Читать книгу Stiefmütterchen Ost und Königskerze West - Jott H. Wangerin - Страница 18

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Das andere Extrem

Eine Hitze ist das heute wieder! Wo findet man bloß einen kühlen Platz? Am Strand wird man ja außer von der Sonne noch von seinen Nachbarn aufgeheizt! Es wird aber auch von Jahr zu Jahr immer voller. Selbst der Wind kommt da nicht mehr durch! Und das soll Erholung sein? Ins Wasser kann man ja auch schon lange nicht mehr. Überall stehen die Urlauber in verdächtiger Haltung bis zu ihrem besten Stück ganz still im Wasser. Da kann mir doch keiner einreden, die wollen sich erfrischen! Ich sage, die sind nur zu faul, über die Düne zum Pinkeln zu gehen. Das Wasser sieht ja schon eher gelb als blau aus.

Bei dieser Hitze verbrennt alles. Grünes Gras findet man längst nicht mehr. Alles ist ausgeblichen und verdörrt. Ein Wunder, dass der Strandhafer noch aufrecht steht! Wo der wohl die Kraft dazu her nimmt? Bei den Urlaubern ist das anders. Die meisten sind übergewichtig. Selbst während dieser 14-tägigen Hungerkur an der überfüllten Ostseeküste finden sie nicht zu ihrer Ideallinie zurück. Dazu bedarf es drastischerer Maßnahmen! In jedem Fleischerladen müssten nicht nur das Fleisch und die Grillwürste auf die Waage, sondern vorher der Kunde! So könnte man gleichzeitig das Problem mit den endlosen Schlangen lösen.

Die Rothäute dominieren an diesem Strandabschnitt, und je verbrannter ihre Blößen sind, desto eifriger promenieren sie am Strand auf und ab. Das muss ein Naturgesetz sein. Erholsamer wäre es, im kühlen Wald zu wandern und den Massen zu entfliehen. Aber geh jetzt mal in den Wald! Die Kühlung der Bäume wird aufgehoben durch das Schwitzen vom ständigen Wegschlagen der lästigen Fliegen und blutrünstigen Mücken. Und je mehr man erschlägt, umso mehr kommen nach. Das scheint wirklich das Naturgesetz im Darß zu sein. Also meiden wir den Wald und senken die Waldbrandgefahr bei der Sonnenglut und laufen lieber mit versengtem Körper am überfüllten Strand umher. Da man bei Hitze auch die beiden Eisdielen meiden muss, weil man dann schon erst recht nicht hineinkommt, die Urlaubsquartiere meiden muss, da einen dort die Hitze erschlägt, bleibt einem hier oben nichts mehr, und man sollte sich bei Zeiten nach einem Winterferienplatz im Gebirge umsehen.

Über die Liebe

Liebe ist nur ein Wort.

Dieses Wort verbreitet Glück.

Ein Überzieher nicht,

Ein Nerzmantel schon eher.

Schutz bieten beide.

Liebe schützt vor Torheit nicht.

Der Überzieher schon.

Der Nerzmantel ist reine Torheit.

Er macht vorübergehend glücklich.

Liebe dagegen lebenslänglich.

Sie ist eben nicht nur ein Wort,

„Sondern das Band,

Das die Welt verbindet.“

Man muss allerdings die Augen weit öffnen,

Um dieses Band zu sehen.

Viele können das nicht,

Denn es ist nur innerlich sichtbar.

Für sie muss dann eben der Nerz herhalten!

Wellenspiel

Die Wolken zieh’n durch warmen Wind,

Hinaus aufs blaue Meer,

Es scheint, sie eilen fort geschwind,

Der Liebsten hinterher.

Weit draußen, wo der Wellen Kamm

Ganz zärtlich sie ergreift

Und gierig aufsaugt, wie ein Schwamm,

Mit dem sie sich einseift.

Wenn ich doch auch ‘ne Welle wär’,

Und so verliebt wie heut’,

Dann rauschte ich ihr hinterher,

Und hätte nichts bereut!

Kunstfrevel

Manch’ Bilder könnten dir erzählen,

Wie sie sich durch ihr Leben quälen,

Von Krieg und Flucht durch lodernd Feuer,

Nun sag’ noch einer, sie sind teuer!

Stiefmütterchen Ost und Königskerze West

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