Читать книгу Stiefmütterchen Ost und Königskerze West - Jott H. Wangerin - Страница 24

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Urlaubserfahrungen in Wieck

1980

Mit den sogenannten „Einheimischen“ hatten wir als „Wochenendhäusler“ so unsere Probleme. Frühmorgens eile ich zum Bäcker, denn frische Brötchen gehören nun mal zu einem zünftigen Frühstück. Ich bin dann auch der dritte Kunde vor der Ladentür des Bäckermeisters Kummer. Und was passiert nun wohl? So nach und nach kommen die Einheimischen angeschlendert und postieren sich gelassen im Schatten der Urlauber. Aber kaum wird die Ladentür geöffnet, gehen sie stolzen Hauptes an der inzwischen lang gewordenen Schlange vorbei und sind die Ersten im Laden. Und werden selbstverständlich auch bedient. Und nicht nur mit zehn Brötchen, nein einhundert werden eingesackt, und die Verkäuferin belehrt die nun allmählich ihre Fassung verlierenden Urlauber, die ängstlich ihre Brötchen schwinden sehen, dass das Einheimische wären, Berufstätige, die nicht so viel Zeit wie die Urlauber hätten, und schon sind die Brötchen alle. Pech gehabt? Schweinerei, denke ich, in Stralsund gibt es so etwas nicht. Man stelle sich einmal vor, ich als „Einheimischer“ des Tribseer Dammes ginge bei Bäcker Kaschützke an der brav wartenden Schlange aus Knieper-West oder Grünhufe vorbei in den Laden. Man würde mich zu Recht erschlagen! Von Unrechts wegen könnte ich ja in Wieck auch an der Schlange vorbeigehen, denn das Haus, in dem wir Urlaub machen, gehört uns, aber leider ist es eben nur ein Wochenendhaus, und deshalb bin ich eben kein Einheimischer. Und deshalb muss ich mir genau wie alle anderen Urlauber die Brötchen vor der Nase wegschnappen lassen!

Und wie erkennt nun die Verkäuferin die Einheimischen, denn alle und jeden kann sie ja auch nicht persönlich kennen? Das ist ganz einfach, nämlich an deren blasser Gesichtsfarbe, denn die Sonne scheint hier nur für die Urlauber. Oder sollten sich die Einheimischen nicht in die Sonne trauen, weil sie sonst den Urlaubern gleichen würden und sich als Strafe dafür hinten anstellen müssten?

Die neue Nachbarin

Zum ersten Mal sah ich sie nun,

Im Haus gab’s scheinbar nichts zu tun,

Jetzt schlief sie auf der Gartenliege,

Ich dachte nach, wie ich sie kriege!

Sie wecken mit gespiegelt’ Licht,

Das quasi kitzelt ihr Gesicht?

Ihr stechend’ Blick hoch zum Balkon,

Treibt sicher sie vor mir davon.

Wärs besser wohl mit Kirschen zielen,

Die plötzlich hoch vom Himmel fielen?

Das könnt’ sie bloß erschrecken,

So kann man sie nicht necken!

Jetzt weiß ich, wie ich’s machen muss,

Ich spitz’ die Lippen wie zum Kuss,

Und pfeif ganz leis’ ein hübsches Lied,

Mal seh’n, was dann in ihr geschieht:

Schlägt sie verzückt die Augen auf,

Und schaut zu mir aufs Haus hinauf,

Dann heb’ ich ahnungslos die Hand,

Und mach’ mich schnell mit ihr bekannt.

Doch läuft sie blicklos zu sich ‘rein,

Und lässt sich auf’ kein Flirten ein,

Dann hab’ ich’s wenigstens probiert,

Und weiß, dass vorerst nichts passiert!

Bienenschicksal

Vom Blütenduft herbei gelockt,

Hat gierig sie gleich angedockt,

Und während sie den Saft aufsog,

Die Blüte sich zusammen zog,

Hält sie seitdem gefangen,

Als Straf’ für ihr Verlangen.

Wie vom Winde Verweht

Wenn Wind die Haare strähnig weht,

Ist’s für die Umkehr meist’ zu spät!

Stiefmütterchen Ost und Königskerze West

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