Читать книгу Immer geradeheraus - Jörg Dahlmann - Страница 31

Traumhafte Neunerkonferenz um 15.30 Uhr

Оглавление

Bei Auswärtsspielen von Schalke blieb ich nämlich zu Hause und legte mich kurz vor 15:30 Uhr vors Radio. Die große Fahne baumelte aus meinem Jugendzimmer. „Sport und Musik“ mit Kurt Brumme. Was habe ich es geliebt, der ARD-Radiokonferenz zu lauschen! Und ab und zu, wenn mir niemand zuhörte, schaltete ich mich dazwischen und lieferte eine Mini-Fantasiereportage. Damals war die Bundesligakonferenz das Wunderbarste, was sich ein Fan vorstellen kann. Alle Spiele gleichzeitig um 15:30 Uhr. Was für eine wunderbare Welt damals!

Danach um 18 Uhr die Sportschau. Was ärgerte ich mich, wenn bei den drei Spielen, die in der Zusammenfassung gezeigt wurden, Schalke nicht dabei war! Und noch mehr ärgerte mich, dass fast immer der 1. FC Köln übertragen wurde. Klar, aus logistischen Gründen war es für die Sportschau-Macher einfacher, von dort zu berichten. Ich lauschte ihnen, Wilfried Luchtenberg, Karlheinz Vest oder Dieter Adler. Adler bewunderte ich besonders, weil er so eine Ruhe ausstrahlte. Die Reporter aus München mochte ich nicht, weil sie mir damals viel zu Bayern-lastig kommentierten.

Und dann das Tor des Monats! Ich schickte immer Postkarten nach Köln und war wahnsinnig aufgeregt, wenn Eberhard Stanjek oder Hans-Joachim Rauschenbach aus einem Riesenkasten einen einzigen Gewinner herauszogen. Sechs Richtige im Lotto waren sicherlich wahrscheinlicher als der Gewinn beim Tor des Monats.

Nach der Sportschau ging es in die Krankenhauskapelle. Dort fand eine Messe statt, die aber relativ kurz ausfiel. Pfarrer Hesper, ein untersetzter, ja rundlicher Priester mit Halbglatze, betete die Messen förmlich runter. Highlight war, wenn er sich bei der Eucharistiefeier Wein und Wasser einschenken ließ. Er fragte dabei die Messdiener: „Wie hat Schalke gespielt?“ Und die mussten ihm während des Einschenkens (es war immer mehr Wein als Wasser) einen Kurzbericht zuflüstern. „2:0 gewonnen, Fischer und Abramczik haben getroffen.“ Danach zeigte er dem Messdiener an, dass er auch den Rest des Weines gerne hätte.

Der Rest eines Samstagabends gehörte dann Dieter-Thomas Heck, Hans-Joachim Kulenkampff, Heinz Schenk oder Peter Frankenfeld.

Zurück zu meiner Bundesligazuschauer-Laufbahn: Ich habe noch die Spiele in der alten Glückauf-Kampfbahn in Erinnerung, die oft rappelvoll war. Manchmal hingen wir in den Bäumen oder riskierten unsere Gesundheit auf irgendwelchen Mauern, um das Spiel sehen zu können. Die allererste Bundesligapartie, die ich live im Stadion sah, war im Mai 1966 Schalke gegen Borussia Neunkirchen. Von der Sparkasse waren Freikarten vergeben worden. Ich war gerade mal sieben Jahre alt. Es war nach dem Tod meines Vaters einige Monate zuvor mein sehnlichster Wunsch, einmal ein Spiel auf Schalke erleben zu dürfen.

Mein damaliger Nachbar, Werner Lorck, war so nett und nahm mich mit. Und damit ich sehen konnte, durfte ich auf seiner Schulter Platz nehmen. Im Nachhinein tut er mir total leid. 90 Minuten mit einem Siebenjährigen auf der Schulter war für ihn bestimmt nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Immer geradeheraus

Подняться наверх