser Fähigkeiten betrachten. Achtsamkeit lässt uns bemerken, ob eine davon zu schwach oder übermäßig ausgeprägt ist, und schafft beispielsweise einen Ausgleich zwischen Vertrauen und Weisheit oder Energie und Konzentration. Haben wir zu viel Glauben, dann können wir dogmatisch werden und zu sehr von unseren eigenen Ansichten überzeugt sein. Wir sehen nur allzu oft, wie solch blinder Glaube in unserer Welt zu Konflikten und Leid führt.
Solange Vertrauen nicht mit Weisheit einhergeht, kann es passieren, dass wir unsere Meditationserfahrungen überbewerten. Wir nennen diesen Zustand »Pseudo-Nirvāna«. Dann entwickelt sich zwar unsere Erkenntnisfähigkeit, aber in unserer Begeisterung vergessen wir, achtsam zu sein. Haften wir an diesen Zuständen an, werden die Einsichten verfälscht.
Beschrieben wir verschiedene Erkenntniszustände, pflegte Sayadaw U Paṇḍita uns oft zu fragen: »Hast du es bemerkt?« Der eigentliche Maßstab unserer Praxis war unsere Achtsamkeit, nicht die Erfahrung eines bestimmten Zustands.
Wir können auch eine übermäßige Anhaftung an unser Verständnis oder unsere Einsicht entwickeln und uns damit zufriedengeben. In diesem Fall ist unser Vertrauen schwach, das uns dafür öffnet, was jenseits unseres derzeitigen Begriffsvermögens liegt. Durch Verständnis ohne Vertrauen können wir uns – meistens unwissentlich – in falsche Ansichten verstricken. Auf ähnliche Weise ist ein Gleichgewicht zwischen Bemühen und Konzentration wichtig. Zu viel Bemühen ohne ausreichende Konzentration führt nur zu Rastlosigkeit und Unruhe, während ein Übermaß an Konzentration ohne entsprechende Energie träge macht. Durch Achtsamkeit werden all diese Faktoren in der Balance gehalten.