Читать книгу Lethal Vacation - Josephine Lessmann - Страница 10

Kapitel 7

Оглавление

Berlin, Autovermietung Schönefeld

21. Juli 2012, 8:30 Uhr

38 Tage bis zum internationalen Flugverbot

Susann fuhr Marvin zur Autovermietung nach Schönefeld. Das Institut hatte keine Kosten und Mühen gescheut, dem Doktor einen BMW X1 zu reservieren. Akribisch betrachtete er die polierten Felgen des Autos und die glänzende Lackierung. Mit scharfen Blick begutachtete er die Karosserie von allen Seiten.

»Schon mal ein Fahrzeug gemietet?«, fragte er sie, während er die vordere Stoßstange prüfte. Susann schüttelte den Kopf. »Vor der Fahrt müssen sämtliche Kratzer und Beulen verzeichnet werden. Sonst muss ich was bezahlen, was ich gar nicht war.«

»Macht Sinn«, erwiderte sie und warf derweil einen Blick auf seinen Koffer.

»Ist das ein Raucherauto?«, fragte er den Mitarbeiter, dessen Gesicht mit tiefen Narben übersät war. Ein Überbleibsel stark pubertärer Akne.

»Ja. Automatik, Klimaautomatik, Spurassistent, Navigationssystem und Freisprechanlage«, zählte dieser auf und spielte mit dem Schlüssel in der Hand herum.

»Sehr gut. Dann komme ich auch an«, erwiderte er zufrieden und ging auf den Mitarbeiter zu.

Der Angestellte reichte ihm das Klemmbrett mit den Unterlagen und dem Schlüssel.

Marvin unterschrieb den Mietvertrag, dessen Inhalt er schon in- und auswendig kannte und grinste Susann in froher Erwartung an. Er nahm ihr den Koffer ab und stellte ihn in den Kofferraum.

»Bis Dienstag muss er wieder hier sein. Vollgetankt«, rief der Mitarbeiter ihm zu, der das Klemmbrett in der Hand hielt und bereits zurück zu seinem Kassenhäuschen lief.

Marvin nickte ihm nur zu und schloss die Kofferraumklappe. Die Hände in die Hüfte gestemmt, blickte er zufrieden auf seine Assistentin.

Plump reichte er ihr die Hand zum Abschied, auch wenn er sie lieber herzlich umarmt hätte. Doch wieder stand ihm die Vernunft im Weg, statt auf sein Herz zu hören.

Grübelnd umschloss Susann seine Pranke. Zumindest versuchte sie es und seine Finger strichen behutsam über ihren Handrücken.

»Melde dich, wenn du angekommen bist«, drängte sie und sah ihn fordernd an.

Er nickte ihr stumm zu und hatte dennoch einen Dackelblick aufgesetzt.

Aus heiterem Himmel umarmte sie Marvin, was ihn vollkommen überrumpelte. Trotzdem genoss er diese Umarmung und roch ihr süßliches Deodorant. Loslassen wollte er sie nicht, aber die Zeit saß ihm in gewisser Art und Weise im Nacken. Schweren Herzens ließ er sie los.

»Ich melde mich, wenn ich da bin. Mit viel Glück bekomme ich eine Antwort von dir«, erwiderte er zwinkernd und stieg ins Auto.

»Wenn ich nicht schon schlafe … Dann aber am Morgen«, versicherte sie wieder mit diesem bezaubernden Lächeln und winkte zum Abschied. Mit den Händen in den Jackentaschen schlenderte sie zum Treppenhaus.

Er beobachtete sie über den Rückspiegel, während er den Wagen startete. Ihr auf den knackigen Po zu starren war nicht gentlemanlike, aber sie wusste es ja nicht.

Mit der Hoffnung auf ein gutes Durchkommen fuhr er nach Frankreich.

*

Das Wiener Schnitzel war in der Raststätte nahe Bad Krozingen okay. Aber die Pommes waren um einiges besser. Dicke, knackige Kartoffelstangen. Der Salat war ebenso lecker.

Er hatte die Strecke bis hier her durchgezogen und das machte ihn stolz. Acht Stunden Fahrt waren anstrengend und er hatte sich seine Pause wahrlich verdient. Etliche Baustellen bremsten ihn am Ende aus. Nicht mehr lange und er würde die französische Grenze passieren. Nach dem Essen vertrat er sich rauchend auf dem Gelände des Rasthofes die schweren Beine.

Er beobachtete eine Familie, die mit ihren Kindern auf dem dortigen Spielplatz spielte. Die Zöglinge waren zwischen fünf und sechs Jahre alt und rutschten immer wieder die Rutsche hinunter. Doch dann brach Chaos aus, als die Eltern die Weiterreise bekannt gaben. Ein tosendes Gebrüll erschütterte den sommerlichen Nachmittag und Marvin konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

Nachdenklich rauchte er seine Zigarette zu Ende und zückte sein Smartphone aus der Hosentasche. Es war 16 Uhr. Laut Google hatte er noch vier Stunden Fahrt vor sich. Im Storchengang stolzierte er erneut rauchend auf dem Fußweg entlang und entschloss sich, die Fahrt fortzusetzen.

Während er fuhr, wählte er über die Freisprechanlage die Nummer von Yves. Es läutete ein paar Mal dröhnend aus den Boxen, bis der Franzose endlich abnahm.

»Oui?«

»Hallo Yves. Hier ist Marvin. Ich wollte Bescheid sagen, dass ich in circa vier Stunden im Hotel sein werde«, eröffnete er ihm.

»Dann kommst du ja gut durch«, staunte er. »Wir sind leider heute Abend noch unterwegs. Aber ich erwarte dich morgen Mittag im Labor.«

»Sehr gut. Hast du die Proben schon fertig?«

»Sie werden von mir persönlich fertig gemacht«, versicherte Yves.

»Wir müssen uns eh noch unterhalten«, erwiderte Marvin mit kritischem Unterton in der Stimme.

»Morgen, mein Freund. Du sollst dich ausruhen, bevor du zu mir kommst.«

»Ich denke, du weißt, was ich meine?«

»Oui mon ami. Lass uns morgen reden.«

Stumm nickte Marvin vor sich hin und passierte ein Autobahnschild, auf dem die kommende Grenze ausgeschildert war.

»Bis dann, Yves«, brummte er und legte auf.

Er versuchte, die Gedanken zu verdrängen. Die Erinnerungen an die Unterhaltung mit Dr. Kaufmann machte ihn erneut rasend. Er schüttelte den Kopf und schaltete das Radio an.

***

Lethal Vacation

Подняться наверх