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Kapitel 5
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Berlin
15. Juli 2012, 6:45 Uhr
41 Tage bis zum internationalen Flugverbot
Die Strahlen der aufgehenden Sonne pressten sich an den Rändern der Jalousie vorbei. Müde starrte Marvin an die mit Stuck verzierte Zimmerdecke. Sein Wecker klingelte seit einer halben Stunde. Ich hätte nicht so lange ›Silk Road‹ spielen dürfen, dachte er. Er schwang seinen schwabbeligen Körper in eine aufrechte Position und blieb gähnend auf der Bettkante sitzen.
Sein Blick wanderte zu einem Zeitungsartikel, den er vor vier Wochen aus der ›Berliner Morgenpost‹ ausgeschnitten hatte. Aber es war nicht der Text, der für ihn bedeutsam war. Es war das Bild, welches groß darüber platziert war.
Er nahm es in seine wulstigen Hände, betrachtete es verträumt und seufzte.
Susann Schmitz verstärkt das Team des Instituts für Seuchenkontrolle und Forschung in Berlin, stand unter dem Bild. Seine neue Laborassistentin hatte ihm wahrlich den Kopf verdreht. Sie war jung, arbeitete eine Zeitlang in der Forschungsabteilung für ›Ärzte ohne Grenzen‹ und wechselte durch die guten Beziehungen ihrer Eltern ins Institut.
Er schmunzelte. Der Gedanke an sie, ließ seine mürrische Laune verblassen.
Marvin erhob sich, kratzte sich ungeniert an seinem Hintern und watschelte laut vor sich her gähnend in das kleine Badezimmer, dessen Fenster angekippt war.
Sein zerknautschtes Gesicht erinnerte ihn an Clint Eastwood. Doch der Körper passte nicht dazu. Von drahtig war er kilometerweit entfernt, denn Fastfood formte diesen Astralkörper. Nichts anderes. Er zog die Plauze ein, hielt kurz die Luft an und ließ diese flatternd zwischen seinen Lippen entweichen.
Der Aschenbecher neben dem Zahnputzbecher quillte langsam aber sicher über. Eine Zigarette würde noch reinpassen. Er zündete sich eine an und schmierte sich das Rasiergel auf die Wangen, über die Oberlippe und auf die Glatze, während er sie rauchte.
Seit Susann bei ihm arbeitete, achtete er ein wenig mehr auf sein Äußeres. Tief in seinem Inneren wollte er einen guten Eindruck hinterlassen. Die kurzen Haare an seinen Wangen und dem Schädel sahen nach drei Tagen wahrlich unästhetisch aus. Das musste sich ändern. Lediglich seinen langen Kinnbart, den er geflochten und mit einer großen Perle schmückte, blieb.
Seit vier Jahren sprießten kaum Haare auf seinem Kopf. Dafür umso mehr an Stellen, wo man die Dinger definitiv nicht benötigte. Aber wie sollte er sich allein den Rücken rasieren?
Nachdem er die Zigarette aufgeraucht, sich Gesicht und Glatze rasiert hatte, sprang er in die kleine Duschkabine und schrubbte sich den restlichen Schaum ab.
In kurzen Sachen gekleidet, schlürfte er in den Wohnschlafraum. Sein Bett wurde durch ein zimmerhohes weißes ›Kalax‹ - Regal getrennt, welches mit Büchern und Akten zugestellt war. Aber es erfüllte seinen Zweck. Die kleine Dreimanncouch mit dem aus Obstkisten zusammengeschraubten Tischlein lud nicht zum Verweilen ein. Der Stoff des Sofas war abgewetzt. Er hätte es genauso gut vom Sperrmüll holen können. Seine Kommandozentrale stand neben der Balkontür.
Ein Tresen trennte die Küche vom Wohnschlafbereich. Erwartungsfroh lugte er in das Gefrierfach und holte den letzten Burger heraus. Lapidar warf er ihn in die Mikrowelle und schmiss den Wasserkocher an.
Nachdem er gegessen, seinen Kaffee getrunken und mindestens vier weitere Zigaretten geraucht hatte, kippte er die Balkontür und Fenster seiner Einraumwohnung an, um den Rauch herausziehen zu lassen.
