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Turmgesang

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Eine geraume Weile verharrte Jero in dieser Stellung und beobachtete und empfand manchmal dabei etwas.

Es wehte schon eine Art seltsamer Hauch um diesen Ritter, der allein seine Burg bewohnte, ein schräger Vogel war, eigensinnig und mürrisch und nun in dieser verdrehten Körperstellung auf den Steinstiegen zu seinem Turm schon fast erstarrt stand.

Dann drehte er seinen Kopf mit seinem schwarzen Schopf zurück, schaute hinunter zu den von vielen Wettern verwitterten Stufen und sah durch sie hindurch. Die Rüstung seiner Beine klapperte wieder, und mit der rechten Hand öffnete er die Eichenholztür zum Sturmfried. Nur diese Hand hatte einen Panzerschutz, und jedes Mal kratzte das Metall an dem Holz, das mit unzähligen Kratzern und Macken von des Ritters Begehr nach dunklem Ohnmachtsschutz erzählte.

Als er in die Dunkelheit seines Sturmfrieds eintrat, war es, als sähe er für den Bruchteil eines Wimpernschlags ein grünes Schimmern, das ihn für dieselbe Zeitspanne irritierte. Die Dunkelheit des schwarzen Gesteins seines Turms und das aufgeschreckte Flattern der Fledermäuse ließen ihn schnell die Erinnerung an das grüne Licht nehmen. Tastsicher entzündete er mit einem Schwefelholzstück die Fackel.

Das kleine warm scheinende Licht erfüllte den hohen und runden Raum und schuf eine sanfte, orangegelbe und dämmrige Atmosphäre.

Jero legte seine Waffen ab, ging dann zu den Eichenholzfässern mit dem selbst gebrauten Bier und füllte einen Zinnkrug mit dem gelblich schimmernden Trank. Er setzte sich neben die Fässer auf den Ring aus Quadern, der entlang der Turmwand auf dem Boden angeordnet war und auf dem die Holzbehälter ruhten und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.

Nach dem Leeren des Krugs begann wieder jenes angenehme Duseln und Jero fühlte sich wieder wohl. Er füllte den Zinnkrug ein zweites Mal und stimmte seine Lieder an, die von früheren Schlachten und den holden Jungfrauen erzählten. Seine tiefe Stimme hallte durch den Turm, und die Fledermäuse beteiligten sich mit einem erneuten aufgeschreckten Flattern.

Mit jeder weiteren Krugfüllung wurde des Ritters Gesang lauter und schauerlicher, und Jero weinte. In die Atmosphäre des das Turminnere verhalten füllende Licht rieselte ein wohltuender und goldener Regen der Müdigkeit und dem Trunkenen gelang es gerade noch, sich auf den Quaderring aus schwarzem Stein zu legen.

Dann erklang ein schauriges Schnarchen, das durch den hohen Turmraum hallte und die Fledermäuse wieder flattern ließ. Durch die wenigen Schießscharten im Sturmfried schien das schimmernde Licht hinaus ins Dunkle der Nacht, und die Fackel war beim Aufgang der Sonne verglommen.

Der gelbe Himmel und die graue Ebene

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