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Graue Horde

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Jero fiel von dem Quaderring und stieß dabei den ebenso darauf befindlichen und halb gefüllten Bierkrug um. Denn das Turmesinnere erzitterte, wurde gepeinigt von heftigen Schlägen, die von der Eichenholztür gnadenlos ins Düstere vom Sturmfried drangen.

Noch benebelt - sein inneres Auge war von ordentlichen Schwaden eingehüllt - starrte er auf die Eichenholztür, die äußerst stabil war, das Poltern aushielt, denn Jero war ein guter Handwerker. Jedoch klapperte das Schloss bei jeder dieser grauenhaften Erschütterungen, und der Ritter sah im nächsten Moment die Verankerung des Riegels aus dem Mauerwerk springen. Gleichzeitig flog die Tür auf, und Jero sah die stumpfe Spitze eines Baumstamms, der im nächsten Moment nieder krachte. Dann stürzten Gestalten, die in graue Kutten gehüllt waren, in den Turm und begannen, auf den noch auf dem Steinboden liegenden und auf den linken Arm sich stützenden Ritter einzupeitschen. Doch mit diesen Schmerzzufügungen, gegen die sich Jero mit erhobenem rechten Arm und unbewusst mit seinem Kettenhemd wehrte, begnügten sich die grauen Gestalten nicht. Sie begannen nun, den Ritter festzuhalten und mit den Lederpeitschen zu fesseln. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, auf dem einige blutende Striemen ruhten, sah Jero, was diese widerlichen Kuttenwesen mit ihm machten.

Da versuchte er, seine Arme zu bewegen und die Angst in dieser Enge, brachten den Ritter in Bewegung. Er wand sich, kickte mit seiner Stirn den Kopf eines dieser Fesselnden weg und rollte mehrmals über seinem Boden hin und her. Die Gestalten wichen zurück, und Jero erhob sich, denn die Beine waren frei, hatten sich während des Rollens von den umgelegten und noch nicht zusammengebundenen Peitschen entledigt.

Die Grauen wollten nun erneut sich des Ritters bemächtigen, doch sie zögerten, denn er war so viel größer als sie. Diesen Moment nutzte Jero, um seine hinter dem Rücken gefesselten Hände vor die Brust zu bringen, indem er seine Beine nacheinander und angewinkelt durch die durch seine beiden Arme gebildete Schlinge hindurch zog. Kaum war es gelungen, waren sie schon wieder heran und hatten ihn fast umgeworfen. Doch der Ritter hatte mit seinen Händen eine gemeinsame Faust gebildet und schlug damit und mit seinen Armen in die Gesichter und auf die Körper der Grauen. Es waren fünf - Jero hatte nun den Überblick - und die um ihn verharrenden Humpelnden und Blutenden - sie überlegten eine neue Strategie - sahen, wie der Ritter sich zu seinen Waffen bückte.

Sofort griffen sie mit ungeahntem und Ekel erregendem Geschrei und mit schwingenden Peitschen an. Da flog der erste Graukuttenkopf, zog einen Blutschweif hinter sich her. Schreie anderer Art erklangen, durchhallten das Turmesinnere, und Jero bemerkte erst jetzt das aufgeregte Flattern der Fledermäuse, denen es nicht gelang, ein Auge zuzudrücken. Zwei der Wesen spürten den blanken und mattgrauen Stahl des Ritters Schwert, und die übrigen zwei ergriffen die Flucht. Jero verfolgte sie und streckte sie mit seinem Morgenstern am Burgtor nieder.

Der Ritter - inzwischen bar der Fesseln an seinen Händen - brachte die leblosen Körper nach draußen vor die Burg und vergrub sie, hinein in die graue Ebene. Dann wusch er das Blut von den Steinen seines Turms und von denen am Tor. Während dieser Zeit empfand er nichts, denn er war einst einer von ihnen gewesen.

Der gelbe Himmel und die graue Ebene

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