Er schloss seine Wohnungstür ab und schwang sein klappriges Rad über die Schulter. Auf dem Weg nach unten, kam ihm eine ältere Dame mit weißem lockigem Haar, Kittelschürze und einem Wäschekorb auf dem Flur entgegen.
Oh man, bitte geh weiter. Bitte geh weiter!, hoffte er innerlich.
»Herr Stephan!«, keifte sie ihm entgegen und musterte ihn mit zusammen gekniffenen Augen. »Sie ham de Reinijungswoche wieder verjessn! Wann hattense mal vor, dit zu erledijen?«
Für einen Moment musterte Marvin die ältere Dame, den sogenannten Hausdrachen. Aus ihrem rechten Hausschuh lugte der große Zeh heraus und die Taschentücher in der Kittelschürze wurden nicht weniger.
Patzig warf sie ihm den Wäschekorb vor die Füße.
»Geht’s noch, Frau Huber?!«, empörte er sich, stellte das Fahrrad in den Flur und legte die Wäsche wieder in den Korb zurück.
»De Reinijungswoche, Herr Stephan! Ick ruf bei der Verwaltung an. Dat mein ick ernst, dit wissen se«, schimpfte sie weiter und riss ihm den gepackten Wäschekorb aus den Händen.
»Wenn Sie uns noch ein paar Jahre mit Ihrer Anwesenheit beglücken und ich dann eventuell auch Rente kriege, können wir sie gern gemeinsam machen. Bis dahin bin ich jedoch arbeiten. Also werde ich die Treppe dann machen, wenn ich die Zeit dazu finde«, erwiderte er schnippisch und grinste übertrieben.
Empört blickte die ältere Dame ihm nach, als er sich das Fahrrad über die Schulter schwang und ohne ein weiteres Wort nach unten ging.
*
Nach zehnminütiger Fahrt erreichte er das separate Gelände der Charité. Er gab den Pin über ein Nummernfeld ein und hielt seinen ›Puk‹ auf den Scanner. Das Tor öffnete sich und der Virologe passierte die kleine Einfahrt. Er fuhr den Schotterweg entlang auf ein rotes Backsteinhaus zu. Ein paar Kollegen trafen sich zur Raucherpause davor und begrüßten ihn winkend. Doch er hatte keine Zeit. Der Kaffee drückte.
Nachdem er sein Geschäft erledigt hatte, brachte er seine Sachen in die Umkleide und erblickte seine neue Kollegin.
Na da kann der Tag nur gut starten, freute sich sein Herz. »Guten Morgen, Susann.«
»Guten Morgen, Marvin«, erwiderte sie lächelnd. »Gehen wir heute ins Labor oder müssen wir die Notizen weiter abgleichen?«
»Die Notizen abgleichen«, antwortete er kurz und bündig, während er sich seinen weißen Kittel überstreifte.
»Oh, heute kurz gebunden. Hat dich Frau Huber wieder abgefangen?«, mutmaßte sie.
Marvin seufzte. »Ja. Auf dem Flur. Wegen ihrer scheiß Hausordnung.«
Schmunzelnd band sie ihre Haare zum Zopf zusammen, oder eher einem wilden Dutt. Lässig umspielten einzelne Strähnen ihr zartes Gesicht.
Oh mein Gott, wie hübsch sie wieder aussieht, freute er sich gedanklich.
Es war wahrlich eine Kunst geworden, sich diese schmachtenden Blicke nicht anmerken zu lassen. Doch seine Vernunft siegte immer wieder. Sie war zwanzig Jahre jünger als er.
»Dr. Kaufmann hat vorhin angerufen. Du sollst in sein Büro kommen«, sagte sie ihm.
Genervt japste er nach Luft und rollte mit den Augen. »Geh doch schon mal hoch. Ich werde ihm mal einen Besuch abstatten. Wer weiß, was er wieder will«, brummte er vor sich hin.
Lächelnd nickte sie ihm zu, öffnete die Tür und hielt einen Moment inne. Ihre erwartungsvollen Blicke trafen sich und es schien, als würde sie erröten.
