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Drei Arten, anzufangen

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Es lohnt sich, im Detail zu verfolgen, was Menschen in diesem Moment tun – in den Sekunden, die ihrem Vortrag vorausgehen, da, wo die ganze Umgebung noch neu für sie ist und sie zum ersten Mal den Zuhörerinnen und Zuhörern gegenüberstehen.

Die BWL-Professorin macht es so: Sie steigt beschwingt die paar Stufen hoch, die vom Saal in die Mitte der Bühne führen, geht zum Pult und holt sich die Fernbedienung, blickt – immer noch mit dem Rücken zum Publikum – zur Leinwand mit dem Logo der Veranstalter, sagt kurz ins Publikum: „So!“, dreht sich nochmals um, um ihre erste Folie zu kontrollieren, und dann wieder zum Publikum: „Ich begrüße Sie ganz herzlich, es ist nicht eine Studie, die wir gemacht haben, einmal haben wir mehrere gemacht …“ Dabei tut sie mehrere kleine Schritte, erst dann steht sie fest auf beiden Beinen und sagt, dass sie die entscheidende Studie hier zum ersten Mal präsentieren wird.48

Der Gründer und CEO eines Technologie-Multis spaziert in brauner Lederjacke und schwarzer Jeans auf die Bühne, dreht sich in der Mitte zum Zuschauerraum, nimmt dann ein paar Schritte rückwärts, schaut nach links und nach rechts. Noch beim letzten Schritt fängt er zu reden an.49

Beide werden sorgfältig geplante und informative Vorträge halten. Beide haben sich die ersten Worte vorher überlegt. Es ist ihnen klar, wie sie in den Inhalt ihrer Rede einführen. Aber sie alle fangen mit Reden an, bevor sie richtig angekommen sind. Das tun zwar viele; sie reden schon, während sie noch den letzten Schritt tun, also ohne überhaupt auf beiden Beinen dazustehen. Auf diese Weise ist es schwer, das Publikum wahrzunehmen und Kontakt zu ihm zu finden.

Andere reden nicht sogleich, sondern sortieren ihr Manuskript oder tippen auf dem Notebook herum, das vor ihnen liegt. Wieder andere klopfen auf das Mikrofon usw. All diese Handlungen sind zwar möglich, aber sie bringen Redner und Publikum noch nicht zusammen. Der Nachteil: Sie befassen sich nur mit der eigenen Person.

Direkt loszulegen, hilft zwar, den Stress nicht weiter wachsen zu lassen. Das Manuskript zu büscheln oder sich in der Elektronik zu orientieren, hat zwar den Sinn, Ordnung zu schaffen. Wer auf das Mikrofon klopft, weiß zwar, dass die Tonanlage funktioniert. Aber die Leute im Auditorium erleben dabei nur eines: einen Menschen, der sich mit sich selbst beschäftigt. Und der sich noch keine Zeit genommen hat, mit ihnen in Kontakt zu treten.

Wie man es auch machen kann, demonstriert Sebastian P. Schild. Er wird gleich vor 60 SeminarteilnehmerInnen reden. Bisher saß er mit dem Rücken zum Publikum da. Jetzt ist er dran, und er rollt seinen Rollstuhl vor die vorderste Reihe, wendet sich den Leuten zu und stoppt. Da sitzt er nun, aufrecht, mit hängenden Armen. Sieben Sekunden lang sagt er nichts, sondern schaut in den Raum. Er sieht nach rechts, sieht nach links. Und erst dann fängt er an.

Es wird ein fulminanter Vortrag mit viel Interaktion, der die Menschen begeistert. Aber der Anfang war ganz einfach besonnen und konzentriert – konzentriert auf das Publikum und auf den gemeinsamen Raum.50

Konstruktive Rhetorik in Seminar, Hörsaal und online

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