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Himmel

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Zur Zeit der Mitte des lichten Tages stach die Sonne, und Jero schwitzte unter seiner Rüstung. Er fühlte keine angenehme Wärme, sondern eine Hitze, die sein Inneres ruhelos in ihm sich drehen und wälzen ließ.

Glücklicherweise hatte er die letzten Schaufeln Sand der Ebene bewegt und sah nun - nach einer eintönigen und beruhigenden Arbeit - zur schwarzen und präzise gestalteten und eckigen Silhouette seiner Burg. Bevor die unangenehme Hitze sich zu einem Grad der Unerträglichkeit steigern würde, kehrte er in die Kühle seiner Burg zurück. Das Abwaschen der schwarzen Steine war recht zügig verlaufen, denn nachdem der Ritter ein Minimum an Blut entfernt hatte, bemerkte er die gewaltige Resistenz des Rests, der unweigerlich verblieb. Jero war angenehm überrascht und integrierte den getrockneten Lebenssaft als Signum seiner wehrhaften Brutalität - Warnung für weitere.

Dann überließ er den Wasserkübel mit dem Baumwolltuch sich selbst und stieg die Steintreppe innerhalb vom Sturmfried hinauf und horchte hinaus. Da spürte er wieder das Drückende des oberen Himmels, das tief gelb und von der unbarmherzigen Sonne gespeist über der Ebene lastete. Der untere Himmel, in dem Jero lebte und in seinem kleinen, schwebenden Segelschiff von Zeit zu Zeit dahertrieb, war angenehmer und milder.

Der Ritter entledigte sich seiner Rüstung, zog das schwere Kettenhemd aus, schnallte die Blechteile von seinen Beinen ab und befreite sich von den langen Gürteln seiner Waffen.

Da stellte er sich wieder an die säumende Mauer, legte seine Hände auf den warmen Stein zwischen zwei Zinnen und spürte einen kühlenden und wohltuenden Luftzug. Jero schloss genießend die Augen, fühlte sich leichter und befreit vom notwendigen Metall, das ihn vor den Anschlägen der Täglichkeit schützte. Dabei vernahm er das leise Knattern des Gebälks und der Stricke und Seile seines Segelschiffs, das vertäut am Sturmfried lag, sich im Luftmeer sanft hin und her wog.

Jero bemerkte, dass er für einen kurzen und unbedachten Moment eingenickt war, wankte duselnd von der Zinnenmauer weg und legte sich auf den Boden aus schwarzem Stein.

Die Kühle des späten Abends weckte den Ritter und er fröstelte. Unwillkürlich richtete er sich auf und tastete - sich auf den rechten Arm stützend - nach innerer Orientierung. Es gelang ihm nicht, und es dauerte eine geraume Weile, bis er seinen Blick erhob und die dunkelblauen Wolken sah. Ein kleines Quantum Frische ließ den Ritter auf die Beine kommen, und in der Ferne sah er den letzten Hauch des lichten Tages.

Jero roch in den wohltuenden Abendwind hinein und genoss dessen Würze. Allmählich gewann des Ritters innere Substanz an Form und Gestalt, und er schritt die Zinnenmauer entlang. An seinem Schiff angekommen, dessen Deck sich nur wenig unter dem Mauerrand befand, bedachte er es mit einem prüfenden Blick und setzte dann seinen Weg fort.

Und da sprang - intensiv wie das Leuchten eines Smaragds - ein grünes Licht in den Blick des Ritters, der wie angewurzelt stehen blieb. Gleichzeitig schaute er in das Zentrum der Aufmerksamkeit und sah wieder jenen grünen Schimmer, der durch das offene Burgtor in den Burghof hineinschien.

Der gelbe Himmel und die graue Ebene

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