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Kapitel 15

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Golfclub, Kapellenvorplatz

13.Oktober 2014, 22:15 Uhr

Aus der Finsternis heraus kommend, trat Miller ins Licht. Der Richter kniff die Augen zusammen und bemerkte seinen qualvollen Blick und seinen tapsenden Gang. Jemand hielt ihm eine silberne Klinge an den Hals.

»Zwei …«, rief der Richter.

Miller lief stolpernd auf die Gruppe zu und hatte die Hände auf dem Rücken fixiert. Die Wachen richteten ihre Waffen auf den Hauptmann, der abrupt stehen blieb.

»Drei …«, brummte der Bär leise. Langsam schritt er auf seinen Mann zu. Der Richter war erstaunt, als er Ivy dahinter erkannte.

Merklich verängstigt beobachteten die Bewohner das Schauspiel. Die mit Blut beschmierte Gefangene hatte das Spiel umgedreht. Ihr Blick war entschlossen und finster. Ihre tiefroten Hände pressten die Klinge fest an Millers Kehle.

»Vier …«, raunte der Richter mit höhnischem Grinsen.

»Lass sie gehen«, forderte sie bestimmend, griff fester in den Haarschopf des Hauptmannes und riss dessen Kopf in den Nacken. Sie hatte Angst, aber sie schluckte diese tapfer runter.

»Du hast zwei Wachen getötet«, brummte er und schritt langsam auf sie zu.

Ivy lächelte. »Vier.« Erstaunt stutzte der Richter auf. »Und es werden fünf, wenn du meine Leute nicht sofort gehen lässt!«

»Was gibt dir das Recht diese Forderungen zu stellen?«

»Was du tust, ist nicht rechtens. Du kannst nicht mit den Ängsten der Menschen spielen und über deren Leben entscheiden.«

Der Richter schenkte ihr ein höhnisches, tiefes Lachen. »Dann stehst du auf der gleichen Stufe wie ich. Schließlich hast du meine Wachen getötet und drohst mir, einen weiteren umzubringen. Vor den Augen aller anderen ... Ist das nicht genau das Gleiche?«

»Du musst den Menschen die Wahrheit sagen. All die Toten sind keine Menschen, die auf Grund ihrer Sünden gestorben sind. Wir alle sind mit einem Virus infiziert, der-«

»Schweig! Das ist eine Lüge!«, brüllte der Richter wütend. Unter dem grollenden Gebrüll erzitterte seine Bruderschaft.

Ivy schob mutig ihre Geisel weiter ins Licht hervor. »Ich könnte ihm die Klinge durch den Hals ziehen, um es dir zu beweisen«, drohte sie ihm mit durchdringenden Augen. »Er wird sterben und wenig später wieder auferstehen. Lass meine Leute gehen, oder ich töte ihn!«

Selbstgefällig und mit höhnischem Grinsen schritt er auf sie zu und zog einen Revolver aus der Jackentasche. Er richtete die Waffe auf sie. »Du hast nicht den Mut, ihn zu töten.«

»Sir … Bitte«, flehte Miller zitternd und sah ihn mit flehendem Blick an.

»Das hätte alles anders laufen können, wenn ihr euch angepasst hättet«, raunte er. Er schritt langsam um sie herum, wie ein wildes Tier, welches um seine Beute schlich. »Deine rothaarige Freundin … Sie ist wie ein Teufel …« Er lehnte sich zu ihrem Ohr heran. »Den muss ich ihr austreiben … Im wahrsten Sinne des Wortes«, flüsterte er und sie roch wieder diesen schweißigen Körpergeruch. »Man muss den richtigen Zeitpunkt abpassen, damit sie schwanger werden.«

Verstört verfolgten ihre Augen den Richter, der ihr den Rücken zugewandt hatte und wie ein Gockel daher stolzierte.

