Читать книгу Stiefmütterchen Ost und Königskerze West - Jott H. Wangerin - Страница 19

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Wie wir zu einem Ölgemälde des Stettiner Malers Ernst Schwartz kamen

Wie üblich las ich am Sonnabend die „Ostsee-Zeitung” von A bis Z und stieß dabei auf eine Anzeige, dass jemand im Kosegartenweg ein altes Landschafts-Ölgemälde mit Goldrahmen für etwa 300 Mark verkaufen wollte.

Mein Interesse war nicht sonderlich groß, da wir ja bereits über ein Bild im Wohnzimmer verfügten, aber sonderbarerweise wollte Ingrid sich das Bild wenigstens mal ansehen. Ich verschob die Fahrt immer wieder, und bald dachten wir nicht mehr daran.

Aber etwa vier Wochen später schwirrte uns die Anzeige plötzlich wieder im Kopf herum, und ich hatte sogar Lust, mir das Bild anzusehen, obwohl ich eigentlich dachte, es wäre längst verkauft.

Als wir vor dem kleinen Einfamilienhaus hielten und klingelten, öffnete ein Herr, den ich fragte, ob denn das Bild zufällig noch da sei. „Leider ja,” sagte er, es sei allen zu groß gewesen, und er fragte mich, ob ich es mir ansehen wollte.

Es stand aus Platzmangel oder weil es demnächst auf den Sperrmüll sollte schon oder noch in der Veranda. Es war vom Motiv her eigentlich nicht das, was mich interessierte, aber man konnte sich hineingucken.

Das brachte ich auch zum Ausdruck, und da sagte der Herr, „wenn Ihnen das Bild nicht gefällt, könnten Sie doch wenigstens den alten Goldrahmen gebrauchen.“

Er hatte das Bild von seiner verstorbenen Mutter übernommen, hätte aber in seinem kleinen Haus absolut keinen Platz für das recht große Gemälde. Da er offenkundig von Kunst nur wenig verstand und mir das Bild leid tat, wenn es auf dem Müll landete, nur um den Rahmen für irgend etwas zu verwenden, fragte ich ihn, wie viel er dafür haben wollte. Inzwischen war er auf 100 Mark herunter gegangen. Ich war finanziell nicht sonderlich gut auf einen sofortigen Kauf vorbereitet und zählte mein Geld nach. 75 Mark hatte ich dabei und sagte ihm das.

Er war auch mit 75 Mark zufrieden und trug das Bild sofort zu meinem Auto, wohl aus Angst, ich könnte es mir noch anders überlegen.

Ich hatte viel Mühe, das Bild in meinem eigentlich recht geräumigen „Wartburg 353“ zu verstauen, aber irgendwie schafften wir es doch.

Und dann hängten wir das Bild probeweise in unser Schlafzimmer und fanden immer mehr Gefallen daran.

Uns erinnerte es vom Malstil an die Worpsweder Künstlerkolonie, und irgendwann fragten wir eine Museumsmitarbeiterin nach dem Künstler und fühlen uns seitdem als Retter eines wertvollen Kunstwerkes.

Lavendelblüte

Wenn die blaue Welle rollt,

Durch den grünen Garten,

Und die kleine Blattlaus schmollt,

Dann kann niemand warten.

Alles stürzt sich auf die Blüten,

Hummeln, Käfer, Schmetterlinge,

An den Füßen pralle Tüten,

Darin stecken leck’re Dinge.

Der Anarchist

Er macht „nur sein Ding.“

Eigentum verachtet er,

Über das Leben entscheidet er,

Wer ihn bedroht, den hängt er!

Mäander

Verschlungen wie der Recknitz-Fluss,

So ist des Lebens Lauf,

Und macht das Leben mit dir Schluss,

Steigst du zum Himmel ‘rauf!

Stiefmütterchen Ost und Königskerze West

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