Grinsend ließ er Susann als Erstes aus dem Zimmer treten.
*
Dr. Kaufmann war der Leiter des Instituts. Er teilte mitunter das Personal ein und traf wichtige Entscheidungen bezüglich der Forschung und finanziellen Förderung.
Wenn er Susann jemandem anderen zuteilt, fängt er sich eine. Da geb‘ ich ihm Brief und Siegel drauf, schimpfte er innerlich, als er in der vierten Etage den Flur entlang schlenderte und locker die Hände in die Kitteltaschen steckte.
Zögernd blieb er vor der Bürotür stehen und beäugte das bronzefarbene Namensschild. Seine Hand erhob sich, formte sich zur Faust und schlug dreimal gegen das Türblatt.
Vielleicht ist der Sack nicht da und ich kann das Gespräch umgehen.
»Herein!«
Kopfschüttelnd schnappte er nach Luft und öffnete die Tür. Er trat ein, schloss die Pforte des Teufels und schlenderte auf ihn zu. »Was gibt’s?«
»Setzen Sie sich«, forderte er und zeigte auf den Stuhl, der vor dem U-förmigen Schreibtisch stand.
Schnaufend ließ er sich nieder und sah, wie der Leiter einen Bericht auf seinen Rechner tippte und Notizen auf einen Zettel abzeichnete.
»Na, da hätte ich mir auch Zeit lassen können«, murmelte er leise vor sich her und erntete einen kritischen Blick.
Dr. Kaufmann speicherte die Datei, drückte auf ›Drucken‹ und der schwarze Kasten hinter ihm begann zu rattern und zu brummen. »Sie werden heute einige Unterlagen bekommen, die Sie nach Lyon bringen«, verkündete er, nahm die ausgedruckten Unterlagen und unterschrieb diese.
Marvin runzelte die Stirn, nahm das Pamphlet entgegen, überflog es und riss erstaunt die Augen auf. »Ich soll PO2 aus Frankreich holen?!«
Dr. Kaufmann nickte, ließ sich in seinen Bürostuhl sinken und hielt seine ineinander gefalteten Hände vor dem Mund. »Die letzten.«
Misstrauisch sah er seinen Vorgesetzten an. »Wie meinen Sie das? Die letzten?«
»Wir bekommen keine neuen Fördergelder mehr für das Projekt. In zwei Jahren wird PO2 abgeschlossen und eingestampft.«
Sprachlos stand Marvin der Mund offen. »Und … was … wie … Was passiert danach?«, stammelte er nervös.
Dr. Kaufmann winkte lapidar mit der Hand ab. »Ach, da findet sich noch genug Arbeit für Sie. Grippeviren verändern sich stetig. Nächste Woche fahren Sie nach Lyon. Die Kollegen wissen Bescheid. Die Ergebnisse beider Gruppen müssen noch zusammengefügt und bearbeitet werden, damit es an die Kommission weitergegeben werden kann. PO2 wird dann eingelagert, bis es zum Ernstfall kommt.« Abgebrüht grinste der Leiter zufrieden vor sich hin.
Marvin saß gedankenverloren vor dem Schreibtisch. »Und was wird aus Susann? Sie hat gerade erst angefangen?«, hakte er aufgebracht nach.
»Das Püppchen? Die ist noch jung und wird in einer anderen Abteilung eingesetzt. Oder sie sucht sich was anderes. Aber Sie, Marvin, sind ein hochgeschätzter Wissenschaftler. Solche Leute brauchen wir.«
Marvins Blick verfinsterte sich. Er hasste es, wenn Dr. Kaufmann abwertend über die weiblichen Kolleginnen sprach, vor allem über Susann.
»Sie kennen doch Dr. Roux, oder?« Marvin nickte mit zusammengekniffenen Augen. »Gut. Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung und machen Sie mit ihm eine Zeit aus, wann Sie dort aufkreuzen. Nächsten Donnerstag wird Ihnen ein Auto zur Verfügung gestellt. Die Adresse von der Autovermietung holen Sie sich bei Frau Anderson ab. Noch Fragen?«
»Warum? Warum wird das Projekt plötzlich eingestellt?«, hakte Marvin patzig nach.
