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Wie ich zum ZDF kam

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Es war während meines Studiums. Ich saß 1983 mit meinen 24 Jahren in meiner Elf-Quadratmeter-Bude des Y-Hauses im Studentenwohnheim Eichendorffring in Gießen, als mir die Fernsehprogrammbeilage (ich glaube RTV) der Gießener Allgemeinen in die Hände fiel. Ich blätterte und checkte, was ARD und ZDF und die Dritten zu bieten hätten in den nächsten Tagen. Andere Sender gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

In einer Spalte der Beilage waren die Anschriften aller TV-Sender der damaligen Bundesrepublik aufgeführt, also alle ARD-Sender von Radio Bremen über WDR bis hin zum BR, zudem noch das ZDF. RTL, Sat.1 etc. waren wie gesagt noch nicht geboren, geschweige denn on air.

Ich entschloss mich, Bewerbungen zu verschicken. An alle! An jeden einzelnen Sender. Aber nicht als Redakteur im Sport, sondern als „Ansager“. Da werden jetzt die jüngeren Leser mit den Achseln zucken. Ansager waren Leute, die zum Beispiel kurz vor der Tagesschau auf Sendung gingen und sagten: „Nach der Tagesschau um 20.15 Uhr sehen Sie die neueste Ausgabe von Loriot – Vicco von Bülow erzählt seine neuesten Geschichten. Anschließend gegen 21 Uhr wartet Prof. Grzimek auf Sie, um Sie in die fabelhafte Welt der Erdmännchen mitzunehmen. Um 22:30 Uhr folgt dann die Dokumentation ‚Die DDR im Umbruch‘, ehe gegen Mitternacht die Nationalhymne das Programm beschließt.“

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie die tatsächlichen Sendezeiten damals Anfang der 80er aussahen. Es ist ja für Kids von heute unvorstellbar, dass bis 17 Uhr ein Testbild gesendet wurde. Erst danach begann das Kinderprogramm. Wobei man sich über Klaus Havenstein mit Sport, Spiel, Spannung diebisch freute, weil am Ende der Sendung ein kurzer Clip mit Micky Maus oder Tom und Jerry gesendet wurde. Ja, und gegen Mitternacht endete das Programm tatsächlich mit der Nationalhymne. Danach gab es nicht einmal Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands, sondern wieder das Testbild plus schrillem Testton. Und Auswahl hatte man auch nicht: ARD oder ZDF, dazu noch Telekolleg Mathematik & Co. in den Dritten. Das war es. Manchmal wünschte ich trotzdem, die Kids von heute würden in die damalige Zeit eintauchen dürfen. Ich glaube, wir haben einfach viel mehr draußen miteinander gespielt. Ohne Bildschirm.

Fernsehen war auch sehr übersichtlich. Beim Goldenen Schuss mit Vico Torriani freute man sich über die Ansage „Peter, den Bolzen bitte!“, und Robert Lembke fragte zuverlässig „Welches Schweinderl hätten’s denn gern?“, Ingrid Steeger zog bei Klimbim blank und Ilja Richter nervte bei Disco mit den Sketchen, die wohl nur er selbst lustig fand. Sonntagsmittag war das Fernsehhighlight, weil nach Die kleinen Strolche auch noch Olli und Stan alias Dick und Doof ihre Scherze trieben. In Schwarz-Weiß natürlich. Krimis von Durbridge waren Straßenfeger, Edgar-Wallace-Filme mit Klaus Kinski fanden wir zum Schießen und Bezaubernde Jeannie blinzelte uns in eine Welt der Fantasien, ebenso wie uns Captain Kirk und Mr. Spock ins All beamten.

Immer geradeheraus

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