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Mainz

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Nicht nur die Kaiserstraße erinnert in Mainz an Napoleon, sondern auch das 1834 errichtete Veteranendenkmal auf dem Hauptfriedhof, in der Nähe des alten Krematoriums. Auskunft über Entstehungshintergrund, Form und Symbolik des bemerkenswerten Steines gibt eine Stele, die zu den rund 100 Hinweistafeln in der Reihe „Historisches Mainz“ gehört, die „Zeitzeugen aus Stein“ vorstellen:

„Die Entwürfe für das älteste Kriegerdenkmal auf dem Mainzer Hauptfriedhof stammen von dem Mainzer Bildhauer Franz Josef Scholl (1796–1842). Stifter waren die damals noch lebenden Mainzer Veteranen der napoleonischen Armee. Sie hatten 1833 den Veteranenverein gegründet. Der Wunsch, ‚einen Grabstein für die bei der großen Armee gedienten Mainzer’ [zu] errichten, war durch den Tod der Veteranen Michel und Gries ausgelöst worden. Deren Familien konnten nämlich selbst keine angemessenen Begräbnisse finanzieren.

Den herausgehobenen Standort des Veteranendenkmals am Endpunkt einer der Hauptwege verdankte man dem damaligen Mainzer Bürgermeister Stefan Metz (1789–1850), der ebenfalls in der ‚Grande Armée’ gedient hatte. Er ermöglichte nicht nur die kostenlose Überlassung der Fläche auf dem Hauptfriedhof, sondern empfahl den Veteranen auch, die Inschrift in Deutsch zu verfassen.

Das Monument trägt die nach und nach ergänzten 202 Namen der Mainzer Veteranen in der Reihenfolge ihrer Sterbedaten, beginnend mit G. Michel († 1833) auf der Ostseite, endend mit J. Beltz († 1883) auf der Südseite im Bereich des Sockels. Alle Veteranen wurden mit ihren Lebensdaten und den genauen Angaben des Dienstgrades und des Armeecorps eingemeißelt. Für die Mitglieder der Légion d’Honneur wurde zusätzlich das Kreuz der Ehrenlegion eingraviert.

Oberhalb des Gesimses mit vier napoleonischen Adlern wird das Denkmal von einem Würfelaufsatz bekrönt mit griechischem Helm auf Lorbeerzweigen, drapiertem Mantel und antikisierendem Schwert. Die drei Halbreliefs symbolisieren die Waffengattungen ‚Artillerie‘ (Norden) mit Granaten und großkalibrigen Geschützen; ‚Infanterie‘ (Westen) mit der Fellmütze des Grenadiers, Sappeurbeilen, Gewehren mit Bajonettaufsatz, Füsilier- und Offiziershut sowie einer Adlerstandarte mit der Inschrift ‚Valeur et Discipline‘; ‚Kavallerie‘ (Süden) mit zentralem Kürass und Kürassierhelm, Husarenhut, Pistolen und Trompeten. Die Ostseite ziert ein Lorbeerkranz mit der Inschrift ‚Den unter Napoleons Fahnen gefallenen Mainzern‘.


St. Helena-Medaille für Veteranen, verliehen von Napoleon III. 1857.

Die Einfriedung setzt sich aus Schwertern, Sappeurbeilen, flammenden Granaten und Mörsern zusammen. 1867 wurde das Monument durch bronzene Vergrößerungen von Vorder- und Rückseite der St.-Helena-Medaille ergänzt ….“20

Die hier erwähnte St.-Helena-Medaille stiftete Napoleon III. 1857 in Erinnerung an seinen Onkel für die Soldaten der Grande Armée von 1792–1815. Sie wurde auf Bewerbung an die Veteranen verliehen, durfte aber nach Genehmigung nur im Großherzogtum Hessen getragen werden. Im preußischen Rheinland dagegen war dies verboten, in Bayern wiederum geduldet, allerdings mit dem Hinweis, „wie wenig es sich für bayerische öffentliche Diener gezieme, fragliche Medaillen zu tragen“.21

Aus dem rechten Denkmalsockel geht zudem hervor, dass die Stadt Mainz das Monument im Jahre 1897 vom Veteranenverein übernommen hat. Zwei Metalltäfelchen, beide auf den 5. Mai 1921 – den 100. Todestag Napoleons – datiert, erinnern zusätzlich an die französische Besatzung Mainz’ nach dem Ersten Weltkrieg: „Le Général Degoutte et l’Armée Française du Rhin aux Soldates Hessois de la Grande Armée.“ „Monsieur Paul Tirad Haut Commissaire de la République Française dans les Provinces du Rhin aux Soldates Hessois Morts sous les Drapeaux de la France.“


Das Veteranendenkmal von 1834 auf dem Mainzer Hauptfriedhof.

Am Sockel der Ansichtsseite ist außerdem ein bronzener Palmzweig mit Widmung angebracht: „Le Maréchal Foch aux Mayençais de la Grande Armée 14. Mai 1919.“

Von einem farblich gestalteten Gitter umgeben, gehört das Veteranendenkmal nicht nur zu den eindrucksvollsten steinernen Zeugnissen auf dem Mainzer Hauptfriedhof, sondern es ist zugleich das älteste und am besten erhaltene Denkmal seiner Art überhaupt.


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