Dr. Kaufmann stützte sich auf seinen Schreibtisch und dachte einen Moment nach. »Man investiert eine gewisse Menge in ein Projekt … Aber wenn man feststellt, dass nicht die gewünschten Ergebnisse kommen, beendet man es.«
Empört schnellte Marvin vom Stuhl hoch. »Ich arbeite seit über drei Jahren an diesem Projekt! Wie oft habe ich Sie gebeten, die Mittel für die Heilmittelforschung zu beantragen! Wie oft!?«, betonte er noch einmal und schlug mit der Faust auf dem Tisch.
»Beruhigen Sie sich«, bat der Leiter mit einer Seelenruhe, die Marvin noch wütender machte.
»Wir haben eine biochemische Waffe hergestellt, die wir seit zwei Jahren versuchen, zu entschärfen. Wir dürfen dieses Projekt nicht einfach einmotten wie ein paar ausgediente Klamotten! Wir benötigen die Gelder für das Heilmittel, Gerhard!«
Er nickte ihm zustimmend zu. »Das ergibt alles einen Sinn, Marvin. Aber wenn die Kommission entscheidet, dass Projekt zu beenden, müssen wir das so hinnehmen. Mir sind die Hände gebunden.«
Erzürnt prustete Marvin vor sich hin, rieb sich fassungslos die Glatze und hätte am liebsten die Zettel zerrissen. »Wenn dieser Virus das Labor irgendwie verlässt, lösen wir eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes aus. Wenn Sie die Ergebnisse der Tierforschung verfolgt haben, wissen-«
»Nichts verlässt das Labor. Das ist ein Hochsicherheitslabor«, unterbrach Kaufmann. »Ihr Job ist sicher.«
»Es geht hier doch nicht um mich!«, brüllte Marvin ihn entrüstet an. »Es gibt Leute in diesem Unternehmen, die gerade damit anfangen, sich ein Leben aufzubauen!«
»Ich kann gern dafür sorgen, dass Frau Schmitz weiterhin ihre Assistentin bleibt, wenn Sie das wünschen«, erwiderte Dr. Kaufmann schnippisch.
»Ich hoffe für Sie, dass der Virus nie ausbrechen wird«, drohte Marvin. »Denn wenn, werden Sie der erste sein, der nach einem Heilmittel schreit.«
Herablassend nickte Dr. Kaufmann vor sich her.
Marvin nahm patzig die Unterlagen und knallte die Tür des Büros hinter sich zu.
*
Schnaufend ging er nach unten, schmiss die Unterlagen in seinen Spind und lief nach draußen. Aufgebracht rauchte er drei Zigaretten hintereinander, während er mit nervös zuckendem Bein auf der Bank saß.
Dieses dumme Arschloch! Wie kann er zulassen, dass die Forschung eingestellt wird. Und was wird aus Susann? Ich hoffe für ihn, dass er sein Wort hält.
Schwer seufzend schmiss er die Kippe patzig in den Aschenbecher und stapfte wieder ins Gebäude.
Susann saß vor ihrem Laptop und hatte die Unterlagen neben dem Rechner liegen. Die Schrift ihres Kollegen war teils schwer zu identifizieren. Manchmal kam sie sich vor, wie in einem Krimi, in dem man die Hieroglyphen des Mörders entziffern musste. Sie wusste genau, dass Marvin nach den Gesprächen mit Dr. Kaufmann meist mürrisch heraus kam. Der Kaffee, der schon auf ihn wartete, würde ihn besänftigen.
Die Tür sprang auf und Marvin trat herein. Instinktiv griff er nach der Kaffeekanne, goss sich das schwarze Gebräu in seine lapidar ausgewaschene Kaffeetasse und schlürfte am Rand. Seufzend setzte er sich an seinen Schreibtisch und beobachtete Susann einen Moment.
Sie unterbrach das Schreiben und sah zum ihm auf. Sie schmunzelte.
Hach, da ist es wieder. Dieses Lächeln. Diese grünen, wilden Augen sind so geheimnisvoll und sexy. Verdammt, schoss es ihm durch den Kopf.