Lass dich nicht ablenken!, erinnerte sie die Stimme in ihrem Kopf. Wütend trat sie Miller in die Kniekehle, der darauf hin zu Boden stürzte. Ivys Hand hatte sich fest in seinem Schopfe vergriffen. »Du nutzt die Angst der Menschen aus, um deine perfiden Gedanken um zusetzten. Diese Apokalypse ist kein Werk Gottes, sondern ein Virus, der fast die ganze Menschheit dahingerafft hat. Und wenn sie sterben, werden sie sich verwandeln!«

Stillschweigend beäugte sie der Richter, während im Hintergrund ein nervöses Raunen unter den Menschen zu hören war. Verwirrt sahen Elmar, Klaas und Jerome um sich und bemerkten, die fragenden Blicke der Wachleute.

»Dann beweis es. Kannst du es beweisen, lasse ich deine Leute frei. Wenn nicht, werdet ihr morgen gehängt«, drohte er ihr und sah sie fordernd an.

Ivy spürte den schnellen Atem des Wachmannes und hörte sein verzweifeltes Schluchzen. Die Zeit blieb für einen Moment stehen.

Siehst du ihre angsterfüllten Blicke? Alle haben Angst vor dir, selbst Elmar, Klaas und Jerome. Was würde Sebastian denken, wenn er dich so sehen würde. Würde er ebenso handeln? Sieh, Klaas und Jerome schütteln die Köpfe. Du sollst ihn nicht töten. Aber was bleibt dir anderes übrig?, höhnte die Stimme in ihrem Kopf.

»Hemmung?«, lachte der Richter und wandte sich an die Gemeinschaft. »Da faselt sie vom Weltuntergang und dass man sich verwandelt, wenn man stirbt … Und dann hat sie nicht mal den Arsch in der Hose, um es zu beweisen!« Spottend lachte er aus vollem Halse vor sich her.

Ivys Wut stieg immer mehr. Sie umfasste den Schaft des Messers beherzter. Der Körper des Wachmannes zitterte wie Espenlaub und sie drückte die Schneide fester an dessen Hals.

»Und ob ich das habe.«

Langsam zog sie die Messerschneide durch den Hals des Wachmannes. Das Blut quoll aus dem Schnitt heraus und übergoss ihre Hand. Röchelnd sackte Miller in sich zusammen. Zitternd versuchte er, seine Hände auf die Wunde zu pressen, doch der Schnitt war zu tief. Entschlossen ließ Ivy von dem Verwundeten ab, sah in die fassungslosen Augen des Richters, der zum ersten Mal sprachlos war.

Sie rieb das warme Blut zwischen ihren Fingerkuppen hin und her. Ihre Augen fixierten den Bären.

»Sie hat ihn getötet!«, dröhnte es aus der Menge heraus.

»Sie hat ihn umgebracht!«, rief jemand erneut fassungslos.

Kopfschüttelnd kam der Richter auf sie zu und begutachtete den Wachmann. Millers starre Augen waren aufgerissen. Einzelne Zuckungen durchfuhren seinen sterbenden Körper.

»Fühlst du dich jetzt besser?«, hakte der Richter nach.

»Er bleibt hier liegen. Er wird sich innerhalb weniger Stunden verwandeln. Und wir werden gehen«, forderte sie mit bedrohlichem Unterton.

Der Richter bäumte sich furchteinflößend vor ihr auf, aber Ivy hatte keine Angst mehr. Der Adrenalinspiegel war immens. Sie drehte das Messer in ihrer linken Hand hin und her. Der Griff war glitschig. Sie war bereit, wieder zu töten.

Er nahm den Revolver, richtete den Lauf auf ihre Stirn und lud die Waffe. Ivy versank regelrecht in seinen blauen Augen und blendete alles andere aus.

»Ich werde heute nicht sterben«, flüsterte sie ihm zu.

Der Richter begann leise zu lachen. »Doch, das wirst du.«

Die Zeit stand still. Sie sah keine anderen Menschen um sich herum, hörte kein Weinen der Bewohner. Nur sie und der Richter, der fast zwei Köpfe größer war.

Und das Piepen.

***

Lethal Vacation

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