»An manchen Stellen ist deine Schrift gut lesbar, an anderen wiederum nicht«, bemerkte sie und legte eine kleine Pause ein, um an ihrer Tasse zu schlürfen.
»Ich muss nächsten Donnerstag nach Lyon fahren«, brummte er. Marvin steckte die Hände in die Taschen seines Kittels, während er sich auf dem Bürostuhl drehte.
Schmollend beäugte sie ihn und japste nach Luft. »Also … muss ich allein deine Hieroglyphen entziffern?«
Marvin nickte bedrückt. »Zumindest bis ich fahre … Ich geh … Ich muss nochmal telefonieren.«
Susann nickte, wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und schien wenig begeistert zu sein, dass sie allein weiterarbeiten musste.
*
Nachdem er seinen Kollegen und langjährigen Freund Dr. Yves Roux angerufen und von seiner bevorstehenden Reise informiert hatte, saß er nachdenklich im Pausenraum und hielt sich an seiner Tasse Kaffee fest. Er hatte nicht einmal Hunger. Die Zeit verflog wie in Zeitraffer.
Während sich die anderen Mitarbeiter zum Mittagessen trafen, lachten und erzählten, saß er wie ein Trauerkloß an seinen Tisch und starrte apathisch auf seine Kaffeetasse.
Plötzlich stellte Susann ihr Tablett auf die Tischplatte und setzte sich. Sie faltete die Hände ineinander, hielt sie vor ihren Mund und beobachtete ihn.
Seine Augen wanderten auf ihren Teller. Wie gesundheitsbewusst sie sich doch ernährte. Einen bunten Salat mit einem leichten Dressing, dazu gedünsteter Fisch.
»Warum so betrübt?«, hakte sie nach.
Er schaute in ihre Augen, die ihn regelrecht in seinen Bann zogen. »Gefällt es dir bei uns?«, entgegnete er ihr.
»Ja. Ich arbeite gern hier. Wieso fragst du das?«
Seufzend strich er sich über das nicht vorhandene Haar. »Dr. Kaufmann sagte mir, dass das Projekt eingestellt wird. Die nächsten zwei Jahre dienen der Zusammenfassung aller Ergebnisse. Das sind die letzten Proben, die ich holen werde.«
Das Leuchten in ihren Augen verschwand und sie senkte die Arme vor ihrer Brust nieder. Sie schnaufte und griff nachdenklich die Gabel. Im Essen umher stochernd grübelte sie.
»Oh … Das kommt so plötzlich … Ich dachte, dass das Projekt noch eine Weile Bestand haben würde«, sagte sie nach einer Weile und sah ihn traurig an.
»Das dachte ich auch … Ich war außer mir und habe betont, dass eine Menge Leute daran arbeiten und … Er sagte, dass du nicht versetzt werden würdest«, versuchte er sie zu beruhigen und tätschelte, ohne darüber nach zu denken, ihre zarte Hand.
Susann betrachtete erst die streichelnde Hand und dann sein Gesicht. Seine Augen sahen müde und zermürbt aus.
Streichelst du ihre Hand?, bemerkte seine innere Stimme und Marvin zog sie peinlich berührt von ihr weg. Ein tiefer schwerer Seufzer entfloh aus seinen Lungen.
»Aber … Du hattest doch gesagt, dass die Erforschung des Gegenmittels noch nicht bewilligt sei«, bemerkte Susann, bevor sie sich ein Stück Fisch in den Mund schob.
»Richtig. Das wird auch in den zwei Jahren nicht passieren. PO2 wird eingemottet.«
Kauend nickte sie vor sich hin, hielt inne und suchte sich einen Fluchtpunkt. Sie war betrübt über das plötzliche Ende des Projekts.
Marvin erhob sich, nahm locker seine leere Tasse in die Hand und ließ Susann allein am Tisch zurück.
Seine Assistentin sah ihm nach, schob sich ein paar Bissen ihres Mittagessens in den Mund, bevor sie das Tablett abräumte.
Gedankenverloren setzte sie sich wieder an die Arbeit und übertrug allein die Schriften in den Computer, während Marvin frustriert das Weite suchte.
***